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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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verstreuten Anwesen im Land zu übernehmen.
    Die Lösung lag einfach in der Bestechlichkeit der sangranischen Tiere.
     
    Fraden verließ als erster die Luftschleuse des Bootes und betrat vor seiner drei Mann starken Leibwache den Dorfplatz, auf dessen Mitte er das Boot heruntergebracht hatte. Wie die anderen Dörfer, die er in den vergangenen fünf Tagen besucht hatte, lag auch dieses weit genug von der örtlichen Bruderburg entfernt. Selbst wenn man seine Ankunft bemerkt hatte, würde er längst wieder verschwunden sein, wenn die ersten Töter hier eintrafen.
    Und wie in Dutzenden anderer Dörfer zuvor hatten sich die Bauerntölpel bereits zu einem neugierigen, erwartungsvollen Haufen vor dem Boot geschart, als er nach draußen trat. Die Gerüchteküche hatte es schon längst über den ganzen Planeten verbreitet, daß der Präsident eine Rundreise durch die Dörfer im feindlichen Territorium machte, genauso wie sie die Geschichte von der „Schlacht im Dreiertal“ – wie er das widerwärtige Gemetzel getauft hatte – überall bekannt gemacht hatte. Wer anderer also als Bart Fraden persönlich, der Befreier, der Held der Revolution, der mächtige Außenweltler, konnte es sein, der das Boot im Herzen ihres Dorfes verließ.
    Fraden musterte die Menge, die da vor ihm stand. Der Anteil der Frauen und Kinder war unverhältnismäßig hoch. Das konnte nur bedeuten, daß die Töter auf der Suche nach Opfern für das Wahnsinnsprogramm das Dorf schon mehrere Male heimgesucht hatten. Sie waren mager und schlecht genährt, aber sie waren noch nicht dem Hungertode nahe, denn in ihrem Bezirk waren bislang noch keine Läuse abgeschlachtet worden. Doch das Gerücht darüber war schon bis hierher gedrungen, und Fraden sah, daß sie sich über dieses Gerücht und über das Wahnsinnsprogramm große Sorgen machten. Ein drängender, hungriger Blick lag in ihren Augen, der ihm sagte, daß sie alles über die Revolution und darüber, was die Volksarmee mit den Tötern gemacht hatte, wußten. Sie waren – kurz gesagt – reif.
    „Ihr wißt, wer ich bin“, begann er. „Ich bin Bart Fraden, Präsident der Freien Republik von Sangre. Ihr habt sicher von dem großen Sieg der Volksarmee in der großen Schlacht vom Dreiertal gehört; der ganze Planet kennt diese Geschichte. Ich suche hier nicht nach Soldaten für die Volksarmee, noch nicht. Ihr seid noch zu weit von dem Gebiet entfernt, das wir kontrollieren, aber macht euch keine Sorgen, wir dehnen dieses Gebiet schnell nach allen Seiten aus. Ich brauche euch nicht zu sagen, daß die Töter den Tribut gewaltig überziehen, denn es sieht so aus, als seien sie bereits hiergewesen. Ihr wißt vielleicht schon, daß sie in ganz Sangre damit begonnen haben, die Gehirne totzuschlagen, und ich wette, ihr wißt auch, daß sie das tun, um euch auszuhungern, damit ihr alle wahnsinnig werdet. Dann will die Bruderschaft euch nämlich ausbluten lassen, um aus eurem Blut Omnidren zu gewinnen. Nein, ich will nicht eure und meine Zeit damit verschwenden, daß ich euch Dinge erzähle, die ihr schon kennt; dafür habe ich auf dem Weg hierher nicht mein Leben aufs Spiel gesetzt.“
    Fraden hielt inne und musterte die stumpfsinnigen Gesichter der schweigend verharrenden Sangraner. Nur in ihren Augen zeigte sich eine neugierige Ungeduld. Sie warteten darauf, etwas Neues zu hören, etwas, das sie unbedingt hören wollten, und – zum Teufel – das sollten sie auch zu hören bekommen!
    „Ich bin hierhergekommen, um euch davon zu berichten, was bereits in vielen Dörfern wie diesem überall in Sangre geschieht. Es ist die einfachste, offenkundigste Sache, die man sich vorstellen kann. Die Menschen haben erkannt, daß sie, wenn sie etwas wollen, nur die Hand auszustrecken und danach zu greifen brauchen. Dies ist euer Planet! Ihr wollt die Herden der Fleischtiere für die Bruderschaft nicht mehr hüten? Dann tut es einfach nicht mehr! Was wird geschehen? Die Töter aus dem Anwesen kommen hierhermarschiert und zwingen euch zur Arbeit, hm? Also werden sie am nächsten Tag wahrscheinlich in andere Dörfer ziehen, um dort die Leute zum Arbeiten zu zwingen; dann hört ihr wieder auf zu arbeiten! Wenn die Lage sich daraufhin zuspitzt, was ja möglich ist, dann versteckt ihr euch eine Weile im Dschungel, bis sich die Lage wieder abgekühlt hat. Ernärt euch von den Früchten des Landes! Das heißt, ernährt euch von allem, was den Brüdern gehört. Die Töter sind weg, um über ein anderes Dorf herzufallen, dann macht

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