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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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ausgerissen waren. Der Boden war mit halbverzehrten und fast unberührten Fleischtierbraten übersät, die die Banditen überall herumliegen ließen. Worum ging es Willem wirklich?
    „Na schön …“ sagte Fraden bedächtig. „Wollen wir einmal annehmen, daß du recht hast. Das würde aber noch lange nicht bedeuten, daß du nicht zur Verfügung stehst. Unsere Männer können ihre Raubzüge auch ohne dich unternehmen. Und in der Zwischenzeit können wir mit der dritten Phase beginnen. Du wirst dich darauf konzentrieren, Angriffe aus dem Hinterhalt vorzubereiten. Wie du selbst gesagt hast, haben wirtrotz der paar tausend Mann, die wir für die Überfälle brauchen – immer noch sechstausend Leute zur Verfügung.“
    Vanderling runzelte erneut die Stirn und kratzte sich den kahlen Schädel. „Sieh mal“, sagte er, „ich habe dir doch eben erklärt, wie wichtig die Überfälle zur Zeit noch sind. Ich muß mich schon persönlich darum kümmern, wenn es weiter so gut laufen soll. Das ist nun einmal meine Art, eine solche Operation zu führen. Denkst du denn, daß die Herogynfreaks die Ruhe bewahren, wenn ich nicht von Zeit zu Zeit in allen Gruppen nach dem Rechten sehe? Die scheren sich doch einen Teufel um Taktik und um deine Revolution. Die interessieren sich nur fürs Töten und fürs Herogyn. Gebe ich ihnen einen großen Vorrat Herogyn mit, wenn sie losziehen, dann sind sie dauernd high. Wenn ich ihnen kein Herogyn mitgebe, dann drehen sie völlig durch. Jetzt schaue ich ein paarmal im Monat bei den einzelnen Gruppen vorbei und gebe ihnen gerade so viel Stoff, daß es reicht, bis ich wiederkomme. Und das wissen sie genau! Das ist meine einzige Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß sie nicht aus der Reihe tanzen.“
    „In Ordnung, dann lassen wir die Freaks aus der Überfallaktion heraus, wir …“
    „Verdammt noch mal, Bart, dies ist mein Fachgebiet, vergiß das nicht!“ polterte Vanderling störrisch. „Ich bin der Taktiker, das hast du selbst gesagt. Also erzähle mir bitte nichts von der Strategie, und schreib mir nicht vor, wie ich draußen im Feld zu handeln habe! Wenn ich sage, daß ich mich unbedingt selbst um die Überfallaktion kümmern muß, dann kannst du dich darauf verlassen, daß es nicht anders geht. Oder willst du vielleicht alles selber machen? Versuche es ruhig. Wir wollen mal sehen, wie weit du damit kommst!“
    Vanderlings Heftigkeit hatte Fraden überrascht. Außerdem hatte Willem in einigen Punkten durchaus recht. Bisher hatte er immer genau gewußt, was er tat, wenn es darum ging, eine Armee ins Feld zu führen. Warum sollte er einen Streit heraufbeschwören, wenn es sich vermeiden ließ?
    „Na schön“, sagte Fraden „also schließen wir einen Kompromiß: Du bleibst noch drei Wochen bei der Überfallaktion und nimmst nach und nach die Herogynfreaks heraus. Danach kannst du mir über die strategische Lage erzählen, was du willst, du wirst dann auf jeden Fall die Hauptstreitmacht übernehmen. Denke immer daran, daß die Strategie die Taktik bestimmt, und nicht umgekehrt! Klar?“
    „Ich habe verstanden“, sagte Vanderling düster. Er stand auf und ging auf die Tür zu.
    „He, du hast ja keinen Bissen angerührt!“ rief Fraden ihm nach.
    Vanderling drehte sich um. Plötzlich lächelte er wieder. Er schien ein Kichern zu unterdrücken. „Ich glaube, ich mache mir einfach nichts aus Kaninchenfutter“, sagte er. Dann war er verschwunden.
    Fraden starrte auf die leere Türöffnung. Er spürte Sophias Blicke in seinem Nacken. Er wandte sich um und stellte fest, daß sie ihn unverwandt ansah. Höhnisches Vergnügen blitzte aus ihren Augen, und ihr Mund war zu einem schiefen, beinahe mitleidigen Lächeln verzogen. Er schaute sie fragend an.
    Sie sah weiter schweigend in seine Augen wie eine gereizte Perserkatze.
    „Schon gut, schon gut“, schnappte er. „Worum geht es diesmal?“
    „Es liegt mir fern, mich in die gewichtigen und komplexen Angelegenheiten der Staatsführung einzumisch …“
    „Also los, Soph, heraus damit. Für heute ist mein Bedarf an kleinen Geheimnissen gedeckt!“
    „Soll das heißen, daß du nichts bemerkt hast?“ fragte sie ungläubig. „Du hast nichts gemerkt? Du spielst mir doch nichts vor?“
    „Was soll ich bemerkt haben, verdammt noch mal!“
    „Es geht natürlich um unseren Kugelkopf, um wen sonst.
    Warum ist er so sehr darauf versessen, sich weiter mit seinen schmutzigen Kumpanen im Wald herumzutreiben, daß er nicht hierbleiben und General

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