Die Bruderschaft des Schmerzes
er trocken. „Löse meine Fesseln, und ich verspreche dir einen schnellen, ehrenhaften Tod im Zweikampf, einen Tötertod. Warum willst du es riskieren, wie ein Tier zu sterben? Der Schmerzenstag ist bereits in zwei Wochen, und alle Tiere, die bis dahin gefangen werden, werden am Schmerzenstag sterben, und das wird ein völlig ehrloser Tod sein. Laß mich jetzt frei und sterbe ehrenvoll; darauf gebe ich dir mein Wort als Offizier des Propheten.“
Vanderling lachte fröhlich. „Wenn du deine Karten geschickt ausspielst“, sagte er, „dann werde ich dich freilassen, und du wirst dazu noch eine nette Beförderung von deinem Chef erhalten. Aber wir wollen nichts überstürzen.“
Der Töter schwieg verdutzt.
Vanderling grinste. Hmm, damit hast du nicht gerechnet, dachte er. Nun, Bursche, mach dir keine Sorgen, das wird demnächst vielen anderen genauso ergehen. Eine Menge Leute werden eine unangenehme Überraschung erleben.
„Ich will dir einen Auftrag anbieten“, sagte Vanderling. „Du sollst Moro eine Botschaft überbringen. Du sagst ihm, daß Marschall Vanderling mit ihm ins Geschäft kommen möchte – die Sache wird sich für beide Seiten lohnen. Du gehst zu ihm und sagst ihm, daß ich mich in fünf Tagen um Mitternacht mit ihm treffen will, und zwar im … ja, im öffentlichen Speisesaal in Sade. Er soll keine Tricks versuchen, denn ich werde fünf Mann mitbringen, alle mit Schnittpistolen bewaffnet, und ein paar weitere Männer werden mir den Rücken freihalten. Ich will eine faire Unterhaltung.“
„Narr!“ schnaubte der Töter. In seinen Augen loderte es plötzlich. „Wie kannst du glauben, daß der Prophet so einfältig ist, daß er in diese Falle tappt? Wie kannst du glauben, daß ich so dumm bin, daß ich diese Botschaft überbringe? Ich würde ins Stadion geschickt und müßte sterben wie ein Tier, weil ich an dieser Verschwörung mitgewirkt habe! Du Idiot von einem Tier!“ Der Töter stand offensichtlich dicht vor einem Tobsuchtsanfall, seine Augen rollten, und seine Kiefer zuckten krampfhaft.
Vanderling kühlte ihn mit einem raschen Schlag ins Gesicht ab. „Du hältst jetzt das Maul und hörst mir zu!“ bellte er. „Es ist keine Falle, es ist ein faires Angebot. Aber du hast natürlich nicht völlig unrecht … Na gut, jetzt mache ich einen neuen Vorschlag, der wirklich für alle Teile sicher ist. Moro schickt einen Bruder, der sich mit mir treffen soll. Er kann drei Töter mitbringen, die ihn vor den irren Sadianern schützen können, aber nicht mehr. Der Bruder wird ein Funkgerät mitbringen, dann kann ich so direkt mit Moro verhandeln. Er sitzt sicher im Palast. Was riskiert er schon, wenn er mit mir redet?“
Der Töter wurde offensichtlich zwischen Abscheu und Neugierde hin und her gerissen. Seine Augen funkelten vor Haß, aber sie hatten sich nachdenklich zusammengezogen.
„Warum sollte Moro mir eine Audienz gewähren?“ fragte er. „Warum sollte ich ihm überhaupt deine Botschaft überbringen und so riskieren, daß ich wie ein Tier sterben muß? Warum sollte sich der Prophet mit dir einlassen, selbst wenn ich ihm deine lächerliche Botschaft überbringe? Warum …?“
„Weil du dies hier mitbringen wirst.“ Bei diesen Worten griff Vanderling in die Tasche und zog einen kleinen Plastikbeutel mit Omnidren hervor. „Du kannst dich darauf verlassen, dieses Zeug wird dir blitzartig eine Audienz bei eurem Oberbonzen verschaffen. Du sagst ihm, woher du das Zeug hast und daß Marschall Vanderling ihm eine ganze Schiffsladung von dem Stoff liefern kann, wenn er mitspielt. Ich garantiere dir, daß ihn das interessieren wird. Und wenn das Geschäft zustande kommt, dann macht er dich zum Oberst … Ach, das stimmt überhaupt, ich kann es mir leisten, großzügig zu sein: Das soll ein Teil meines Preises sein, nämlich daß du zum Obristen befördert wirst. Na, was sagst du dazu?“
„Was ist in dem Beutel?“ fragte der Töter scharf.
„Hast du von dem Stoff gehört, den Bruder Bart verteilt hat? Von dem Zeug, das deine Bruderschaft unbedingt selbst herstellen will, indem sie Tiere foltert, bis sie wahnsinnig sind, um sie anschließend auszubluten? Der Stoff, für den sie alles geben würden, ist dieses Zeug hier, Omnidren. Und ich biete Moro einen ganzen Berg Omnidren an, im Austausch für gewisse Vereinbarungen.“
Die Augen des Töters flammten erneut auf, doch diesmal geschah es aus Hoffnung und nicht aus Wut. Aha, er weiß also, was es mit dem Omnidren auf sich hat, na
Weitere Kostenlose Bücher