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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Soldat eine Gewehrmündung vor die Brust. Er sah auch ein paar Männer, die in schwarze Roben gekleidet waren, doch diese ignorierten ihn, als sei er Luft für sie.
    Später aßen sie etwas. Wieder wurde das zarte, leicht salzige Fleisch aufgetragen, das ihnen auch Moro angeboten hatte. Danach zogen sie sich in das Schlafzimmer ihres Quartiers zurück, und Sophia sagte: „Bart, laß uns ins Beiboot steigen und von hier verschwinden. Mir gefallt dieser Ort nicht. Er gefällt mir überhaupt nicht.“
    Fraden setzte sich neben sie aufs Bett und küßte sie. Ihre Lippen waren schlaff unter den seinen. Sie machte sich von ihm los. „Ich bin einfach nicht in Stimmung“, sagte sie und verzog das Gesicht zu einer bitteren Miene, in der sich Furcht und Abscheu mischten. „Dieser stinkende Schlammkloß ist ein Asyl für Wahnsinnige! Das fette Vieh hat mit dem größten Vergnügen dabei zugesehen, wie sich diese Frauen in Stücke rissen … Und diese schrecklichen kleinen Jungen mit den spitz zugefeilten Zähnen und den Gewehren … all diese kleinen Mädchen, die einander so ähnlich sehen …
    Bart, hier werden Menschen gezüchtet. Sie züchten Menschen, als ob es Tiere wären. Die Töter sehen alle gleich aus und die jungen Töter auch, als ob sie eine besondere Rasse wären … Das ist widerwärtig! Wir sind keine Engel, aber wir sind auch keine Ungeheuer. Es ist eine riesige Kloake. Wir müssen weg von hier!“
    „Sicher ist es ein Dreckloch, Soph“, sagte Fraden, „aber denke doch daran, wie Neu-Südafrika war. Das war auch kein Paradies. Der Planet ist überreif für eine Revolution. Das kann ich riechen. Je schlimmer es für die Einwohner ist, desto besser ist es für uns. Ich weiß, was ich tue. In einem Jahr gehört dieser Planet uns. Dann werde ich dem Schrecken ein Ende machen. Laß mir ein Jahr Zeit, Sophia. Wenn ich ein solches Höllenloch im Laufe eines Jahres nicht übernehmen kann, dann kann ich ein für allemal aufgeben.“
    „Also gut, also gut. Aber du wirst zu dieser verdammten Einführungszeremonie morgen nicht allein gehen. Ich komme mit dir.“
    Sie legte ihm die Arme um die Schultern, sah ihm in die Augen und lächelte wehmütig. „Du magst ein Schwein sein, Bart Fraden, aber du bist das einzige Schwein, was ich habe, ich will dich nicht verlieren.“
    Er sah zu ihr hinab, auf ihre wilde, rote Mähne, ihre entschlossen aufeinandergepreßten Kiefer. „Wenn du so darüber denkst, dann kannst du mitkommen“, sagte er. „Ich weiß, daß ich einen lausigen Geschmack habe, was Frauen angeht, aber ich hätte an eine Schlimmere als an dich geraten können. Unter deiner rauhen Schale entdecke ich manchmal das weiche Herz eines kleinen Mädchens.“
    „Hör mit dem einschmeichelnden Getue auf und komm ins Bett“, schnurrte sie. „Mit einemmal bin ich in Stimmung. Außerdem wüßte ich sowieso nicht, was wir sonst anfangen sollten.“
    So war es gestern gewesen, doch jetzt beharrte der Töter, der ihn geweckt hatte: „Die Sklavin muß in Ihrem Quartier bleiben.“
    „Aber sie möchte die Einführungszeremonie gerne sehen“, sagte Fraden. „Sie hat zwar ein ungezügeltes Temperament, aber sie ist meine Lieblingssklavin, und ich möchte ihr eine Freude machen.“
    „Nur Brüder dürfen der Zeremonie beiwohnen“, wiederholte die Stimme des Töters lakonisch. „Selbst Töter dürfen nicht teilnehmen. Kommen Sie jetzt!“
    Fraden zuckte die Achseln. „Du hast gehört, was der Mann gesagt hat, Soph.“
    „Mir gefallt es nicht, daß ich dich allein dorthin gehen lassen soll“, protestierte Sophia.
    Fraden saugte an seinem Zahn. „Ganz allein werde ich nicht sein“, murmelte er.
    „Soll das etwa heißen, daß das verdammte Ding die ganze Nacht hindurch eingeschaltet war? Der Kugelkopf hat alles mitangehört, was …? Bart Fraden, du bist ein schmieriger, verkommener, degenerierter …!“
    „Ich kann ihn nicht abschalten“, sagte Fraden. Er wandte sich an den Töter. „Also los, Mann. Worauf warten wir noch? Ich glaube, ich habe bereits erwähnt, daß meine Sklavin ein unbeherrschtes Temperament besitzt.“
    Und er ging vor dem Töter her die Halle entlang und fragte sich dabei, welche widerwärtigen Obszönitäten ihn wohl erwarten mochten.
    Der Töter übernahm nun die Führung bis zu einer kleinen, schwarz gestrichenen Tür. Er öffnete sie, stieß Fraden hindurch und schlug sie hinter ihm zu.
    In dem seltsamen, mittelgroßen Raum, in dem sich Fraden nun befand, hatte er das beunruhigende

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