Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
Vom Netzwerk:
holen sie noch ihre Schwester dazu.«
    »Was ist mit der anderen Hälfte?«
    »Die klauen ihm einfach die Brieftasche. Kurzfristige Zielsetzung, schneller Gewinn.« Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht, und ich hörte die Stoppeln knistern. »Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der einen Rat annimmt, aber vielleicht hörst du mir deinem Großvater zuliebe zu«, fuhr er fort. »Das hier ist den Aufwand nicht wert, nicht wenn es nur um eine Beziehungskiste geht, die sich auf die eine oder andere Art von selber lösen wird. Lass es sein. Da draußen gibt’s leichteres Geld zu verdienen.«
    Ich trank einen Schluck Kaffee. Er schmeckte wie altes Motoröl. Wenn ich nicht gesehen hätte, wie er ihn eingegossen hat, hätte ich gesagt, dass Earle nach hinten gegangen und den Becher in die Bucht getaucht hat, bevor er ihn mir gab. Andererseits hatte er vielleicht irgendwo ein paar besonders eklige Becher und Gläser für spezielle Gäste stehen.
    »So läuft das nicht, Jimmy«, sagte ich.
    »Yeah, ich dachte mir schon, dass ich umsonst rede.«
    »Du weißt also über Tobias Bescheid?«
    »Du bist zuerst dran. Hier dreht’s sich doch nicht bloß um ein Mädchen, das mit dem falschen Typ geht.«
    »Ich bin von jemandem engagiert worden, der meint, dass er Dreck am Stecken hat, und möglicherweise sauer auf ihn ist.«
    »Und du bist zu mir gekommen, weil du denkst, Tobias stockt seine Fracht auf illegale Art und Weise auf, um über die Runden zu kommen, und ich wüsste darüber Bescheid.«
    »Jimmy, du weißt Sachen, von denen nicht mal Gott etwas weiß.«
    »Das kommt daher, weil Gott nur an seinem Anteil interessiert ist, den wir alle irgendwann bezahlen müssen, so dass Gott es sich leisten kann zu warten. Ich hingegen versuche ständig zu expandieren.«
    »Also, zu Joel Tobias.«
    Jimmy zuckte die Achseln. »Über diesen Typ kann ich dir nicht viel sagen, aber das, was ich weiß, wird dir nicht gefallen …«
    Jimmy kannte sich an der Grenze aus. Er kannte jede Straße, jeden Meeresarm und jede abgelegene Bucht im Staat Maine. Er arbeitete weitestgehend selbständig und war als Mittelsmann für eine ganze Reihe krimineller Organisationen tätig, die oft froh waren, wenn sie sich von den illegalen Aktivitäten, die sie finanzierten, fernhalten konnten. Ob Schnaps, Drogen, Menschen oder Geld – für alles, was transportiert werden konnte, fand Jimmy eine Beförderungsmöglichkeit. Über lange Zeiträume hinweg wurden Schmiergelder gezahlt, und es gab Männer in Uniform, die wussten, wann sie in die andere Richtung schauen mussten. Er sagte immer, dass er mehr Leute auf seiner Gehaltsliste habe als die Regierung und seine Jobs sicherer seien.
    Seit den Ereignissen vom 11. September 2001 hatte sich für Jimmy und andere wie ihn alles geändert. Die Grenzkontrollen wurden verstärkt, und Jimmy konnte keine reibungslosen Lieferungen mehr garantieren. Die Schmiergelder wurden höher, und einige seiner Helfershelfer erklärten Jimmy, dass sie das Risiko, für ihn zu arbeiten, nicht mehr eingehen könnten. Zwei Ladungen waren beschlagnahmt worden, und die Leute, deren Ware er transportierte, waren darüber alles andere als froh. Jimmy verlor Geld und Kunden. Aber die Wirtschaftskrise kam ihm auch ein bisschen zugute. Bargeld war knapp, die Jobs verschwanden, und unter diesen Umständen kam Männern, die zu kämpfen hatten, das Schmuggeln wie eine ziemlich gute Möglichkeit vor, um die schweren Zeiten zu überstehen. Aber auch wenn Jimmy stets gute Helfer brauchte, achtete er darauf, wen er beschäftigte. Er wollte Leute, denen er trauen konnte, die sich keine Angst anmerken ließen, wenn die Hunde ihre Lastwagen oder Pkws beschnupperten, die Jimmy nicht übers Ohr hauten und mit den Einnahmen durchbrannten. So etwas machten nur Anfänger. Die Älteren waren nicht so dämlich. Jimmy mochte zwar wie ein freundlicher Typ wirken, nicht aber Earle. Earle würde einer jungen Katze die Beine brechen, wenn sie Milch verschüttete.
    Und falls Earle mit einer Sache nicht klarkommen sollte, was selten der Fall war, hatte Jimmy überall Freunde, die ihm einen Gefallen schuldig waren und wussten, wo man nach jemandem Ausschau halten musste, der so dämlich war, sich mit Jimmy Jewel anzulegen. Und da Anfänger nur mit Fuhren betraut wurden, bei denen es um Werte im niedrigen fünfstelligen Bereich ging, waren ihre Fluchtmöglichkeiten begrenzt, vorausgesetzt, sie kamen überhaupt an die »Kästen« ran, die verborgenen Stauräume. Und

Weitere Kostenlose Bücher