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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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alles. Das Spiel ist vorbei, zu Ende, kaputt! Ich habe mich umgesehen. Ihr foltert Töter zum Spaß oder gebt sie den Tieren, damit sie sie zu ihrem Vergnügen foltern können. Sie fressen Töter! Ich will gar nicht erst wissen, was du und deine Wolfsmeute außerdem noch hinter meinem Rücken getrieben habt. Ich will dich nicht fragen, warum du zugenommen hast, ich frage dich nicht, was du in der letzten Zeit gegessen hast. Ich weiß es, Willem, ich weiß es! Ich frage dich nur, warum? Warum, verdammt noch mal, Willem, warum?“
    Vanderlings Gesichtsausdruck veränderte sich von verdutztem Unverständnis zu einem geradezu unschuldsvollen, zynischen Grinsen. „Das ist es also, was dir im Magen liegt“, sagte er. „Nur weil du dich von Kaninchenfutter ernährst, soll das auch für mich gelten? Was, zum Teufel, hast du denn erwartet? Glaubst du, daß menschliches Fleisch ungenießbar schmeckt? Es ist zwar ein wenig salzig, aber daran gewöhnst du dich viel schneller als daran, überhaupt kein Fleisch zu essen!“
    „Du Dummkopf, du Kretin!“ polterte Fraden. „Von mir aus kannst du Scheiße fressen! Aber wie steht es mit dem Foltern? Was ist mit dem Sadismus? Warum lauft ihr Amok? Warum stiftet ihr die Dorftölpel dazu an, daß sie sich wie … wie … elende Brüder benehmen?“
    „Was willst du eigentlich, Bart?“ fragte Vanderling mit geheucheltem Unverständnis. „Das war doch deine Idee, hast du das vergessen? Stifte sie zum Aufruhr an, sorge dafür, daß sie durchdrehen, daß sie Überfälle verüben! Nagele die Töter in den Anwesen fest! Nun, das funktioniert doch blendend, oder nicht? Der ganze verfluchte Planet hat durchgedreht, die Töter sind festgenagelt, und das bleiben sie auch. Das ist es doch, was du gewollt hast! Wir haben nur deine Befehle ausgeführt!“
    „Vielen Dank, Adolf Eichmann!“ bellte Fraden. „Nur Befehle ausgeführt, hm? Ich habe dir befohlen, Fleischtiere zu essen, ich habe befohlen, die Töter zu foltern? Ich habe befohlen, die Tiere zu Kannibalismus und Folter anzustiften? Und wahrscheinlich habe ich dir auch befohlen, mich zum Narren zu halten? ‚Von sich aus unternehmen sie nichts.’ ‚Ich muß mich schon persönlich darum kümmern, damit der Laden läuft.’ Ja, Scheißdreck! Sophia schätzt dich richtig ein. Sie hat dich schon immer richtig gesehen. Versuch nicht, mich weiter an der Nase herumzuführen, Willem! Du hast es getan, weil du Freude daran hast. Es gefällt dir, Töter zu foltern. Du ißt gerne Menschenfleisch, auch wenn du nicht hungrig bist. Das Töten macht dir noch mehr Spaß, als zu siegen, als über diesen Schlammkloß zu herrschen! Es ist dir wohl noch nie der Gedanke gekommen, daß wir diesen Schlammkloß eines Tages regieren müssen? Ist dir noch nie in den Kopf gekommen, daß wir mit den Tieren fertig werden müssen, wenn der Krieg vorbei ist, daß wir den Mist beseitigen müssen, den wir jetzt hinterlassen? Wir werden die Ordnung wieder herstellen müssen, weil wir an der Spitze stehen wollen! Was hat es für einen Sinn, wenn wir das Terrorregime verjagen, wenn wir die Sangraner den Kannibalismus und die Folter lehren? Du bist nicht nur ein blutrünstiger Sadist, du bist einfach ein unterbelichteter, blinder, mordbesessener Schlächter!“
    „Schön, schön, schön“, sagte Vanderling ruhig, sachlich, trocken. „Das Neue Testament nach Bart Fraden. Deine Hände sind natürlich lilienweiß, nicht wahr? Du könntest keiner Fliege etwas zuleide tun. Es war jemand anders, der der Bruderschaft das Omnidren verkauft hat, der die Gehirne hat töten lassen, damit die Tiere verhungern, und der Moro den Gedanken eingegeben hat, den ganzen Planeten in den Wahnsinn zu foltern, um ihn hinterher ausbluten zu lassen. Das war nicht etwa Bart Fraden? Bart, der Unschuldsengel!“
    Fraden lief dunkelrot an. Was Willem sagte, war die Wahrheit. Aber so, wie er es sagte, wurde es zu einer Lüge. Aus seinem Munde klang es so, als sei dies alles zum Vergnügen geschehen, als habe kein Zweck dahintergestanden, als sei …
    Vanderling lachte rauh. „Na, was brütest du denn jetzt aus?“ Er legte die rechte Hand hinter eine Ohrmuschel.
    Fraden fröstelte.
    „Jaaa“, sagte Vanderling. „Du hast ein sehr kurzes Gedächtnis. ‚Bringt das menschliche Tier herbei.’ Rums!“ Er vollführte mit der rechten Hand eine Hackbewegung. „Was ist es für ein Gefühl, wenn man tötet …? War es ein Kind, ein Sklave, vielleicht … vielleicht ein Baby?“ Er nickte grinsend,

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