Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
Vom Netzwerk:
scheußliches Bild. Blutbeschmierte Messer und Beile ergänzten diese Auslagen eines entsetzlichen Fleischerladens, und die Wände überzog eine Kruste getrockneten Blutes.
    Unter dem Flackerlicht einer Fackel saßen vier Männer auf Hockern an einem Tisch an der linken Seitenwand. Direkt vor dem Tisch lag, achtlos hingeworfen, ein menschlicher Körper. Das frische Blut hatte man abgewischt.
    Vanderling ging auf den Tisch zu, Jonson und Gomez folgten mit schußbereiten Schnittpistolen einen Schritt hinter ihm. Er stellte fest, daß drei der Männer angespannt blickende Töter waren, der vierte war in eine schwarze Robe gehüllt. Im orangefarbenen Fackellicht konnte Vanderling tiefe Runzeln und Falten in dessen schlaffer Gesichtshaut erkennen. Der Mann sah aus wie ein alter Elefant; dies war ein Effekt, der dann entstand, wenn ein alter Fettwanst schnell viele Pfunde verliert. Seine kleinen Augen huschten hin und her wie die eines Vogels. Der unbekannte Bruder war in schlechter Verfassung und hatte vor Angst die Hosen voll.
    Vanderling betrachtete den Leichenhaufen, die zerfleischten Körper auf den Tischen und ein glänzendes Beil auf dem Tisch vor dem Bruder.
    Er lachte.
    Ein verfluchter Fleischerladen! Gar kein schlechter Platz, um einen Planeten zu zerlegen, dachte er, während er sich auf einen Hocker setzte. Er sah den Bruder an, Gomez und Jonson traten an seine Seite.
    „Ich bin Feldmarschall Willem Vanderling, Oberbefehlshaber der Volksarmee der Freien Republik von Sangre“, sagte er voll spöttisch ernster Höflichkeit.
    „Du bist der schmierige Anführer dieser stumpfsinnigen Tiere“, keifte der Bruder. Die Furcht in seinem Gesicht hatte sich in Abscheu verwandelt. „Sage mir, was du zu sagen hast, damit wir es hinter uns bringen. Du hast keine Forderungen zu stellen. Du kannst mir deine verlogenen Vorschläge vortragen, und ich werde sie an den Propheten weiterleiten. Beeile dich gefälligst. Der Gestank in diesem Raum macht mir zu schaffen!“
    „Halt die Schnauze, du Tölpel!“ bellte Vanderling. „Das hier ist meine Veranstaltung, und du tust, was ich dir sage, oder …“
    Er machte eine lässige Geste, und Gomez und Jonson rissen die Schnittpistolen hoch und richteten sie auf den Bruder und seine drei Töter. Die Töter fuhren von ihren Hockern hoch, doch dann ließen sie sich wieder fallen. Der Mut des Bruders war verflogen, als er in die Mündungen der Pistolen blickte.
    Vanderling lächelte. „Nun, da die Formalitäten abgeschlossen sind, holst du mir wohl den fetten Bengel an das Funkgerät.“
    „Ich …“
    „Ein bißchen plötzlich!“ donnerte Vanderling. „Das Gerät steht ohnehin auf dem Tisch, also könnte ich deinen Wanst ebensogut auf diesen Haufen schmeißen …“ Er zeigte auf die Halde verkrümmter Menschenleiber an der gegenüberliegenden Wand.
    Der Bruder erbleichte und begann an dem Funkgerät zu hantieren. Es rauschte, knackte und zischte, dann ertönte laut und deutlich die triefend ölige Stimme Moros: „Wie ist es, Bruder Andrew, ist das Schwein tatsächlich aufgetaucht?“
    Vanderling packte das Gerät und sprach in das Mikrofongitter. „Hier spricht das Schwein, du Schmalzfaß! Aber vielleicht sollten wir nicht zu persönlich werden. Ich finde dich unausstehlich, du magst mich ebensowenig, aber es gibt einen dritten, den wir beide nicht leiden können.“
    „Und der wäre?“ fragte Moros Stimme, die durch den leeren Raum hallte.
    „Bruder Bart!“ antwortete Vanderling, „Bart Fraden.“
    Es entstand ein langes, vielsagendes Schweigen. Vanderling wünschte sich, daß das Gerät einen Videoteil hätte. Moros Gesicht hätte er zu gern gesehen!
    „Nun Moro?“ höhnte Vanderling. „Hat es dem Propheten die Sprache verschlagen?“
    „Du hast also einen Verrat vor, Außenweltler“, sagte Moro. „Wie alle Tiere bist du offensichtlich gerne bereit, deine eigenen Leute zu verraten. Vermutlich willst du eine Gegenleistung von mir, da du anscheinend denkst, daß du mir etwas zu bieten hättest. Also, ich warte …“
    „Bettler können nicht wählerisch sein, Moro“, spottete Vanderling. „Versuche besser gar nicht erst, mich an der Nase herumzuführen, ich weiß, daß du mit dem Rücken zur Wand stehst. Schließlich habe ich dich dorthin getrieben, das wollen wir doch nicht vergessen. Es geht um folgendes: Fraden will mich erledigen, sobald er mit dir fertig ist. Das wird übrigens gar nicht mehr lange dauern, wenn du nicht auf mein Spiel eingehst. Fraden will

Weitere Kostenlose Bücher