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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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beklommen, wie oft die Seile schon daran vorbeigeschrammt waren – und wie viel Belastung sie wohl noch ertragen würden. Er passierte die Stelle, wo eine der Trittstreben unter Tarik gerissen war. Die Kletterei ging ordentlich in die Armmuskeln und er verharrte einen Moment, um Atem zu schöpfen. »Nur munter weiter, edler Gralsritter!«, rief Tarik ihm da von oben zu. »Gleich hast du es geschafft und bist bei mir im Himmelreich der Katakomben von Akkon!« Augenblicke später erfasste Gerolt Tariks Hand und kroch zu ihm über den Felswulst auf die breite Plattform. Wie groß dieses Plateau war und wo der Weg zum Ausgang lag, ließ sich in der Dunkelheit nicht feststellen. »Der Nächste kann kommen!«, rief Tarik hinunter. Nun machte sich Maurice an den Aufstieg. Er gelangte ohne Zwischenfälle zu ihnen. McIvor hatte die schwierigste Aufgabe, nicht nur weil er der Schwerste war, sondern weil er auch noch mit der Fackel in der linken Hand hochsteigen musste. Zudem hielt nun keiner mehr die Strickleiter unten halbwegs straff. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, kam er doch nur ganz langsam voran. Es sah von oben so aus, als kröche er wie eine Schnecke an der Strickleiter empor. Und was sie befürchtet hatten, trat nun ein. Siebenmal rissen die Querstricke unter seinem Gewicht. Und jedes Mal pendelte er mit der Strickleiter wild hin und her, wäh rend er versuchte, wieder festen Tritt zu finden, ohne dabei die Fackel zu verlieren. »Lass die Fackel fallen!«, schrie Gerolt ihm zu, der nun ernsthaft um das Leben des Schotten fürchtete. »Wir machen hier Feuer und zünden die Ersatzfackel an! Je länger du an der Strickleiter hängst, desto größer ist die Gefahr, dass sie reißt! Sieh zu, dass du so schnell wie möglich nach oben kommst!« McIvor zögerte nicht und ließ die brennende Fackel fallen. Mit wild flackerndem Schein stürzte sie in die Tiefe und erlosch, als sie in den Wasserfall geriet. Tarik beeilte sich, in der pechschwarzen Finsternis mit dem Feuerstein Funken zu schlagen und den Zunder in Brand zu setzen. Endlich züngelten kleine Flammen empor, an denen er zuerst eine der Kerzen entzündete und daran dann die zweite Pechfackel. Als er die lodernde Fackel über den Abgrund hielt, reichte der Schein schon bis zu McIvor hinab. Und wenig später ließ dieser sich mit einem erlösten Stoßseufzer von den zupackenden Händen seiner Gefährten über den Felsrand auf die Plattform ziehen. Sie gönnten ihm nur eine kurze Verschnaufpause, dann setzten sie ihren Weg fort. Und sie brauchten nicht lange zu suchen, denn von der vorspringenden Felsenplatte führte nur ein einziger schmaler Gang weiter. Es war eine mannshohe und etwa vier Fuß breite Spalte, die sich steil aufwärts durch den Fels zog, bevor sie ihren höchsten Punkt erreichte und sich dann sanft abwärtsneigte. Der Boden war hier feucht und rutschig, auch fanden sich auf dem Felsgrund und an den Wänden Muscheln und etwas grünes Schleimiges, das nach einer Art von Algenbewuchs aussah. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass bei Flut Wasser in diesen Abschnitt der Felsspalte eindrang. Manche Stellen waren so eng, dass sie Mühe hatten, sich hindurchzuzwängen, ohne sich dabei an den scharfen Muscheln die Kleidung aufzureißen und sich zu verletzen. Der rußige Rauch der Fackel brannte ihnen in den Augen. Plötzlich wurde der Felsspalt breiter und öffnete sich zu einer kleinen Höhle mit einem Durchmesser von vielleicht zehn Schritten, deren Wände und Decke über und über mit Muscheln bewachsen waren. Schwacher grauer Lichtschein fiel vom anderen Ende direkt über dem glitschigen Steinboden in diese Grotte. Sie hatten den geheimen Ausgang am Felsufer von Akkon erreicht!

Vierter Teil
    Die Welt ist des Teufels

1

    Die schmale und nicht ganz brusthohe Öffnung de r Grotte ähnelte dem nach unten gerichteten Maul ei nes Welses, der sich seine Nahrung vom Grund eines Flusses holte. Eine weit vorhängende Felslippe verhinderte bei Ebbe, dass man den Zugang vom Wasser aus entdecken konnte. Um ins Freie zu gelangen, musste man in die Hocke gehen und, wie von Abbé Villard beschrieben, über drei Trittstufen abwärtssteigen. Mit großer Vorsicht, um nicht auf dem glitschigen Belag auszurutschen, und sich gegenseitig Halt gebend, stiegen sie nacheinander auf den Felsvorsprung hinunter. Hinter ihnen ragte der kantige Festungsturm der Eisenburg in den Himmel. Und vor ihnen erstreckte sich im letzten grauen Licht des weichenden Tages das Meer, das von böigen

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