Die Bruderschaft der Black Dagger
sonst gäbe es ja keinerlei Raum für Entwicklungen, Konflikte und Lösungen. Und selbst nach den Verbesserungen in Blutlinien und Vampirträume ist die Welt der Black Dagger noch lange nicht perfekt. Es wird weiterhin Konflikte geben, die gelöst werden müssen - in Rehvenges Buch wird es noch eine Menge davon geben.
Handlungsstränge müssen sich immer in einem glaubhaften Rahmen bewegen. Ohne Ausnahme. Für mich ist die stärkste Szene des Buches die, in der Phury die Privatunterkunft der Jungfrau der Schrift verlässt, nachdem er die Auserwählten befreit hat. Daraufhin kehrt er ins Refugium zurück:
Er erstarrte, als er die Tür aufmachte.
Das Gras war grün.
Das Gras war grün und der Himmel blau … die Narzissen gelb, und die Rosen strahlten in allen Farben des Regenbogens, und die Gebäude waren rot und beige und dunkelblau …
Unter ihm strömten die Auserwählten aus ihren Quartieren, hoben ihre jetzt bunten Roben an, sahen sich aufgeregt und verwundert um.
Cormia trat aus dem Tempel des Primals, das schöne Gesicht drückte Unglauben aus. Als sie ihn entdeckte, schlug sie sich die Hand vor den Mund, und ihre Augen blinzelten hektisch.
Mit einem Aufschrei raffte sie ihre traumhafte lavendelfarbene Robe und rannte auf ihn zu, Tränen flossen ihr über die Wangen.
Er fing sie auf, als sie an ihm hochsprang, und hielt ihren warmen Körper fest an seinen gepresst.
»Ich liebe dich«, stieß sie hervor. »Ich liebe dich, ich liebe dich … ich liebe dich.«
In diesem Augenblick, vor ihm die sich wandelnde Welt, die ihm gehörte, im Arm seine Shellan, spürte er etwas, das er niemals für möglich gehalten hätte.
Er fühlte sich endlich als der Held, der er immer hatte sein wollen.
- VAMPIRTRÄUME, Seite 293
Ehrlich gesagt, habe ich beim Schreiben dieser Szene wie ein Baby geheult. Es war einfach der perfekte Moment für Phury - und er wäre so nicht möglich gewesen, wenn es in der Welt nicht etwas in Ordnung zu bringen gegeben hätte.
Wenn es ums in Ordnung bringen geht, noch ein Wort über Phury und Z. Auch die Beziehung der beiden Zwillinge zueinander musste im Buch thematisiert werden, und da gab es eine Menge, mit dem sie klarkommen mussten. Phury hatte mit einer Menge aufgestauter Frustration und Wut zu kämpfen, die sich schließlich auch Bahn brachen. Ich würde sagen, dass Zs mangelnde Dankbarkeit eher auf seine aktuelle leidvolle Situation zurückzuführen ist (insbesondere seine Sorgen aufgrund von Bellas Schwangerschaft), anstatt auf einen grundlegenden Groll darüber, dass er gerettet wurde. Manchmal ist es schwer, dankbar dafür zu sein, noch auf diesem Planeten zu wandeln, wenn das eigene Leben in den Grundfesten erschüttert wurde.
Aber Phury brauchte die Anerkennung und die Dankbarkeit seines Zwillings. Eine der bewegendsten Szene der ganzen Serie, beim Schreiben derer ich definitiv geweint habe, ist sicherlich die Versöhnung der beiden Brüder nach Nallas Geburt. Zu diesem Zeitpunkt ist Phury auf dem besten Weg aus seiner
Drogensucht und hat es geschafft, seine Rolle als Primal neu zu definieren. Und Bella und Nalla haben die Geburt überlebt, also ist auch Z in einer viel glücklicheren Situation. Dennoch bleiben die Zwillinge einander entfremdet. Zumindest bis Zsadist zu Rehvs Haus in den Adirondacks kommt und Puccini für seinen Bruder singt:
Phury kam auf die Füße, als hätte ihn die Stimme seines Zwillingsbruders, nicht seine eigenen Beine aus dem Stuhl gehoben. Das war der Dank, der nie ausgesprochen worden war. Das war die Danksagung für die Rettung und die Würdigung des Lebens, das gelebt wurde. Das war die weit geöffnete Kehle eines erstaunten Vaters, dem die Worte fehlten, um seinem Bruder gegenüber auszudrücken, was er fühlte, und der die Musik brauchte, um sich erkenntlich zu zeigen.
- VAMPIRTRÄUME, Seite 341
Wenn man meine Bücher liest, wird man hin und wieder auf ein paar Zeilen stoßen, die eigentlich nicht unbedingt nötig sind, um die Dinge richtig zu verstehen. Ich denke an Szenen mit John und Cormia, Phury und Wrath, Phury und Cormia. Doch diese Zeilen sollen alle auf diesen Moment hinführen, in dem Zs Gefühle zu komplex und überwältigend sind, als dass er sie erklären könnte. Also singt er, um sie auszudrücken. Und seine Botschaft wird richtig verstanden: als das große Dankeschön, verpackt in einem Lied. Perfekt.
Das Motiv der wortlosen Kommunikation wird auch im letzten Absatz des Buches nochmals aufgegriffen. Darin drückt Phury
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