Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
Vom Netzwerk:
im Raum bleiben.«
    »Noch etwas … Ich finde den Schlüssel für die Hintertür der Arzneimittelhandlung nicht mehr. Wisst Ihr, wo er sein könnte?«
    Das wusste Mondino genau, obwohl es ihm wegen der ganzen Ereignisse der letzten Tage entfallen war. Eleonora Lamberti hatte ihn benutzt, um die Arzneimittelhandlung zu verlassen, und ihn dann mitgenommen. Aber das konnte er seinem Sohn natürlich nicht sagen.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete er deshalb. »Wir werden morgen in Ruhe danach suchen. Doch jetzt gilt es, keine Zeit zu verlieren. Gabardino, würdest du bitte diese beiden Herren hinausbegleiten? Messeri, ich halte euch auf dem Laufenden. Pietro, Lorenza, ihr geht mit der Tochter des Zimmermanns … Wie heißt du, Mädchen?«
    »Viviana, zu Euren Diensten.«
    »Ihr geht mit Viviana in die Küche, aber haltet euch bereit, falls wir etwas brauchen.«
    Das Scharren von vielen Füßen kündete vom allgemeinen Aufbruch. Fedrigo nahm Viviana kurz beiseite, blieb nicht weit von Odofredo und Andolfo stehen und flüsterte ihr etwas zu, was ihr offensichtlich nicht behagte. Sie schüttelte den Kopf, doch er redete weiter auf sie ein, und das Mädchen gab nach. Als sie in Richtung Küche ging, hielt Mondino sie auf.
    »Was hat er zu dir gesagt?«, fragte er.
    Sie zögerte kurz. »Er wollte, dass ich nach Hause gehe, damit ich Euch nicht zur Last falle. Aber ich habe abgelehnt.«
    Mondino war nicht überzeugt, dass das der Wahrheit entsprach, aber es fehlte ihm die Zeit, es näher zu ergründen. Der Mann dort auf dem Tisch benötigte seine ganze Aufmerksamkeit. Er wandte sich den beiden Studenten zu.
    »Passt jetzt genau auf«, sagte er ernst. »Hier wird das Studium zur Praxis, und jeder Fehler kann den Patienten das Leben kosten.«
    »Wenn Gott ihn retten will, wird er unsere Hand führen«, erklärte Andolfo.
    Mondino würdigte ihn keiner Antwort und fuhr fort: »Wie ich euch in der Schule erklärt habe, sind die Halswirbel kleiner als die anderen, weil das, was gestützt wird, immer leichter sein muss als das, was es trägt.«
    »Aber obwohl sie kleiner sind, haben sie eine größere Öffnung«, meldete sich Odofredo. »Weil das Rückenmark im Hals dicker ist als an jeder anderen Stelle der Wirbelsäule.«
    Mondino nickte. »Ich sehe, dass meine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Jetzt geht es um eins: Da die Wirbel so klein sind und die Kanalöffnung so groß, ist es in diesem Fall sehr schwierig, den Bruch zu schließen, ohne das Mark weiter zu beschädigen. Aber wir müssen es versuchen.«
    »Was würde sonst geschehen?«, fragte Andolfo.
    »Ein allmählicher Verlust der Lebensfunktionen bis hin zum Tod des Patienten, wenn die Lähmung auch die Lungen ergreift und damit die Atmung zum Stillstand kommt.«
    Andolfo wirkte verwirrt. »Verzeiht, Magister«, sagte er in einem nachdenklichen Ton, der überhaupt nicht zu ihm passte. »Ich begreife, dass es notwendig ist, Krankheiten des Körpers zu heilen, deswegen studiere ich Medizin. Aber wenn ein Fall verloren ist, wenn es offensichtlich Gottes Wille ist, diesen Unglücklichen zu sich zu rufen, warum wehren wir uns dagegen? Das einzige Ergebnis wäre eine unnötige Verlängerung seiner Leiden.«
    Statt einer Antwort rief Mondino etwas in die Küche, und kurz darauf erschienen Pietro und Lorenza in der Tür. Er befahl dem Mann, in den Stall zu gehen und von einem alten Sattel ein Stück Leder von einem Fuß Länge und einem halben Fuß Breite abzuschneiden, und der Frau, einige Fuß lange Streifen aus Hanfstoff vorzubereiten.
    »Wo ist das Mädchen?«, fragte er dann erstaunt, weil sie nicht mitgekommen war.
    »Ich habe ihr aufgetragen, auf das Kind aufzupassen«, erwiderte Lorenza.
    »Umso besser. Jetzt geht und macht schnell.«
    Die beiden eilten davon, um ihre jeweiligen Aufgaben zu erfüllen, und Mondino wandte sich erneut dem Mann auf dem Tisch zu. Er hatte Andolfos Frage keineswegs vergessen, aber der Gedanke an eine Antwort bereitete ihm Unbehagen. Mondino hatte sich schon öfter gefragt, wie weit man bei dem Versuch, einen Patienten zu retten, gehen durfte. Die Antwort, die er sich gegeben hatte, überzeugte ihn nur halbwegs, aber für den Augenblick würde sich Andolfo damit begnügen müssen.
    »Wenn ihr zu Doktoren ernannt werdet«, sagte er deshalb, »werdet ihr den Eid des Hippokrates leisten müssen. Ihr werdet schwören, dass ihr alles tun werdet, was in eurer Macht steht, um einen Menschen, der leidet, zu heilen.«
    »Natürlich, aber

Weitere Kostenlose Bücher