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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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an, die ein doppeltes Leuchtfeuer des Hasses waren.
    „Achtung, herhören!“ brüllte Vanderling mehrmals, und nach und nach drehten die Sangraner, die immer noch Fleisch in sich hineinstopften, ihre Köpfe in seine Richtung.
    „He, Leute“, rief Vanderling, „seht mal, was wir hier haben, einen dreckigen Töter! Ich habe gehört, daß die Töter vor einer Woche euer Gehirn erschlagen haben. Das war aber nicht sehr nett, oder …?“
    Er starrte den Töter in gespielter Verwunderung an. „Wartet mal“, sagte er übertrieben langsam, „war dieser Schurke hier vielleicht einer von …“
    Die Sangraner brüllten los, und es war eine schreckliche Mischung aus Lachen und Wutgeheul. Ein rasender, wilder Ausdruck trat in die Gesichter der feiernden Dorfbewohner.
    Dann sprangen ein Dutzend von ihnen auf. Wild loderte der Haß in ihren Augen, ihre grausam grinsenden Münder waren mit menschlichem Fett besudelt. Sie warfen Fleischbrocken und Tonkrüge zur Seite, stürzten zu dem Töter und rissen ihn hoch. Er wand sich in seinen Fesseln, knurrte durch den Knebel, während sie ihn zu einem Feuer schleppten, wo eine Frau einen fast garen Braten an einem Spieß drehte.
    Offenbar glauben sie, daß er dabei war, dachte Vanderling zu sich. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten und wäre fast neben einer Hütte zu Boden gestürzt. Vielleicht interessiert es sie auch gar nicht, ob er nun dabei war oder nicht … Wollen doch mal sehen, was sie sich für eine Überraschung für unseren Freund ausgedacht haben …
    Erschreckt und fasziniert fand es Vanderling bald heraus. Er tat einen letzten Zug aus dem Weinkrug, der neben der Hütte lag, während zwei Sangraner den Braten vom Spieß zogen. Andere rissen dem Töter die Kleidung bis zum letzten Fetzen herunter. Inzwischen hatte sich das ganze Dorf um das Feuer versammelt und feuerte die Sangraner, die den Töter traktierten, an.
    Vanderling hatte einen neuen Krug gefunden. Eine rauschhafte Gleichgültigkeit hatte ihn ergriffen. Er beobachtete, wie die Dorfbewohner den Töter, der sich mit weit aufgerissenen Augen vor Schrecken krümmte, an den langen hölzernen Spieß banden.
    Vanderling schaffte es mit einiger Mühe, den bleischweren Kopf einmal zu schütteln. Sie wollen ihn essen, dachte er mit geradezu schulmeisterlicher Mißbilligung.
    „Der kann doch nichts taugen“, murmelte er mit schwerer Zunge. „Diese Hornochsen … Der ist doch sicher zäh wie ein alter Stiefel …“
    Dann fiel er in einen tiefen, bleiernen Schlaf.
     
    Grimmig schob sich Bart Fraden noch einen Bissen von dem mehligen Zeug in den Mund. Es war ein fades Gericht aus Reis, Gemüse und einigen getrockneten Kräutern, die die Sangraner als Gewürze bezeichneten. Vanderlings Teller auf der anderen Seite des Tisches war unberührt, doch Sophia stopfte das Zeug in sich hinein. Nichts konnte ihr für längere Zeit den Appetit verderben. Wenn wir diesen Schlammkloß erst einmal beherrschen, dachte Fraden, dann müssen wir eine Möglichkeit finden, wie man terranische Tiere hierher importieren kann. Was wir allerdings im Austausch dagegen anbieten sollen …
    „Was erheitert unsere Chromkuppel denn so außerordentlich?“ fragte Sophia. Fraden bemerkte, daß Vanderling ein provozierend blasiertes und selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt hatte. Willem hatte sich während seines gesamten Besuches im Lager sehr merkwürdig benommen. Immer wieder feixte er bei allen möglichen Gelegenheiten über unverständliche Anlässe. Er grinste über seine Herogynsüchtigen und die anderen Guerillas, wenn sie, gutgenährt, ja beinahe fett, von ihren Raubzügen zurückkehrten … Und jetzt grinst er – völlig ohne Grund – über das Essen in meiner Hütte. Was zum Teufel ist denn so komisch daran? Ach, was soll’s, wir haben wichtigere Aufgaben, um die wir uns kümmern müssen!
    „Es ist Zeit, mit dem dritten Stadium zu beginnen, Willem“, sagte er.
    „Hm …?“ brummelte Vanderling gedankenverloren.
    „Die dritte Phase der vier klassischen Stadien einer Revolution“, versetzte Fraden. „In der ersten Phase erobert man einen Bezirk und sichert ihn ab, damit sind wir ungefähr vor einem Monat fertig geworden. In der zweiten Phase bindet man die Truppen des Gegners durch weltweite Plünderungen und Überfalle. Damit hast du dich ja in der letzten Zeit beschäftigt. Also sind wir jetzt soweit, daß wir die dritte Stufe einleiten können. Die Töter sind in Tausende von kleinen Besatzungstruppen

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