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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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zwischen den Daumen und kleinen Finger der anderen Hand hindurchführte.
    »Ausgezeichnet«, sagte Gerardo und erhob sich. »Dann bis morgen.«
    »Bis morgen«, entgegnete der Alte mit einem unergründlichen Lächeln, das vielleicht nur Wohlwollen ausdrücken sollte.
    Gerardo durchquerte schnellen Schrittes die gut gefüllte Schenke, ohne dass ihn jemand beachtet hätte. Während er seinen Wein und die Oliven bezahlte, beobachtete er, wie der Einäugige, der mit der Dirne verschwunden war, die Treppe herunterkam. Allein. Unwillkürlich musste Gerardo sich die Frau vorstellen, wie sie nackt auf einem zerwühlten Strohlager lag, und er beeilte sich, den Ausgang zu erreichen, bevor sie ebenfalls herunterkam.
    An der Tür drehte er sich noch einmal um. Abdul saß am Tisch der drei Maurer und starrte ihn an. Gerardo lächelte und erhob die Hand zu einem Gruß, doch der Sarazene rührte sich nicht.

    Giovanni da San Gimignano fühlte sich seltsam unwohl. Seine Haut war trocken, der Hals geschwollen, und dazu hatte er dieses irrationale Gefühl, dass in seinem Körper etwas Schlimmes vorging. Wie konnte ihm in einer Dezembernacht so heiß sein, in einem Raum, der nicht einmal durch ein Glutbecken erwärmt wurde?
    Vielleicht kam das ja nur von seiner Aufregung über das, was sich im Tempel zugetragen hatte.
    Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er sich auf die Arbeit konzentrierte. Er musste noch eine Ladung feinstes Meersalz zu Ende aufnehmen, die am gestrigen Tag aus Cervia eingetroffen war, und beschloss, dies sofort zu erledigen. Zu diesem Zweck begab er sich mit der Schreibkassette in das Hauptlager, wo er sie auf dem Tisch abstellte und öffnete. Er entnahm ihr eine Pergamentrolle, die Gänsefeder, das Tintenfass und das Federmesser, das er zum Anspitzen des Gänsekiels benutzte. Er legte alles sorgfältig und mit bedächtigen Bewegungen zurecht, dann ging er mit einer großen Fackel in der Hand um den Berg gewöhnlichen dunklen Salzes herum, der die Mitte des großen Raumes einnahm. Er passierte die großen Waagen mit den Bronzegewichten, bis er zu den aufgestapelten Säcken mit dem feinen weißen Salz der besseren Qualität gelangte, das Salzblume hieß. Die Säcke waren schon gewogen und verstaut. Er musste sie nur noch zählen, ihre Summe und das Gewicht in Bologneser  corba  im Register eintragen, dann würde er sich zum Schlafen auf die mit Leinenstoff bespannte Holzliege in der fensterlosen kleinen Kammer hinter seinem Arbeitszimmer in der Nähe des Lagereingangs legen.
    Doch aus irgendeinem geheimnisvollen Grund gelang ihm das nicht.
    Es war dunkel, und zum Zählen der Säcke benötigte er das Licht der Fackel, aber er fürchtete sich davor. Er empfand eine völlig irrationale Angst, wie ein Wilder, der kein Feuer kannte. Er hielt die Fackel hoch über den Kopf, aber sobald er versuchte, sie zu senken, damit er besser sehen konnte und sich nicht verzählte, begann er zu keuchen und musste sie sofort wieder heben.
    Er zwang sich, dieses einfache Werkzeug zu betrachten, das doch nicht mehr war als ein Stock, dessen Spitze mit einem talggetränkten Strick umwickelt war. Aber als er in die Flamme starrte, überkam ihn unsägliche Angst, und er musste den Blick abwenden.
    Giovanni überlegte, ob er einen der Nachtwächter wecken und ihm die Fackel in die Hand drücken sollte, während er die Säcke zählte, doch dann verwarf er die Idee. Diese Angst vor Feuer war nicht normal. Nicht von der Art, dass man sie hätte überlisten können, indem man jemand anderen die Fackel halten ließ. Außerdem wurde ihm zwar immer heißer, doch er schwitzte nicht. Im Gegenteil, seine Haut spannte und war trocken wie altes Pergament.
    Er ging an ein Fenster des Lagers, stieß den schweren Holzladen weit auf und atmete die regenfeuchte Luft tief in sich ein. Danach fühlte er sich ein wenig besser. Er überlegte, ob er den Stuhl hinter dem Tisch hervorholen und sich ans geöffnete Fenster setzen sollte, bis diese Hitze verging. Mit einem Seufzer der Erleichterung steckte er die Fackel in einen Eisenhalter in der Wand und ging zum Tisch, doch da verließen ihn die Kräfte, er schaffte es gerade noch, sich auf den Stuhl sinken zu lassen, sonst wäre er auf den Boden gefallen.
    In einem Anfall von Panik brach Giovanni da San Gimignano in Tränen aus.
    Tränen der Furcht, aber auch der Reue. Aus irgendeinem Grund war er davon überzeugt, dass diese Art Fieber, das ihn gepackt hatte, eine göttliche Strafe sei, geschickt nicht von dem

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