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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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weithin sehen konnte.«
    »Ein Signalfeuer«, echote Gainswick, und sein Gesicht wurde noch blasser. »Wer hat das Feuer entzündet?«
    »Aufrührer, Räuber, Sektierer – um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht«, gestand Sir Walter. »Das ist der Grund für unseren Besuch, Professor. Ich hatte gehofft, dass Sie mit Ihren Kenntnissen ein wenig Licht in die Sache bringen könnten.«
    Gebannt betrachtete Gainswick die Zeichnung und konnte den Blick nicht davon wenden. Quentin sah, dass die Hände des alten Gelehrten zitterten, und er fragte sich, was es wohl sein mochte, das den Professor so beunruhigte:
    Gainswick brauchte einen Moment, um sich zu fassen. »Was haben Sie bereits herausgefunden?«, fragte er dann.
    »Trotz aller Bemühungen noch nicht sehr viel«, räumte Sir Walter ein. »Nur dass dieses Zeichen offenbar von einer Bande von Aufrührern verwendet wird. Und dass es in der alten Sprache ›Schwert‹ bedeutet.«
    »Es bedeutet weit mehr als das«, sagte Gainswick und schaute auf, und der Blick, mit dem er seine Besucher bedachte, gefiel Quentin ganz und gar nicht.
    »Dieses Zeichen«, fuhr der Gelehrte mit Flüsterstimme fort, »dürfte es eigentlich nicht geben. Es gehört einem Satz verbotener Runen an, die schon vor tausenden von Jahren von den Druiden geächtet wurden. Sie reichen zurück in dunkle, heidnische Vorzeit.«
    »Das sagte man uns schon«, Sir Walter nickte. »Aber was hatte es mit diesem Zeichen auf sich? Weshalb wurde es verboten?«
    »In alter Zeit«, sagte Gainswick mit einer Stimme, die Quentin schaudern ließ, »als die Stämme noch zu heidnischen Naturgottheiten beteten, waren die Druiden mächtig und gefürchtet. Sie waren Weise und Mystiker, Wahrsager und manchmal auch Zauberer.«
    »Zauberer?«, fragte Quentin, und man konnte den Kloß sehen, der seinen Hals hinauf und hinab wanderte.
    »Nur Aberglaube, mein Junge«, beschwichtigte Sir Walter. »Nichts, worum du dich sorgen müsstest.«
    »Einst habe ich ebenso gedacht«, sagte Gainswick und senkte die Stimme noch ein wenig mehr. »Aber Weisheit kommt über die Jahre, und im Alter erkennt man vieles, was einem in der Jugend verborgen blieb. Heute glaube ich, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als die moderne Wissenschaft zugeben mag.«
    »Was denn?«, fragte Sir Walter fast amüsiert. »Wollen Sie uns weismachen, dass die Druiden der Vorzeit tatsächlich zaubern konnten, Professor? Sie ängstigen den armen Quentin.«
    »Das liegt nicht in meiner Absicht. Aber Sie haben mich gefragt, womit Sie es hier zu tun haben, mein lieber Walter. Und die Wahrheit ist, dass Sie sich mit dunklen Mächten eingelassen haben.«
    »Mit dunklen Mächten? Wie darf ich das verstehen?«
    »In jener alten Zeit«, fuhr Gainswick fort, »gab es zwei Arten von Druiden. Die einen folgten dem Pfad des Lichts und setzten ihr Wissen zum Guten ein, um zu heilen und zu erhalten. Aber es gab auch andere, die ihre Fähigkeiten dazu missbrauchten, ihre Macht zu vermehren und die Geschicke der Menschen zu beeinflussen. Um an ihre Ziele zu gelangen, schreckten sie vor keiner Untat zurück und verübten Menschenopfer und grausame Rituale. Die Mitglieder jener geheimen Kreise trugen dunkle Roben und hatten Masken vor ihren Gesichtern, damit niemand ihre Identität erkennen sollte. Und zusätzlich zu den herkömmlichen Runen, mit denen die Druiden ihre Geheimnisse bewahrten und die Zukunft deuteten, entwickelten sie weitere Zeichen. Dunkle Zeichen von dunkler Bedeutung.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Sir«, sagte Sir Walter, der aus dem Augenwinkel sah, wie Quentin auf seinem Sessel hin und her rutschte.
    »Sie nannten sich ›Bruderschaft der Runen‹ und schworen der alten Lehre ab. Stattdessen frönten sie dämonischen Mächten, die ihnen, so wird es überliefert, die neuen Zeichen gaben. Die rechtschaffenen Druiden mieden und fürchteten diese Zeichen, und man begann damit, die Bruderschaft zu bekämpfen. Die meisten ihrer verbotenen Runen sind im Lauf der Jahrtausende verloren gegangen. Bis auf diese: die Schwertrune.«
    »Und was hat es damit auf sich?«, fragte Quentin sichtlich nervös.
    Der Professor lächelte. »Das weiß ich nicht, mein Junge. Aber es muss etwas an der Sache dran sein, das ist sicher.«
    »Weshalb?«, wollte Sir Walter wissen.
    »Weil es Quellen gibt, die es belegen. Vor einigen Jahren bin ich in der Königlichen Bibliothek auf eine alte Handschrift gestoßen, die in Latein abgefasst war. Es war die Abhandlung eines

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