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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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einschreiten zu können, sobald sie die Nachricht überprüft hatten.
    Der Dominikaner verließ gemessenen Schrittes den Raum. Der Student versuchte, um Mondino einen weiten Bogen zu machen, doch der Arzt ging zu ihm hin und packte ihn an der Schulter. »Odofredo, warum hast du mir das angetan?«, fragte er. »Du bist der beste Student, den ich seit Jahren gehabt habe …«
    Der junge Mann errötete und schlug zunächst die Augen nieder, doch dann hob er wieder stolz den blonden Kopf. »Ich bin kein Student mehr, seit gestern bin ich Arzt. Ihr macht einen Fehler, wenn Ihr aus Liebe zur Wissenschaft Gottes Gesetz missachtet. Ich habe darüber nachgedacht und dann meine Entscheidung getroffen.«
    »Ausgerechnet du sagst das? Bei Andolfo hätte ich es ja verstanden …«
    »Andolfo redet viel, aber im Grunde fürchtet und bewundert er Euch. Ich nicht.«
    Und mit diesen Worten verließ auch er den Raum, wobei er sich beeilte, um die Dominikaner und den Wachposten einzuholen.
    Jetzt kannte Gerardo den Grund für den Schmerz in Mondinos Gesicht. Nichts hätte ihn tiefer verletzen können als der Verrat durch seinen Lieblingsstudenten.
    »Gehen wir, Magister«, sagte er leise und berührte ihn am Arm. »Es ist noch nicht gesagt, dass wir wirklich die Stadt retten können. Und uns selbst.«

VIERZEHN
    A ls sie das Gebäude verließen, tanzten schon die ersten Flocken im Wind. Dem dunklen Himmel nach zu urteilen würde es bald kräftig schneien. Mondino, Gerardo, der Podestà und der Kommandant saßen auf und ritten sofort nach Westen, Richtung Märtyrerkreuz. Die vom Hauptmann versammelten Soldaten folgten ihnen zu Fuß. Mondino fühlte sich unwohl auf dem großen Schlachtross, das man ihm zugewiesen hatte, ein nervöser Rappe, der auf die kleinste Anspannung der Zügel mit einem heftigen Satz antwortete.
    »Lenkt ihn möglichst viel über die Schenkel«, flüsterte ihm Gerardo zu, ohne dass die anderen ihn hören konnten.
    Mondino versuchte den Rat zu befolgen und bemerkte überrascht, dass er tatsächlich Wirkung zeigte. Das Tier beruhigte sich, und so verließen sie die Via del Mercato di Mezzo in Richtung San Felice. Der Wind und die strenge Kälte hatten sich stark auf das Marktgeschäft ausgewirkt. Vor dem drohenden Schneesturm entfernten die Händler die Schutztücher von ihren Ständen, damit diese nicht unter der Schneelast zusammenbrechen würden, und räumten die Waren fort. In Anbetracht der geringen Anzahl von Kunden war es sinnlos geworden, weiter auszuharren.
    Es lag allerdings nicht nur an der Kälte, dass die Leute so wenig Kauflust zeigten. Der Preis für eine  corba  Getreide, die im letzten Jahr noch drei Soldi gekostet hatte, war inzwischen auf unerhörte zwei Lire gestiegen. Sollte sich die Lage nicht bald bessern, würde es zu Unruhen kommen.
    Und wenn nun auch noch eine Feuersbrunst mit Hunderten von Toten, Verletzten und zerstörten Häusern dazukam, war Bologna verloren. Kaiser Heinrich der Siebte von Luxemburg, der augenblicklich in Genua weilte, würde sich dies unverzüglich zunutze machen und über die Stadt herfallen, und die Bewohner Bolognas würden kaum Widerstand leisten können.
    Während Mondino sich gegen den Wind stemmte, das Kinn tief im Mantel vergraben und die Knie eng an die Flanken des Pferdes gepresst, stellte er sich vor, wie sich die niedergebrannte Stadt von inneren Kämpfen und der Hungersnot geschwächt dem Kaiser ergab, der bestimmt sofort die Schleifung der Stadtmauern und Türme befehlen würde, so wie er es in Brescia getan hatte.
    Schaudernd schüttelte er den Gedanken ab und bemerkte, dass Gerardo nach rechts abgebogen war. Die Zeit verstrich unerbittlich, und inzwischen war schon Nachmittag. Als sie das Märtyrerkreuz erreichten, blickte sich der junge Mann suchend um, als müsste er sich erst zurechtfinden, dann wandte er sein Pferd in Richtung Porta Lame und wählte eine Straße, die Mondino nur zu gut kannte. Als er dann auch noch sah, wie der junge Mann vor einem Eckhaus Halt machte, dessen Portikus Doppelsäulen zierten, und es als das Haus von Azzone Lamberti erkannte, traute er seinen Augen kaum. Azzone konnte nicht der Kopf der Sekte sein. Er drehte sich auf seinem Sattel um und sah, dass auch die Miene des Podestà sich verfinstert hatte. Der Kommandant der Wachen verzog jedoch keine Miene.
    Glücklicherweise setzte sich Gerardo wieder in Bewegung und bog in die Straße ein, an deren Ecke Azzones Haus lag. Mondinos Erleichterung war jedoch nur von kurzer

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