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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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erschaffen, aber ich muß ihn noch befreien.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Binnesman dachte einen Augenblick nach. »Stellt ihn Euch vor wie ein Kind, ein gefährliches Kind. Der Wylde ist frisch geformt, aber er ist noch unwissend und braucht daher einen Vormund, einen Beschützer. Er ist auf meine Betreuung angewiesen. Wie jedem Kind muß ich ihm beibringen, Recht von Unrecht zu unterscheiden, ich muß ihn lehren, wie man kämpft.
    Sobald er genug gelernt hat, werde ich ihn befreien, ihm seine Freiheit geben, damit er so kämpfen kann, wie es ihm am sinnvollsten erscheint. Erst dann wird er seine volle Wirkung erzielen und fähig sein, die Erde zu verteidigen.«
    »Er besitzt keine Freiheit?« fragte Gaborn. »Dann ist er also eher eine Marionette, die darauf wartet, daß Ihr sie bewegt?
    Wenn dem so ist, könnte er irgendwo in den Büschen liegen.
    Dann finden wir ihn womöglich nie!«
    »Nein«, widersprach Binnesman. »Bewegen kann er sich
    durchaus. Doch bis ich ihn befreie, ist er gezwungen, meinen Befehlen zu gehorchen. Danach wird niemand mehr imstande sein, ihn zu beherrschen.«
    »Aber er wird Euren Befehlen doch noch gehorchen, oder etwa nicht?« fragte Gaborn. »Eldehar erschuf ein Streitroß und ritt darauf in die Schlacht.«
    »Nachdem es befreit war, hätte er es nicht mehr reiten können.« Binnesman schüttelte den Kopf. »Nein… es gibt keine Worte, die die Befreiung beschreiben könnten. Der Wylde selbst ist unabhängig. Er existiert nur, solange er sich vom Blut seiner Feinde ernähren kann. Er muß kämpfen, ob mit mir oder ohne mich. Niemand kann ihn aufhalten. Man muß ihm eine gewisse Art von Wildheit zugestehen, die Ihr nicht begreifen könnt, ungezähmt und unzähmbar wie ein Wolfsrudel.
    Der Wylde ist kein wildes Tier, da es sich um eine Schöpfung des Erdgeistes handelt, ein Gebilde, für das wir keine Worte kennen.«
    Binnesman saß einen Augenblick lang da und umklammerte seinen Stecken mit beiden Händen. Er blickte hinauf zu den funkelnden Sternen. »Wie Ihr seht«, fuhr er fort, »dürft Ihr die Schlacht nicht suchen. Das fällt nicht in Eure Sphäre. Ich frage mich… wann habt Ihr beschlossen, nach Süden zu reiten?«
    »Gestern abend«, antwortete Gaborn, »als ich in Eurem Seherstein beobachtete, was Raj Ahten tut. Aber die Erlaubnis zum Angriff erhielt ich erst heute.«
    »Habt Ihr Eure Entscheidung ganz bestimmt erst heute
    getroffen?« hakte Binnesman nach. »Der Drang, Raj Ahten zu töten, hat doch gewiß schon vorher an Eurem Herzen genagt?
    Könnt Ihr mir sagen, wann Euch diese Idee zum allerersten Mal gekommen ist? War es vielleicht am hellichten Tag, oder als Ihr in ein Feuer gesehen habt?«
    »Ihr denkt, ein Flammenweber habe mir diese Idee
    eingegeben?« fragte Gaborn.
    »Wer den Kräften dient, hat Macht über andere«, erwiderte Binnesman. »Ein Flammenweber mit genügend Macht kann Gedanken lesen… oder jemandem einen einflüstern.
    Ihr müßt Euch darüber im klaren sein, daß Ihr unter dem Schutz der Erde steht. Wer dem Feuer dient, kann Euch nicht ohne weiteres sehen. Er wird also versuchen, Euch in seine Fallen zu locken.«
    »Ich finde es schwer vorstellbar, daß es Flammenweber geben soll, die mächtig genug sind, jemandem einen solchen Gedanken einzugeben«, sagte Gaborn. »Ich habe Raj Ahtens Feuerdeuterin getötet.«
    »Aber nicht die Kraft, der sie diente«, hielt Binnesman bedeutsam dagegen. »Die Kraft ist noch lebendig, und sie wird stärker. Die Flammenweber sind nur der verlängerte Arm dieser Kraft, genau wie Ihr der verlängerte Arm der Erde werden müßt, der Ihr dient. Ihr müßt die Illusion durchschauen, Ihr hättet das Feuer besiegt.«
    »Ich weiß, es existiert.«
    »Seid Ihr ganz sicher, daß nicht diese Kraft Euch befohlen hat, Raj Ahten anzugreifen?«
    Gaborn beunruhigte diese Vorstellung über alle Maßen. Er merkte, wie er viel zu aufgebracht erwiderte: »Nein! Nein!
    Natürlich nicht! Die Erde befehligt das Feuer. Es ist nicht mein Fehler, wenn ich mir keinen Reim auf ihre Befehle machen kann.«
    Er haßte solche Streitereien. Sein Vater hatte ihn oft gewarnt, daß sie lediglich zu Zweifeln führten, Zweifel zu Unschlüssigkeit und Unschlüssigkeit schließlich in die Niederlage.
    Daher fühlte er sich auf diesem Gebiet in die Defensive gedrängt. Und dieses Gefühl verstärkte sich noch, wenn er an jenen ersten Augenblick dachte, in dem er beschlossen hatte, gegen Raj Ahten ins Feld zu ziehen. Das war am hellichten Tag gewesen, als er

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