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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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direkt anzusprechen, als Tobias im Three Dollar Dewey’s allein einen trank, nachdem er eine saubere Fuhre in einem Lagerhaus an der Commercial Street abgeliefert hatte. Es war vier Uhr nachmittags, weshalb die abendliche Meute noch nicht im Dewey’s eingefallen war. Jimmy und Earle gesellten sich zu Tobias an die Bar, stellten sich links und rechts von ihm auf und fragten ihn, ob sie ihm einen Drink ausgeben dürften.
    »Ich habe schon was«, sagte Tobias und widmete sich wieder seiner Zeitschrift.
    »Wir wollen ja bloß freundlich sein«, sagte Jimmy.
    Tobias warf einen kurzen Blick auf Earle. »Aha? Ihr Freund sieht auch ganz freundlich aus.« Earle sah in etwa so freundlich aus wie eine Pestratte, in deren Fell »Knutsch mich« eingebrannt war.
    Tobias wirkte weder beunruhigt noch ängstlich. Er war ein breitschultriger Typ, nicht so breit wie Earle, aber strammer. Jimmy wusste aufgrund seiner Erkundigungen, dass Tobias ein ehemaliger Soldat war. Er hatte im Irak gedient, und seine linke Hand, an der der kleine Finger und sein Nachbar fehlten, sah aus wie angeknabbert, aber er war bei guter Verfassung, so als habe er die Gewohnheiten beibehalten, die er beim Militär gelernt hatte. Er hatte auch den Kontakt zu seinen alten Kameraden aufrechterhalten, soweit Jimmy das feststellen konnte, was ihm leichte Sorgen bereitete. Denn egal, welchem Schwindel Tobias nachging, er machte es jedenfalls nicht allein. Bei Soldaten, ob ehemalige oder nicht, lief es immer auf Knarren hinaus, und Jimmy konnte Knarren nicht leiden.
    »Er ist eine Schmusekatze«, sagte Jimmy. »Ich bin derjenige, wegen dem Sie sich Gedanken machen sollten.«
    »Schaun Sie, ich will ein Bier trinken und ein bisschen lesen. Warum nehmen Sie Ihren Igor nicht mit und erschrecken ein paar Kids? Ich habe mit Ihnen nichts zu bereden.«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Jimmy.
    Tobias trank einen Schluck Bier, schaute ihn aber nicht an. »Yeah, ich weiß, wer Sie sind.«
    »Dann wissen Sie ja auch, weshalb ich hier bin?«
    »Ich brauche die Arbeit nicht. Mir geht’s ganz gut.«
    »Besser als gut, soweit ich gehört habe. Sie fahren einen klasse Sattelzug. Sie zahlen Ihre Raten ab und haben noch genug übrig, um sich nach einem harten Arbeitstag ein Bier zu leisten. Wenn Sie mich fragen, geht’s Ihnen prächtig.«
    »Wie Sie schon sagten, ich arbeite hart.«
    »Mir kommt’s so vor, als ob Sie einen Dreißigstundentag brauchen, um in dieser schweren Zeit so viel Geld zu verdienen. Ein Selbständiger, der mit den großen Jungs konkurriert. Verdammt, Sie müssen ja so gut wie gar nicht zum Schlafen kommen.«
    Tobias sagte nichts. Er trank sein Bier aus, rollte seine Zeitschrift zusammen, nahm den Großteil seines Wechselgelds von der Bar und ließ einen Dollar Trinkgeld liegen.
    »Sie sollten das sein lassen«, sagte er.
    »Sie sollten ein bisschen Respekt bezeugen«, sagte Jimmy.
    Tobias schaute ihn leicht belustigt an.
    »War schön, mit Ihnen zu reden«, sagte er und stand auf. Earle streckte den Arm aus, um ihn wieder auf seinen Hocker zu drücken, aber Tobias war zu schnell für ihn. Er wirbelte von Earle weg, dann trat er ihm mit aller Kraft seitlich ans Knie. Earles Bein gab nach, worauf Tobias ihn an den Haaren packte und Earles Kopf an die Bar knallte. Earle sank benommen zu Boden.
    »So was wollen Sie nicht«, sagte Tobias. »Kümmern Sie sich um Ihren Kram, und ich kümmere mich um meinen.«
    Jimmy nickte, aber es war kein versöhnliches Nicken, sondern lediglich ein Zeichen, dass sich für ihn ein Verdacht bestätigt hatte.
    »Fahren Sie vorsichtig«, sagte er.
    Tobias ging rückwärts hinaus. Earle, der sich das Knie hielt, hatte sich wieder gefangen und wollte allem Anschein nach nicht lockerlassen, doch Jimmy legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.
    »Lass ihn gehen«, sagte er und schaute Tobias hinterher. »Das ist erst der Anfang.«
    Unterdessen bemühte sich Earle im Sailmaker darum, so zu tun, als belausche er unser Gespräch nicht.
    »Tobias hat ihn in seiner beruflichen Ehre gekränkt«, sagte Jimmy.
    »Yeah, tja, ich bin zutiefst erschüttert.«
    »Das solltest du auch sein. Earle vergisst keine Kränkung.«
    Ich sah zu, wie der breitschultrige Mann die Bar abwischte, obwohl keine Gäste da waren und der Sailmaker nicht sauberer werden würde, ohne dass man sämtliche Flächen mit Säure übergoss. In dieser Hinsicht hatte er viel mit dem Blue Moon gemeinsam.
    »Er hat für das, was Sally Cleaver widerfahren ist,

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