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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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lebendigem Leibe verspeisen und würden doch nichts Vernünftiges aus ihm herausbekommen. Aber es schien, daß er schon fast ausgebrannt war. Dann kam ein Stadium, in dem seine Raserei einer leicht beeinflußbaren Benommenheit weichen würde, und dann … Sie würden nicht lange brauchen, um herauszufinden, daß er zu einer Guerillatruppe gehörte, die von einem Außenweltler angeführt wurde. Seit Jahrhunderten war nur ein einziges Außenweltlerschiff nach Sangre gekommen. In sehr kurzer Zeit würde Moro zwei und zwei zusammengezählt haben.
    „Als ob er ein Töter wäre“, wiederholte Moro gedankenverloren.
    „Sieh ihn dir an!“ sagte Fraden. „Er benimmt sich genauso wie ein geborener und ausgebildeter Töter …“
    „Unmöglich!“ schnappte Moro. „Ein Töter wird von Kindheit an zum Gehorsam erzogen. Zum absoluten Gehorsam!“
    „Könnte es nicht sein, daß es … äh … eine Gruppe junger Töter aus irgendeinem Grund allein in die Wildnis verschlagen hat? Jungen, kleine Kinder, als Töter gezüchtet, aber noch nicht voll ausgebildet. Stell dir vor, daß sie auf einem Lastwagen transportiert wurden, und es geschah ein Unfall, bei dem alle erwachsenen Killer getötet wurden. Die Kleinen wären dann auf sich selbst angewiesen. Wenn sie zehn Jahre im Dschungel gelebt hätten, ganz auf sich gestellt, mit unvollkommener Ausbildung …“
    „Das klingt nicht sehr wahrscheinlich“, sagte Moro mißtrauisch. „Ich weiß nichts von einem solchen Ereignis. Doch … ich muß zugeben, daß jede andere Erklärung auch nicht einleuchtender wäre. Kein Tier würde je …“
    „Es kann nichts schaden, wenn man es überprüfte“, schlug Fraden vor. „Wie lange könnte es dauern, wenn man die Akten überprüfte? Eine Stunde vielleicht …?“
    Moro lachte und starrte Fraden aus schmalen Augenschlitzen an. „Das halte ich nicht für sehr sportlich“, sagte er. „Ich würde es für weitaus ästhetischer halten, wenn wir augenblicklich zu fortgeschritteneren Foltermethoden übergingen, Foltern, denen nicht einmal ein Töter widerstehen kann. Wir werden bald genug Klarheit haben. Es hat doch keinen Sinn, wenn wir unsere Zeit mit halbherzigen Maßnahmen vergeuden, nicht wahr?“ Moros Schweinsäuglein glänzten. „Überhaupt keinen Sinn!“
    „Ah … Ich glaube, ich kümmere mich jetzt besser um das Omnidren“, sagte Fraden und ging auf die Tür zu. „Hier habe ich getan, was ich konnte …“
    „Ja, das ist wohl besser“, murmelte Moro. Er wandte sich jetzt dem Töter mit dem Brandeisen zu und hatte Fraden bereits vergessen. „Bring ihn zum Sprechen!“ befahl er, während Fraden durch die Tür schlüpfte.
    Während er die Korridore unter dem Palast des Schmerzes entlanghastete, hörte er eine Reihe durchdringender, schrecklicher Schreie hinter sich. Das würde knapp werden! Verdammt knapp!
     
    „Los, Sophia, komm, beweg dich!“ befahl Bart Fraden, während er Sophia hinter sich herzog und in einem langsamen Trab auf das Beiboot zueilte, das dicht bei einer Palastmauer abgestellt war. „Wenn sie diesen Guerilla zum Sprechen bringen, bevor wir abgehoben haben, dann sind wir erledigt!“ Er hatte fast fünfzehn Minuten gebraucht, um durch das Labyrinth der Verliese zu ihrer Unterkunft zu gelangen, denn er wollte nicht, daß ein Töter ihn führte. Dann hatte es noch einmal fünf Minuten gedauert, bis sich Sophia in Bewegung setzte. Inzwischen hatte Moro den Gefangenen vielleicht schon weichgemacht …
    „Ich komme, ich komme!“ schnaufte Sophia, während sie an einer Töterpatrouille vorbeihastete, die sich auf den Palast zubewegte. „Aber wir wollen doch, daß es wie ein strategischer Rückzug aussieht und nicht wie eine heillose Flucht. Wenn sie sehen, daß wir wie ertappte Einbrecher davonlaufen, dann kommen sie vielleicht noch auf seltsame Gedanken. Außerdem ist der Sprint noch nie meine Lieblingssportart gewesen.“
    Sie hat natürlich recht, sagte sich Fraden und zwang sich zu einer weniger verdächtigen Geschwindigkeit. Jetzt gingen sie zügig, aber ruhig auf das Boot zu. Wieder kam eine Töterpatrouille vorbei, die vor Fradens Robe ihren Gruß entrichtete.
    Sie waren noch knapp zwanzig Meter vom Boot entfernt, als Fraden einen Ruf hörte, der aus der Richtung des Palastes kam. Er hielt an und sah sich um. Zehn oder fünfzehn Töterjagten in vollem Lauf auf sie zu. Sie waren vielleicht fünfzig Meter entfernt und kamen schnell näher.
    „Aufgeht’s, Soph’! Der Tanz hat begonnen!“ Er riß

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