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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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gelangen«, sagte er. »Wir müssen uns bereithalten, ihn aufzufangen, falls er den Rand verfehlt.«
    »Das ist kein Problem«, erwiderte der Kräftigere der beiden. »Aber wir müssen uns beeilen. Der Kommandant benötigt Euch sofort. Deshalb haben wir uns auf die Suche nach Euch gemacht.«
    »Was ist passiert?«, fragte Mondino.
    »Drei von uns wurden verwundet, als sie versucht haben, eine Familie zu retten, die in ihrem Haus von Flammen eingeschlossen war. Sie benötigen dringend Eure Hilfe.«
    »Ist etwa hier in der Nähe ein Brand ausgebrochen?«
    »Ja. Und einer im Pratelloviertel, einer bei Santo Stefano, und Gerüchte sprechen von einem vierten bei San Donato. Die Stadt steht in Flammen, Messere.«

FÜNFZEHN
    G erardo rannte einem Trupp Sbirren hinterher, während der Schnee langsam und reichlich fiel. Er hatte mehr Zeit als gedacht in Fedrigos Haus zugebracht, und jetzt war es fast dunkel. Sie kürzten den Weg durch die Gassen ab, die von der Kapelle mit dem Märtyrerkreuz das Viertel San Felice durchzogen, wo sich schon Gruppen von Freiwilligen um die öffentlichen Wasserstellen und die Häuser mit eigenen Brunnen versammelten. Bis nach San Felice war das Feuer noch nicht vorgedrungen, aber niemand gaukelte sich vor, es würde nicht auch hierherkommen. Zum Glück hatte der Wind sich gelegt, sodass sich die Flammen langsamer ausbreiteten.
    Als sie mitten im Pratelloviertel herauskamen, wurden die Häscher mit Pfiffen und ein paar Steinwürfen empfangen, aber sobald die Leute merkten, dass sie zum Helfen gekommen waren und nicht um jemanden zu verhaften, änderten sie ihr Verhalten. Selbst Dirnen und Verbrecher fanden im Augenblick der Gefahr den Anblick von jemandem, der die Obrigkeit verkörperte, auf irgendeine Weise beruhigend. Dies bedeutete, dass sie nicht allein waren, dass die Stadt an sie dachte.
    Der Hauptmann, den Gerardo kannte, teilte seine Leute in Gruppen zu jeweils drei Mann auf, die in Rufweite voneinander entfernt stehen sollten, um an den schwierigsten Stellen die Ordnung aufrechtzuerhalten. Ihre flächendeckende, aber keineswegs aufdringliche Gegenwart übte eine heilsame Wirkung auf das Viertel aus, in dem auch viele ehrbare Leute wohnten. Die Schlägereien wurden sofort eingestellt, die Rufe »Wir haben kein Brot und jetzt auch kein Dach über dem Kopf mehr« verstummten, und die meisten Menschen auf den Straßen konnten sich darum kümmern, ihre Besitztümer in Sicherheit zu bringen oder in einer Eimerkette mitzuhelfen.
    Trotz des Schnees war es heiß in den Gassen. Die Flammen erleuchteten alles taghell.
    Gerardo überlegte kurz, ob er ins Waisenhaus zurückkehren sollte, aber bislang waren keine Brände aus dem Süden der Stadt gemeldet worden, also wurde er hier vielleicht dringender gebraucht. In einer Seitenstraße entdeckte er ein Haus, dessen Dach gerade Feuer gefangen hatte, weil ein brennender Balken von einem höheren Gebäude daraufgefallen war. So wie es aussah, war es zu gefährlich, eine Eimerkette dorthin zu bilden. Ein Dutzend Dirnen sowie zwei oder drei Männer standen auf der Straße davor im Schnee und sahen schweigend zu, wie das kleine Hurenhaus verbrannte. Sie wirkten betroffen, als sähen sie ihr gesichertes Dasein in Rauch aufgehen. Plötzlich kamen aus dem großen Eingang zwei Frauen und zerrten gewaltsam eine dritte mit sich, die sich wehrte, schrie und versuchte, ins Haus zurückzukehren.
    Gerardo lief zu ihnen, nicht nur, um zu helfen, sondern auch, weil er glaubte, die Frau zu kennen. Als er fünf, sechs Schritte von ihnen entfernt war, blieb er mit geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen stehen. Er hatte richtig gesehen: Es war Clara.
    Nicht nur der Umstand, dass sie aus einem Hurenhaus gekommen war, auch die Art ihrer Kleidung ließ keine Zweifel offen. Das graue Gewand und die Dienstbotenhaube, die sie bei den Treffen mit Gerardo getragen hatte, waren verschwunden. Ihre glänzenden kastanienbraunen Haare fielen ihr offen über die Schultern, und ein gelbes ärmelloses Kleid mit tiefem Ausschnitt betonte ihren üppigen Busen. An den Füßen trug sie Ledersandalen mit Absatz, die vollkommen ungeeignet waren, um zwischen den sich auftürmenden Trümmern auf der Straße herumzulaufen.
    Inzwischen hatte sie aufgegeben, sich gegen die beiden Frauen zu wehren, sondern versuchte, sie im Guten zu überreden, sie ins Haus zurückkehren zu lassen. Als sie Gerardo bemerkte, sah man ihr nur einen Augenblick lang die Überraschung an. Sie riss sich von den

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