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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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zusammenbrauen.“
    „Äh … es ist noch nichts Konkretes im Moment, Willem. Ich habe mir nur etwas zurechtgelegt. Aber mir wird gewiß etwas einfallen, mach dir keine Sorgen! Am Ende ist mir immer noch etwas eingefallen …“
    „Ich mache mir auch meine Gedanken“, sagte Vanderling kalt. Fraden spürte ein unangenehmes Gefühl im Rücken, als er den Klang dieser Worte hörte. Ihm war so, als fühlte er ein Messer.
    „Überanstrenge deinen Kopf nur nicht, Willem“, murmelte er. „Das kann sehr ungesund sein. In schlimmen Fällen kann es sogar zum Tode führen.“

 
12
     
    Noch sechs Wochen bis zur Stunde Null, dachte Vanderling, während er auf seine Hütte zustapfte. Sechs Wochen hat Mutter Vanderlings Sohn noch Zeit, die Spitze zu erklimmen, sonst …
    Ja, Bart hat sich wirklich hübsch abgesichert, gestand er sich zähneknirschend ein. Ich habe die Freaks in meinem Geheimfach – zumindest für die nächsten sechs Wochen noch –, aber alle anderen Tiere auf diesem Schlammkloß stehen zu Bart, falls man diesen Krüppeln überhaupt ein Gefühl zugestehen will. Wie dem auch sei, dieses ganze Kroppzeug würde sich bei einem Entscheidungskampf auf Barts Seite schlagen, und ich hätte nur meine siebenhundert Freaks. Das ist mir klar. Auch Bart weiß, daß das so ist, er weiß auch, daß ich das eingesehen habe, und darum denkt er, daß er mich in die Enge getrieben hat, daß ich die dreckige Arbeit für ihn tun muß, ich soll im Orchester von Napoleon Fraden die zweite Geige spielen …
    Jaaa, Fraden hat sich recht gut abgesichert. Fast gut genug … Aber fast ist eben nicht gut genug, solange Willem Vanderling noch ein Wörtchen mitzureden hat.
    Vanderling betrat seine Hütte. In einer Ecke lag ein Töter, davor saß Gomez, der ihn scharf bewachte. Es war ein Major, der Anzahl seiner Sterne nach zu urteilen, und das war ein recht hoher Rang in der Töterhierarchie. Mit einem Blick für die Erfordernisse der Zukunft hatte Vanderling bereits vor zwei Wochen seinen ergebensten Freaks befohlen, ihm unbemerkt einen lebenden Töteroffizier zu beschaffen. Er hatte einen Leutnant erwartet, einen Hauptmann vielleicht, doch die Töter schickten ihre allerletzten Reserven ins Feld, und nach mehreren Kriegsmonaten hatten die Töter einen Überschuß an hochrangigen Offizieren. Bei der in Sade herrschenden Lage – Töterpatrouillen, Fradens Agenten, Volksarmeepatrouillen, die alle in einem chaotischen Niemandsland durcheinanderliefen – war es Gomez und einer kleinen Truppe nicht schwergefallen, den Anführer einer Tötergruppe herauszufischen. Natürlich mußte Gomez dafür einige Männer opfern …
    Jetzt konnte also das Spiel beginnen! Vanderling musterte den fest verschnürten und geknebelten Töter. Er wußte es noch nicht, aber er war ein glücklicher Mann.
    „Gut, Gomez“, sagte Vanderling, „ich will mit diesem Schurken allein sein. Setz ihn mir auf den Stuhl am Tisch, dann kannst du dich aus dem Staube machen. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.“
    Gomez tat, was ihm aufgetragen wurde, aber er tat es in finsterem Schweigen. Wenn ich das Herogyn so sparsam verteile wie zur Zeit, dachte Vanderling, dann sind sie so gereizt, daß sie niemandem mehr trauen, nicht einmal mir. Ach was, zum Teufel …
    Er griff in einen Schrank und holte eine Flasche mit Herogynpillen hervor, kippte zwei blaue Pillen heraus. Gomez starrte die Pillen begierig, ja fast bedrohlich an.
    „Also gut, Oberst“, sagte Vanderling und ließ die Pillen in Gomez ausgestreckte Hand fallen, „mach dir ein paar schöne Stunden. Aber bevor du sie nimmst, suchst du Jonson und schickst ihn vor der Tür auf Wache.“
    „Jawohl, Sir“, grunzte Gomez. Er lief hinaus und schwenkte die Pillen erwartungsvoll in seiner Hand. Jede Spur von Mißtrauen war aus seinem Gesicht verschwunden. Vanderling lachte. Genieße es, solange du noch kannst, dachte er.
    Er setzte sich dem Töter gegenüber an den Tisch. Behutsam löste er den Knebel und riß ihn mit einer schnellen Handbewegung weg. Wo vor einem Augenblick noch seine Hand gewesen war, schnappten die scharfen Zähne des Töters in die leere Luft, genau wie Vanderling es erwartet hatte.
    „Sei nicht so ungezogen“, sagte er. „Du mußt jetzt Ruhe bewahren. Du und ich, wir können gute Freunde werden. Ich kann eine Menge für dich tun, und es gibt auch etwas, das du für mich tun kannst.“
    Der Töter sah ihn unbewegt an. „Wenn du es wünschst, kann ich eine Sache für dich tun, Tier“, sagte

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