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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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seinen Männern und dem gefangenen Töter weiter geradeaus, bis auf die Mitte des Dorfplatzes. Sie machten es sich auf dem Boden bequem. Bis auf die Herogynsüchtigen taten sich alle am sauren, aber starken Wein gütlich und sahen dabei zu, wie die Dorfbewohner mit Sicheln und Äxten die Fleischtiere abschlachteten. Die Fleischtiere, denen Folgsamkeit, Dumpfheit, ja animalische Blödheit angezüchtet waren, standen ruhig da, während die Dörfler ihre Gefährten töteten. Nur wenn ihr eigener Kopf unter der Axt lag, quiekten und strampelten sie einen kurzen Augenblick lang.
    Vanderling lehnte sich zurück und stürzte einen gewaltigen Schluck Wein herunter. Man kriegte einen schönen Rausch von dem Zeug, aber es schmeckte wie durchgeschwitzte Socken! Es war alles eine Frage der Technik. Man mußte zusehen, daß man das Zeug so schnell wie möglich an den Geschmacksknospen vorbei in die Kehle bekam, und wenn man erst einmal eine ausreichende Menge getrunken hatte, dann war der Geschmack gar nicht mehr so schlecht …
    Er trank unaufhörlich, während er die Sangraner dabei beobachtete, wie sie Spieße durch die geschlachteten Fleischtiere trieben und die Spieße dann über die prasselnden, offenen Flammen schoben. Nach einer Weile begann das tropfende Fett auf den Holzscheiten zu brutzeln und zu zischen, und die Luft erfüllte sich mit dem Aroma von geröstetem Fleisch. In Vanderlings Mund, der vom sauren Wein etwas belegt war, lief das Wasser zusammen. Mann, Grillbraten, über offenem Feuer zubereitet! Mmmmh! Was machte es schon aus, daß diese Fleischtiere irgendwie menschenähnlich waren? Allzu menschenähnlich waren sie nun auch wieder nicht! Echte Menschen waren nicht so verflucht blöd und fett … Das waren doch Idioten, oder? Sie wurden absichtlich so gezüchtet … Auf keinen Fall waren sie schlauer als Schimpansen, und daß Schimpansen Menschen sind, kann doch niemand behaupten …
    Als das Essen endlich fertig war, waren die meisten Männer hübsch betrunken, Vanderling eingeschlossen. Eine sangranische Frau brachte ihm einen appetitlich gebräunten Fleischbrocken. Vanderling biß ein großes Stück aus dem heißen Braten und spülte es mit einem Schluck Wein herunter, dann zerkaute er den nächsten Bissen. Während er das salzige Fleisch herunterschlang und sangranischen Wein hinterhergoß, sah er den Dorfbewohnern und den Guerillas zu, die gleichermaßen auf ihre Kosten kamen. Alle lachten, tranken und stopften sich das Fleisch mit fettigen Fingern in den Mund. Nichts ist so appetitanregend wie ein großes Picknick im Freien, dachte er und leckte sich die Finger.
    Nach einer Weile war von seinem Bratenstück nur noch ein halb abgenagter Schenkelknochen übriggeblieben. Sein Tonkrug war fast leer und sein Bauch zum Bersten voll. Er rülpste. Mensch, bin ich voll! Er schaute zu den Guerillas hinüber. Die meisten von ihnen knabberten nur noch lustlos auf einem Bissen herum, oder sie schlürften Wein, lehnten sich zurück und entspannten sich, genau wie er. Aber die Dorftölpel waren erst richtig in Schwung gekommen. Jede Feuerstelle war von einem Sangranerhaufen umgeben. Sie zerteilten die Braten mit ihren Messern und stopften sich mit beschmierten Fingern das Fleisch in den Mund, als ob es kein Morgen geben würde. Sobald ein Spieß leer war, schob man einen neuen Braten über das Feuer. Es sieht so aus, als ob sie die ganze Herde heute abend auffressen wollen, dachte Vanderling.
    Sollen sie, sollen sie! Dann behalten sie wenigstens nichts übrig und müssen sich selbst etwas suchen, wenn sie wieder Hunger kriegen. Mann, die können vielleicht zulangen, dachte er benebelt. Wahrscheinlich haben sie nicht mehr allzuviel zu essen bekommen, seit wir ihr Gehirn getötet haben …
    He … In Vanderlings weindurchtränktem Verstand zuckte ein Gedanke auf. Wo ist eigentlich dieser verdammte Töter …? Aha, da ist er ja!
    Der gefangene Töter, noch immer gefesselt und geknebelt und aus einer Beinwunde blutend, lehnte an einer Hütte in der Nähe der Feuerstellen. Ein paar Herogynsüchtige bewachten ihn abwechselnd.
    Vanderling starrte den Töter benommen an. Hatte ich nicht irgendeinen Grund, aus dem heraus ich den Gefangenen mitgebracht hatte …? Irgend etwas, das …? Ach ja, klar! Erst das Essen, dann die Unterhaltung!
    Vanderlin erhob sich schwankend auf die Füße und torkelte zu dem Töter hinüber, der sich in seinen Fesseln wand. Seine Zähne bohrten sich in den Knebel, und er starrte Vanderling aus Augen

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