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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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geschah. Etwas, das auf irgendeine Weise mit diesem Außenweltler und mit seiner Truppe aus bewaffneten Männern zusammenhing.
    Fraden gab seinen Männern ein Zeichen, als sie die Dorfbewohner erreicht hatten. Er blieb stehen, und die Guerillas schwärmten aus und bildeten einen Halbkreis um ihn herum. Frauen, Kinder und alte Männer kamen um das Ende dieses Halbkreises herum, und sie gesellten sich zu der kleinen Menschenmenge, die Fraden bereits gegenüberstand. Er wartete minutenlang schweigend ab und zählte, was sich ihm bot: etwa achtzig potentielle Guerillas und ungefähr einhundert Frauen, Kinder und alte Männer. Schließlich kündeten Fraden das Murmeln, Fußscharren und die eindringlichen Blicke der Menschen davon, daß die Neugierde der Sangraner ihren bescheidenen Gipfel erreicht hatte.
    „Mein Name ist Bart – Bart Fraden“, sagte er endlich, wobei er die einfache, abgehackte örtliche Sprechweise annahm. „Ihr kennt mich nicht, aber ich kenne euch. Ich kenne eure Fragen. Ich weiß, was ihr gehört habt. Ihr habt gehört, daß sich die Töter sehr für Tiere interessieren, die verrückt sind, hm? Und ihr hört, daß der Tribut auf dem ganzen Planeten nach oben geht …“
    Ein dumpfes Gemurmel durchlief die Menge. Männer nickten, Frauen und Kinder lärmten aufgeregt, wirkten beinahe ärgerlich.
    „Mein Mann“, schrie eine junge Frau, „sie haben meinen Mann mitgenommen!“
    „Und meinen!“
    „In diesem Monat waren es zehn hier im Dorf“, sagte ein stämmiger Mann, „acht mehr als sonst.“
    „Dann sind die Töter also schon hiergewesen“, sagte Fraden. „Sie werden wiederkommen, das verspreche ich euch. Die Brüder scheren sich nicht mehr um die Tributzahlen. Wißt ihr auch, warum?“
    Es herrschte mürrisches, erwartungsvolles Schweigen. „Du stellst eine Menge Fragen“, murrte jemand. „Kennst du auch ein paar Antworten?“
    „Hier ist ein Mann, der die Antworten kennt“, erwiderte Fraden. Das war das Stichwort für Lamar Gomez, einen von Willems ersten Herogynsüchtigen. Er trat vor. „Los, Gomez“, sagte Fraden, „erzähle ihnen das, was du mir berichtet hast!“
    In der letzten Woche hatte Gomez seine Rolle ein paar Dutzend Male gespielt, daher beherrschte er sie inzwischen recht ordentlich. Er spulte seine Sätze ab wie ein Tonband.
    „Ich heiße Lamar Gomez“, sagte er. „Vor ein paar Wochen sind die Töter in unser Dorf gekommen und haben zehn von uns mitgenommen. Das waren neun mehr als die normale Tributrate. Sie haben uns nach Sade gebracht. Sie haben uns gepackt und in ein großes Wasserbecken geworfen; dann haben sie Strom in das Becken geleitet. Ich dachte, der Schmerz würde mich umbringen. Es dauerte stundenlang. Ich bin nicht daran gestorben. Niemand ist daran gestorben. Aber die Hälfte von uns war nach einigen Stunden völlig wahnsinnig. Schließlich haben sie den Strom ausgeschaltet. Sie haben uns alle rausgezogen. Die Irren haben sie in Käfige unter dem Palast gesperrt. Die anderen, die nicht durchgedreht sind, kamen in Verschlage auf dem Hof. Da habe ich gehört, wie sich die Töter unterhalten haben. Sie haben gesagt, daß sie uns alle so lange foltern wollen, bis sie uns wahnsinnig gemacht haben. Dann wollen sie uns das Blut abzapfen, weil die Brüder etwas daraus machen wollen. Die Töter fanden das alles sehr lustig. Sie sagten, sie wollen den ganzen Planeten foltern, bis alle wahnsinnig geworden sind, und dann wird allen Tieren das ganze Blut abgezapft. Am nächsten Tag wollten sie uns mit einem Lastwagen an einen anderen Platz schaffen, aber der Wagen ist gegen einen Felsbrocken gefahren und hat sich überschlagen. Die Töter und fast alle Tiere waren tot, aber ich bin entwischt. Bin in den Dschungel gelaufen, und da habe ich Bart getroffen. Ich habe ihm erzählt, was passiert ist, und er hat gesagt, er sei ein Außenweltler und wisse schon, was los ist, und auch, warum sie es tun …“
    „Und ich weiß es auch!“ brüllte Fraden. „Es kann sich nur um eine Sache handeln: um eine Droge, die sie Omnidren nennen, das ist der stärkste Stoff in der Galaxis! Wißt ihr auch, wie man Omnidren macht? Das Blut von Wahnsinnigen wird ausgekocht, so geht es! Könnt ihr euch vorstellen, wie viele Wahnsinnige die Brüder brauchen, damit sie genügend Omnidren machen können, das für sie alle ausreicht? Ungefähr fünfzehn Millionen! Wißt ihr auch, wie viele Einwohner Sangre hat? Auch etwa fünfzehn Millionen! Den Rest könnt ihr euch selber denken! Sie

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