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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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mit Verschlagen überfüllt, in denen sich fette, nackte, kleine, stumpfsinnige Kinder drängten. Etwa einhundert Töter bewachten die Pferche, in denen Tausende von Fleischtieren steckten, das war alles. Zweihundert Töter würden das Tor gegen zwanzigtausend Soldaten verteidigen.
    „Das sieht ja blendend aus“, murmelte Vanderling leise, „wirklich blendend.“
    Jetzt kamen die Lastwagen am Palastgebäude vorbei, und Fraden sah etwa zwei Dutzend Töter, die den Haupteingang bewachten. Die Fahrzeuge bogen um eine Ecke des Gebäudes, und vor ihnen erhob sich die schwarze Wand des Stadions.
    Ungefähr zweihundert Töter warteten am Haupttor auf sie. Ein Töterhauptmann führte eine kleine Gruppe zum ersten Wagen und dirigierte sie zum Haupttor. Ein weiterer Offizier ließ die anderen Töter hinter Fradens Lastwagen antreten. Sie fingen die Wagen ab, auf denen die zweitausend Opfer saßen, und geleiteten sie zur Rückseite des Stadions, wo sich der Arenaeingang befand. Man durchsuchte sie demonstrativ, aber wenig gründlich nach Waffen, dann traten sie ihren Weg durch die Kellergewölbe des Stadions an, um später durch das ebenerdige Tor zur Arena zu gelangen.
    Die Lastwagen mit der Leibwache hatten sich zu einem Halbkreis zwischen Fradens Fahrzeug und dem Stadion formiert. Hundert Herogynsüchtige sprangen herab und traten in zwei Linien zu je fünfzig Mann rechts von Fradens Lastwagen an.
    „Nun, hier wird noch nichts passieren“, sagte Fraden, ergriff sein Bündel und flankte über die Heckklappe. Vanderling ließ zunächst die Klappe herab, dann folgten Sophia und er Fraden. Zu dritt stellten sie sich zwischen die Doppelreihe der Guerillas, der Töterhauptmann nahm mit seinen Männern die Spitze des Zuges ein, und Fraden befahl: „Na, dann los!“
    Schweigend führte sie der Töter durch das Haupttor und einen langen, feuchten Korridor entlang, der in einer ansteigenden Rampe endete. Am Ende der Rampe fiel blendend rotes Sonnenlicht durch einen offenen Eingang in den Korridor. Vanderling gab mit der Hand ein Zeichen, und die Freaks trabten nach vorn, gingen hinter den Tötern hinaus ins Sonnenlicht. Fraden konnte mit Mühe erkennen, daß sie nach den Seiten in die Ränge ausschwärmten und so einen Schutzwall vor dem Eingang bildeten. Vanderling schritt entschlossen hinter ihnen drein.
    Fraden warf Sophia einen raschen Blick zu. Sie drückte noch einmal fest seine Hand, dann ließ sie ihn los. Er atmete tief ein, dann führte er sie hinaus in die lastende Mittagshitze des Stadions.
     
    Einen Moment lang hatten Fradens Augen Mühe, sich vom Dämmerlicht des Ganges auf die blendende Helligkeit des Stadionrunds umzustellen. Doch dann verwandelte sich der Nebel in einen brodelnden Kessel von Gesichtern und Leibern.
    Sie befanden sich etwa in der Mitte der Sitzreihen, die am weitesten vom Pavillon entfernt waren. Die Bruderschaft achtete offensichtlich darauf, nicht in Schnittpistolenreichweite zu geraten. Auf den Bänken vor und hinter ihnen hatte man einen schmalen Streifen freigehalten, der sich vom Oberrand des Stadions bis zum Arenazaun erstreckte. Der Streifen war etwa zwanzig Plätze breit.
    Der Rest des Stadions – jeder Quadratzentimeter Sitzfläche – war bis zum Bersten gefüllt.
    Fraden stand genau dem überdachten Pavillon gegenüber. In einem gewaltigen Bogen liefen von dort die Sitzreihen um das ganze Rund des Stadions zu dem schmalen freigehaltenen Streifen. Die beiden Halbkreise waren vom Oberrand bis zum Zaun am unteren Ende mit dicht aneinandergepreßten Sangranern besetzt, es mochten leicht zwanzigtausend sein. Ein ausgemergelter, halbnackter Körper drängte sich auf den lehnenlosen Bänken an den nächsten. Fraden stellte fest, daß ein ungewöhnlich hoher Anteil von ihnen aus alten Männern und Frauen bestand. Gelegentlich sah man auch einen Krüppel – ein auf Sangre seltener Anblick. Er winkte den Rängen zu, und ein Murmeln antwortete ihm. Fraden lächelte.
    Sie hatten sicher nicht vor, unter den Augen der zahlreich anwesenden Töter einen Aufstand zu beginnen, aber sie wußten Bescheid. Alte Leute und Krüppel … Das war ein gutes Zeichen, denn das hieß, daß sich die kräftigeren Sangraner darauf vorbereiteten, eine aktive Rolle in den Ereignissen des Schmerzenstages zu übernehmen …
    Fraden blinzelte und schaute über die Arena zum Pavillon hinüber. Der Baldachin war mit schwarzen und goldenen Draperien geschmückt, und Tausende von Brüdern drängten sich unter seinem Dach.

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