Die Bruderschaft der Black Dagger
mir leid.«
Ihre halbwüchsige Tochter kam vorbei und verdrehte die Augen, bevor sie die Treppe hinaufging. »Nehmt euch ein Zimmer.«
T. W. ließ seine Frau los und strich ihr das allmählich grau werdende Haar hinter die Ohren. »Ich glaube, wir sollten uns
ihren Rat zu Herzen nehmen, was meinst du? Und übrigens, an unserem Hochzeitstag fahren wir weg - und nicht zu einer Konferenz.«
Seine Frau lächelte, dann strahlte sie geradezu. »Was ist denn in dich gefahren?«
»Ich habe heute Abend einen Patienten und seine Frau in der Praxis gehabt …« Er zuckte zusammen und rieb sich die Schläfen. »Ich meine … was hab ich gerade gesagt?«
»Wie wäre es mit Abendessen?«, fragte seine Frau und kuschelte sich an seine Seite. »Und dann kommen wir nochmal auf das Zimmer zurück.«
T. W. legte den Arm um sie. Als sie gemeinsam durch den Flur in die Küche gingen, küsste er sie. »Das klingt perfekt. Einfach perfekt.«
10
I m Anwesen der Bruderschaft stand Z an einem der Fenster in seinem und Bellas Zimmer und blickte auf die Terrasse und den Garten hinter dem Haus. Seine Handgelenke brannten von der Laserbehandlung, aber der Schmerz war nicht so schlimm.
»Mich überrascht die ganze Sache nicht«, sagte er. »Mal abgesehen davon, dass ich den Arzt mochte.«
Bella stellte sich hinter ihn und legte ihm die Arme um die Taille. »Er war wirklich ein anständiger Kerl.«
Die Ratlosigkeit umschwebte sie wie Nebel: Zsadist wusste nicht, was jetzt passieren sollte. Er hatte ein bisschen darauf gebaut, dass die Fesseln entfernt werden könnten, als würde dadurch irgendwie alles besser.
Obwohl ja trotzdem noch die Narben auf seinem Gesicht blieben.
Hinter ihnen im Kinderzimmer stieß Nalla ein Gurgeln aus, dann folgte ein Jammerlaut.
»Ich hab sie gerade gefüttert und gewickelt«, meinte Bella und wollte schon gehen. »Ich weiß auch nicht, was sie jetzt wieder …«
»Lass mich zu ihr gehen«, sagte er mit gepresster Stimme. »Lass mich probieren, sie …«
Bellas Augenbrauen wanderten höher, doch dann nickte sie. »Okay. Ich bleibe hier.«
»Ich lass sie nicht fallen, versprochen.«
»Das weiß ich doch. Achte nur darauf, ihren Kopf zu stützen.«
»Alles klar, verstanden.«
Z fühlte sich, als träte er unbewaffnet einem Haufen Lesser gegenüber, als er an die Wiege trat.
Leise schnaubte Nalla, sie schien ihn zu wittern.
»Ich bin’s, dein Vater. Papa.« Wie würde sie ihn nennen?
Er betrachtete seine Tochter. Sie trug einen Red-Sox-Strampelanzug, zweifellos ein Geschenk von V und/oder Butch, und ihre Unterlippe zitterte, als wollte sie von ihrem Kinn springen, hätte aber Angst vor dem Sturz.
»Warum weinst du, meine Kleine?«, fragte er leise.
Sie reckte ihm die Arme entgegen, und er blickte zur Tür. Bella stand nicht im Türrahmen, worüber er froh war. Er wollte nicht, dass jemand mit ansah, wie unbeholfen er sich anstellte, als er sich über die Wiege beugte und …
Nalla passte perfekt in seine Hände, ihr Popo in der Innenfläche der einen liegend, ihr Köpfchen in der anderen. Als er sich aufrichtete und sie hochhob, fühlte sie sich erstaunlich kräftig und warm und …
Sie griff nach seinem Pulli und zog sich an ihn heran, verlangte Nähe … und ihrem Wunsch zu entsprechen, kam ihm erschreckend einfach vor. Als er sie an die Brust drückte, wurde sie sofort ruhig und schmiegte sich mit dem ganzen Körper an ihn.
Sie auf dem Arm zu halten war so natürlich. Genau wie zum Schaukelstuhl zu gehen und sich hinzusetzen und sich mit einem Fuß sanft abzustoßen.
Beim Anblick ihrer Wimpern und ihrer Pausbacken und an ihrem Klammergriff um seinen Pulli erkannte er ganz unvermittelt,
wie sehr sie ihn brauchte - und zwar nicht nur, um sie zu beschützen. Sie brauchte auch seine Liebe.
»Sieht aus, als kämt ihr ganz gut miteinander klar«, sagte Bella leise von der Tür her.
Er blickte auf. »Sie scheint mich zu mögen.«
»Natürlich mag sie dich.«
Er wandte sich wieder seiner Tochter zu und sagte nach einer Weile: »Es wäre toll gewesen, sie loszuwerden. Die Tattoos. Aber sie würde trotzdem Fragen über mein Gesicht stellen.«
»Sie wird dich sowieso lieben. Das tut sie jetzt schon.«
Mit dem Zeigefinger strich er über Nallas Arm, liebkoste sie, während sie sich noch dichter an sein Herz kuschelte und ihm auf den Handrücken patschte.
Aus heiterem Himmel sagte er: »Du hast mir nie viel von der Entführung erzählt.«
»Ich … äh … ich wollte dich nicht
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