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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Fraden. Er mußte lachen. „Sie werden doch sicher schon einmal von Geld gehört haben?“
    „Geld …? Ja … doch, ein Mittel für einen symbolischen Warenaustausch. Auf Sangre gibt es kein Geldsystem, wir brauchen keins. Ich besitze den Planeten, die Bruderschaft, die Bauern und die Töter. Die Brüder besitzen Sklaven, Fleischherden und eigene Töter. Den Bauern gehören die Läuse. Die Starken nehmen sich, was sie brauchen, von jenen, die schwächer sind als sie. Wozu brauchen wir da ein Tauschmittel?“
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, wie Sie unter diesen Umständen für die Drogen bezahlen wollen?“
    Moro massierte seine schweren Wangen. „Hmhmhm …“ murmelte er. „Tja, warum eigentlich nicht. Sie haben sowieso mehr auf dem Kasten als die meisten dieser Tröpfe. Sie werden in die Bruderschaft des Schmerzes eingeführt. Solange Sie uns die Drogen liefern, werden Sie ein vollwertiger Bruder sein.“
    „Ich habe schon mehr Ehrentitel als ich brauche“, sagte Fraden. „Was würde mir dieser Titel denn einbringen?“
    „Aber das ist doch klar!“ antwortete Moro verblüfft. „Alles, was Sangre zu bieten hat. Ihre eigenen Töter. Von den frei herumlaufenden Tieren können Sie sich so viele Sklaven aussuchen, wie sie möchten. Eine eigene Fleischtierherde. Absolute Macht über alles hier auf Sangre. Ausgenommen sind meine Person, die anderen Brüder und unser Besitz. Einen Sitz im Pavillon bei den Festspielen des Schmerzes. Auch Land, wenn Sie wollen.“
    Fraden lächelte. Das war ein besserer Einstieg, als er erhofft hatte. Er gelangte direkt ins Zentrum des Geschehens.
    „Gut, Sie haben ein Geschäft gemacht“, sagte er. „Auf das Land verzichte ich. Ich war schon immer ein Stadtmensch.“
    „Schön“, sagte Moro, „morgen werden wir die Einführungszeremonie abhalten. Man wird Ihnen jetzt Ihr Quartier zeigen. Gehen Sie! Ich will dem Ende dieses Wettkampfes ungestört zusehen können.“
    Während ein Wächter sie hinausführte, sah Fraden, daß Moro seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zugewandt hatte. Er vermied es sorgfältig, selbst dorthin zu sehen. Genieße dein Leben, solange du kannst, alter Fettwanst, dachte er. Bald kommt die Revolution!

 
3
     
    „Die Sklavin muß in Ihrem Quartier bleiben.“
    Die Nacht war Bart Fraden lang geworden. Viele Überlegungen beschäftigten ihn, und er fand keinen Schlaf. Nachdem er sich gemeinsam mit Sophia die recht pompöse Unterkunft angesehen hatte, hatten sie den Rest des Tages damit zugebracht, innerhalb der hohen Mauern der Festung umherzustreifen, um eine genauere Vorstellung von diesem Land zu gewinnen.
    Überall begegnete Fraden Soldaten, die die Festung bewachten. Innerhalb des Anwesens gab es Hunderte, möglicherweise Tausende von ihnen. Alle hatten sie eine Stirnglatze, der Haaransatz lag etwa auf der Schädelmitte, alle hatten große, athletische Körper, ein vorspringendes Kinn, kleine, tiefliegende Augen. Wenn man die Menschheit mit einer Tierart wie den Hunden vergleichen könnte, dann würden diese Soldaten der Dobermann-Rasse entsprechen. Die Soldaten antworteten nur auf einfache, unverfängliche Fragen:
    Sie selbst bezeichneten sich als Töter, die Stadt hieß Sade, und die Ureinwohner von Sangre, die nirgendwo zu erblicken waren, nannte man „Läuse“ – es schien sich um eine Art staatenbildender Insekten zu handeln. Alle tiefer gehenden Fragen wurden jedoch mit ausdrucksloser Miene abgewiesen.
    Fraden und Sophia konnten sich fast völlig frei über den großen Innenhof bewegen, doch gelegentlich stießen sie auf willkürliche Grenzen, die man ihrer Freiheit gezogen hatte. Einmal wollte Fraden ein niedriges, kleines Gebäude betreten, an dessen einer Seite eine lange Reihe kleiner, fetter Jungen stand, die auf der anderen Seite nicht wieder hervorkamen, doch ein Gewehrlauf versperrte ihm den Weg. Andererseits hinderte ihn niemand daran, einen einzelnen Töter zu beobachten, der eine Gruppe größerer Jungen drillte. Die Jungen waren in Miniaturausgaben der Töteruniformen gekleidet und trugen echt aussehende Gewehre und Morgensterne. Auch sonst glichen sie den erwachsenen Tötern aufs Haar, bis hin zu den spitz zugefeilten Zähnen. Später ging Fraden einer Reihe kleiner Mädchen nach. Sie waren so vollendet schön, wie er es noch nie gesehen hatte, und verschwanden in einem Gebäude, hinter dessen Fenstern hin und wieder wunderschöne erwachsene Frauen auftauchten. Doch wieder hielt ihm ein

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