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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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spielen?“
    Die Kiefer des Kadetten arbeiteten. Er errötete. „Ein Töter ist ein Töter von Geburt!“ verkündete er. „Wenn der Prophet es will, dann darf der Töter sich mit Kampfesruhm bedecken. Spare deinen Atem für deinen Todesschrei auf, du Tier!“
    „Du willst mir doch nicht ernsthaft einreden, daß ihr frechen kleinen Strolche nicht einfach nur einen Ausflug gemacht habt, um den Großen beim Kämpfen zuzusehen? Halt mich nicht zum Narren! Moro würde es doch nicht erlauben, daß solche kleinen Kröten wie du schon richtig kämpfen?“
    Es war, als würde ein Damm in dem Töterkadetten brechen. Seine Ruhe war verflogen, rasender Zorn hatte sie verzehrt. Er kämpfte gegen seine Fesseln und zerbiß sich wütend die Lippen. „In ganz Sangre haben Kadetten schon ruhmreich gekämpft!“ schrie er, und seine Augen waren von Haß entflammt. „Wir töten genau wie alle anderen Töter! Ruhmreich ist das Töten! Wir werden euch alle töten! Tier! TÖTEN ! TÖTEN ! TÖTEN !“
    Der Junge krümmte sich und stieß gegen Fraden vor, den Kopf als Rammbock benutzend. Fraden sprang zur Seite, und ein Guerilla schlug dem Jungen den Gewehrkolben auf den Hinterkopf. Der Kadett sank zu Boden. Der Guerilla erwischte ihn am Arm, bevor er umgefallen war, ein anderer Guerilla packte den zweiten Arm und so hielten sie den bewußtlosen Töterkadetten aufrecht.
    „Olnay, Olnay“, sagte Fraden, „das ist genau das, worauf wir gewartet haben. Moro geht es so sehr an den Kragen, daß er schon Kadetten ins Gefecht schicken muß. Das heißt, daß sie keine Reserven mehr haben, sie stehen mit dem Hintern an der Wand. Die Zeit für den großen Schlag ist gekommen! Sende unsere Agenten in alle Bezirke! Es sollen so viele Banditenführer, wie du auftreiben kannst, in einer Woche hierher ins Camp kommen. Sag ihnen, daß es große Neuigkeiten gibt, sag ihnen, was du willst, aber schaff sie hierher! Wir haben die Töter soweit, wie wir sie brauchen, aber jetzt brauchen wir soviel Kanonenfu … äh … Leute, wie wir kriegen können. Ob sie ausgebildet sind, spielt keine Rolle.“
    Olnay nickte. „Was wird mit dem Töterküken?“ fragte er. „Wir können ihn doch nicht Tag und Nacht bewachen, und wir können ihm auch nichts zu essen abgeben …“
    Fraden musterte Olnays erwartungsvolles Gesicht, das lauernde Grinsen der beiden Wachen. Er seufzte resigniert und mußte sich eingestehen, daß er die Sangraner zwar beherrschte, daß diese Herrschaft jedoch ihre Grenzen hatte. Sie würden ihm nur so weit folgen, wie sie selber gehen wollten. Ein Gnadenerweis wäre für sie ein Zeichen von Schwäche. Gnade verstanden sie nicht. Sie verstanden nur die Macht. Er konnte es sich zu diesem Zeitpunkt nicht leisten, sich unverständlich auszudrücken.
    „Erschießt ihn!“ sagte Fraden. Olnay nickte zustimmend und gab den Wachen ein Zeichen.
    „Aber macht es schnell und macht es sauber!“ rief Fraden ihnen nach. Übelkeit stieg in ihm auf.
    Fraden hörte, wie sich ein dumpfes Gemurmel in der Menge regte, als Vanderling aus seiner Hütte trat. Um die Spannung zu steigern, wartete Fraden noch einen Moment, dann tat er zwei Schritte und stand im hellen Sonnenlicht.
    Rufe wurden laut, Rufe, die sich bald in den vertrauten Sprechchor: „ BART ! BART ! BART ! BART !“ verwandelten. Fraden ließ sie eine Zeitlang gewähren. Er wartete ab; die rotgrüne Fahne der Freien Republik flatterte auf dem Dach der Hütte hinter ihm. Zu beiden Seiten war er von einem Halbkreis von Offizieren flankiert. Gemeinsam betrachteten sie die bunt zusammengewürfelte Menge von ein paar hundert Männern, die lärmend vor der Hütte standen. Diese Banditenführer waren wahrhaftig ein armseliger Haufen. Obwohl sie wahrscheinlich besser ernährt waren als die meisten anderen Sangraner, waren sie klapperdürr. Viele von ihnen trugen erbeutete Gewehre und Morgensterne, ihre Männer mußten sich in der Regel mit Sensen, Knüppeln und Speeren begnügen. Es waren verzweifelte Männer. Wahrscheinlich waren sie noch verzweifelter als die Männer, die sie führten. Denn seit alle Fleischtiere schwer bewacht wurden, mußten ihre Männer hungern. Früher oder später – eher früher – richtet sich der Zorn hungernder Menschen gegen ihre Führer.
    Ja, sie standen wirklich mit dem Rücken an der Wand, sie waren verzweifelt genug, daß man ihre Männer, wenn nicht gar sie selbst, zu einem Kamikaze-Unternehmen einsetzen konnte.
    „Lang lebe die Freie Republik!“ schrie Fraden. Die

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