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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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ihr euch über die Fleischtierherden her. Plündert die Nahrungsspeicher. Plündert alles, an das ihr herankommt und das einen Augenblick lang unbewacht ist! Nehmt euch, was ihr wollt. Warum solltet ihr dafür arbeiten? Wie viele Töter gibt es im örtlichen Anwesen? Vierzig? Fünfzig, vielleicht sechzig? Und wie viele Menschen leben in all den Dörfern? Die Töter können Hunderte, ja Tausende von Menschen nicht aufhalten, die vom Dschungel aus zuschlagen. Überfallt alles, was nicht bewacht wird, und wenn die Töter dorthin eilen, dann seid ihr schon wieder an einem anderen Ort. So könnt ihr es machen. Die Töter können euch nicht daran hindern, daß ihr euch nehmt, was ihr haben wollt!“
    Ein paar Männer in der Menge buhten und lachten bitter. „Sicher“, sagte einer von ihnen spöttisch, „das werden wir tun. Und was macht der Bruder? Er ruft nach mehr Tötern, und die schaffen dann das ganze Dorf auf einen Schlag nach Sade. Wir erleiden einen schnellen Tod statt eines langsamen!“
    „Nein, Kerl!“ brüllte Fraden. „Denn es werden keine Töter mehr vorhanden sein, die zur Verstärkung kommen! Das liegt daran, daß überall auf Sangre die Brüder bereits nach mehr Tötern schreien, damit die Überfalle auf ihre Anwesen aufhören. Kein Bruder kann es sich leisten, einem anderen einige Töter abzugeben. Und der Rest der Töter, jener Teil, den Moro in Reserve hält? Über den braucht ihr euch auch keine Sorgen zu machen. Der hat mit der Volksarmee mehr als genug zu tun. Vergeßt die Schlacht vom Dreiertal nicht. Euer Bruder hier, der kann nach mehr Tötern schreien, bis sein Gesicht blau anläuft. Alles, was er davon haben wird, wird eine trockene Kehle sein! Das ist es, was die sangranische Revolution für euch bedeutet, hier, an diesem Ort! Jetzt könnt ihr euch alles nehmen, was ihr wollt, denn es gibt auf diesem Planeten nicht mehr genügend Töter, die euch aufhalten könnten. Nehmt euch, was ihr wollt. Es gehört euch, das Recht dazu gibt euch die Freie Republik von Sangre.“
    Nun murmelten die Sangraner untereinander. Sie besprachen das Gehörte. Ich habe sie an der richtigen Stelle getroffen, dachte Fraden. Gierige Hundesöhne, wenn die Katze fort ist … Das ist es doch sowieso, was für den durchschnittlichen Bauerntölpel eine Revolution ausmacht, eine Gelegenheit zum Stehlen und zum Plündern! Man braucht diesen Einfaltspinseln nur zu sagen, daß sie tun sollen, was sie ohnehin vorhatten, dann werden sie es tun. Das heißt, sie würden es tun, wenn sie nicht solche elenden Feiglinge wären. Keines von den Dörfern, die er besucht hatte, besaß genügend Mumm, den Anfang zu machen. Wenn es ein paar Dörfer versuchten, dann würde es nicht funktionieren, aber wenn es alle täten, dann würden sie die Töter zur Raserei treiben. Was sie brauchten, war ein Beweis, daß es alle taten. Feiglinge gehen nur in großen Meuten auf die Jagd. Aber darum würde man sich schon kümmern, oh ja, das würde schon werden.
     
    Es war ein bunter Zug, der über die verwüsteten Felder in das sangranische Dorf zog. Fünfundzwanzig Männer, die nur mit Speeren und Keulen bewaffnet waren und als Kleidungsstück den üblichen Lendenschurz trugen, bewachten auf drei Seiten einen Trupp von dreißig idiotisch blickenden Kindern, denen das Fleisch in so feisten Falten herunterhing, daß man ihr Geschlecht nicht mehr bestimmen konnte. Direkt hinter den Männern, die die Fleischtiere trieben, gingen fünf Männer mit den grünen Stirnbändern und Lendenschürzen der Volksarmee. Sie waren mit Gewehren bewaffnet und stießen einen gefesselten und geknebelten Töter vor sich her, der hinkte, um sein rechtes, blutendes Bein zu schonen. Sein linker Arm hing schiaffin den Fesseln. Ganz am Schluß ging Willem Vanderling in seiner alten Generalsuniform aus den Tagen des Gürtelfreistaats. In der Hand hielt er die unvermeidliche Schnittpistole.
    Obwohl es nicht so aussah, waren alle, bis auf die Fleischtiere und den Töter, Soldaten der Freien Volksarmee von Sangre.
    Vanderling überflog die Hütten, aus denen die verdreckten, hungrigen Sangraner hervorkamen, mit einem Blick. Das kam ihm doch alles irgendwie bekannt vor …
    Klar, das war ja wirklich ein Witz! Vanderling lachte. Vor einer Woche erst haben wir ihr Gehirn erschossen. Und jetzt bringen wir ihnen etwas zu essen und etwas zur Unterhaltung. Jaja, die Volksarmee gibt, die Volksarmee nimmt …
    Seit einigen Wochen hatte die Volksarmee, oder doch zumindest ein kleiner

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