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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hier, werter Abt. Können Sie uns etwas über dieses Zeichen sagen?«
    »Über dieses Zeichen?« Abt Andrew schien einen Moment lang nachzudenken. »Nein«, sagte er dann. »Ich bedauere, Sir Walter. Es gibt nichts, was ich Ihnen darüber sagen könnte.«
    »Obwohl das Zeichen in Ihrer Bibliothek gefunden wurde?«
    »Wie Sie wissen, waren die Mönche meines Ordens nicht die Bauherren der Bibliothek.«
    »Das nicht, aber Sie haben sie verwaltet. Und Quentin glaubt sich zu erinnern, dass just in dem Regal, das mit dieser Rune markiert war, ein Buch fehlte. Möglicherweise war es der gestohlene Band. Das fehlende Indiz für den Mord an Jonathan Milton.«
    »Ist das wahr, Master Quentin?« Abt Andrew schaute Quentin fragend an, und in seinen Blick mischte sich ein Ausdruck von Entschlossenheit, der etwas Respektgebietendes hatte und zu einem Mönch nicht recht zu passen schien.
    »Ja, Euer Ehren«, erwiderte der junge Mann, als stünde er vor Gericht.
    »Können Sie sich denken, welches Buch fehlte?«, erkundigte sich Sir Walter. »Bitte, hochwürdiger Abt, es ist sehr wichtig. Da die Bibliothek völlig niedergebrannt ist, können wir unsere Vermutungen leider nicht mehr überprüfen. Alles, was uns bleibt, ist die Erinnerung.«
    »Und manchmal vermag auch sie uns zu täuschen«, sagte der Abt rätselhaft. »Es tut mir Leid, Sir Walter. Ich kann Ihnen und Ihrem Neffen nicht weiterhelfen. Weder kann ich Ihnen etwas über diese Rune sagen noch über das Buch, das möglicherweise aus dem Bestand der Bibliothek entwendet wurde. All dies ist bei dem Brand in Rauch aufgegangen, und dabei sollten Sie es belassen.«
    »Das kann ich nicht, werter Abt«, widersprach Sir Walter höflich, aber bestimmt. »Bei allem Respekt, den ich Ihrem Amt und Ihrem Orden entgegenbringe – einer meiner Schüler ist in Ihrer Bibliothek ermordet worden, und um ein Haar wäre auch mein Neffe dort ums Leben gekommen. Selbst Inspector Dellard scheint keinen Zweifel daran zu hegen, dass ein ebenso gerissener wie skrupelloser Mörder in Kelso sein Unwesen treibt, und ich werde nicht eher ruhen, bis er gefunden und seiner gerechten Bestrafung zugeführt wurde.«
    »Sie suchen Rache?«, fragte der Abt mit leisem Vorwurf.
    »Ich suche Gerechtigkeit«, verbesserte Sir Walter bestimmt.
    Der Mönch musterte ihn lange und durchdringend. Was er dabei dachte, war unmöglich zu erahnen. »Wie auch immer«, sagte er schließlich, »Ihre Beobachtungen scheinen mir ein Fall für den Inspector und seine Männer zu sein. Wie Sie sich denken können, war er bereits hier und hat mir einige Fragen gestellt. Und ich hatte den Eindruck, dass der Fall bei ihm in guten Händen liegt.«
    »Möglicherweise«, räumte Sir Walter ein, »vielleicht aber auch nicht. Inspector Dellard scheint seine eigene Theorie zu verfolgen, was diesen Fall betrifft.«
    »Dann ist er dem Täter bereits auf der Spur?«
    »Oder er verfolgt eine falsche Fährte. Die Dinge sind zu undurchsichtig, als dass man dies im Augenblick mit Bestimmtheit sagen könnte. Aber ich weiß, dass ich mich auf meinen Neffen verlassen kann, werter Abt, und wenn Quentin sagt, dass er dieses Zeichen gesehen hat, dann glaube ich es ihm. Wissen Sie, was es bedeutet?«
    »Woher sollte ich?« Die Frage des Abts klang ungewöhnlich spitz.
    »Es ist eine Schwertrune, ein Symbol aus dem frühen Mittelalter, also aus einer Zeit, in der Ihre Vorgänger das Heidentum bereits bezwungen hatten.«
    »Das ist nicht weiter ungewöhnlich. In vielen Teilen Schottlands haben sich heidnische Traditionen und Gebräuche bis ins sechzehnte Jahrhundert hinein behauptet.« Abt Andrew lächelte. »Sie kennen den Starrsinn, der unseren Landsleuten bisweilen nachgesagt wird.«
    »Mag sein. Aber etwas – nennen Sie es ein Gefühl, eine Ahnung – sagt mir, dass es mit diesem Zeichen mehr auf sich hat. Es ist nicht nur eine Rune, ein überkommenes Zeichen, dessen Bedeutung längst verloren gegangen ist. Es ist ein Symbol.«
    »Ein Symbol pflegt stets für etwas zu stehen, Sir Walter«, wandte der Abt ein und schaute Scott prüfend an. »Wofür sollte diese Schwertrune stehen?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand der Herr von Abbotsford schnaubend. »Aber ich habe mir geschworen, es herauszufinden. Schon weil ich es Quentin und dem armen Jonathan schuldig bin. Und ich hatte gehofft, dass Sie uns dabei helfen würden.«
    »Ich bedauere.« Abt Andrew seufzte und schüttelte langsam sein Haupt, dessen Schläfen bereits grau geworden waren. »Sie

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