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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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sich aus seinem Lehnstuhl. »Nein, ihr habt recht daran getan, wachsam gegenüber dem Unbekannten geblieben zu sein, Gerolt von Weißenfels«, sprach er ihn an, und sowohl seine Worte wie auch seine erstaunlich kräftige und wohlklingende Stimme sorgte bei den vier Rittern einmal mehr für Verblüffung. »Wäret ihr weniger umsichtig, wäre der Ruf wohl auch kaum an euch ergangen. Aber nun tretet näher, werte Brüder in Christo. Es freut mich, dass ihr nun endlich den Weg zu mir gefunden habt.« »Ja, aber nur dank der sehr überzeugenden Überredungsgabe Eurer Diener«, sagte Maurice trocken. Während sie die letzten Stufen hinabstiegen und sich zu dem fremden Tempelbruder begaben, nahmen sie sich nun die Zeit, sich näher in der Krypta umzuschauen. Das unterirdische Gewölbe maß etwa fünfzehn Schritte in der Länge und knapp die Hälfte in der Breite. Das Kopfende des Raumes nahm das tiefe Halbrund der Altarnische ein, zu der drei Stufen hochführten. Im Gegensatz zum oberen Bereich der Kirche war dieser Teil mit seiner kunstvollen Holztäfelung, dem mächtigen Altarblock aus grauschwarzem Marmor sowie einem dreiteiligen Passionsgemälde und dem darüber hängenden Kruzifix vollkommen fertiggestellt und wirkte wie eine spirituelle Oase in einer kalten, unbehausten Steinwüste. Auf der Marmorplatte des Altars, der die doppelte Dicke einer kräftigen Männerfaust hatte, standen zwei schwere, eiserne Leuchter mit jeweils drei brennenden Kerzen. Die Leuchter ruhten auf breiten, etwas klobigen, quadratischen Füßen, die mit der Altarplatte fest verschraubt waren. In einer ölgefüllten Wandleuchte aus dunkelrotem Glas brannte mit ruhiger Flamme das ewige Licht, das in keinem geweihten Altarraum fehlen durfte. Ungewöhnlich waren nur die beiden lebensgroßen Statuen, die auf breiten Sockeln ruhten und das kostbar vertäfelte Halbrund der Altarnische rechts und links einfassten, als sollten sie den heiligen Bezirk bewachen. Beide Skulpturen bestanden aus grauem Gestein, bei dem es sich wohl um eine Art von Granit handelte. Die linke Statue stellte einen Mann in einem langen, priesterähnlichen Gewand dar, der wie ein zu Stein erstarrter Wachposten mit der linken Hand den Schaft einer senkrecht stehenden, eisernen Lanze umfasst hielt. Sollte sie den heiligen Joseph von Arimathäa darstellen? Bei der Figur auf der anderen Seite des Halbrunds handelte es sich um eine Frau. Der Bildhauer hatte aber ohne jeden Zweifel nicht eine Statue der Gottesmutter aus dem Stein geschlagen, sondern bei seiner Arbeit eine sehr viel ältere und vor allem wohlhabende Frau vor Augen gehabt, wie der vornehme Umhang und der angedeutete Schmuck verrieten. Ihre aufrechte Haltung mit dem leicht in den Nacken gelegten Kopf war die einer selbstbewussten Frau und aus ihren Gesichtszügen sprach Entschlossenheit.
    * Unterirdischer Kirchenraum, der häufig als Begräbnisstätte für bedeutende kirchliche oder weltliche Würdenträger diente sowie zur sicheren Aufbe wahrung von Reliquien, etwa der Gebeine von Heiligen.

    »Es ist gut, dass ihr nun hier seid«, sagte der weißhaarige Temp ler, setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl neben dem Kohlenbe cken und deutete auf die Scherenstühle. »Nehmt Platz, damit wir in Ruhe miteinander reden können.« Die vier Ritter folgten seiner Aufforderung und rückten ihr Schwertgestänge umständlich und mit einigem Gelärme zurecht, um einigermaßen bequem sitzen zu können. Gerolt räusperte sich, um sich von dem Kloß zu befreien, der ihm in der Kehle saß. »Verzeiht mir meine Direktheit, aber bevor wir dieses Gespräch beginnen, zu dem Ihr uns gebeten habt, gebietet es da nicht die Höflichkeit unter Ordensbrüdern, dass Ihr uns zu erst einmal Euren Namen verratet? Ihr kennt unsere Namen, wir dagegen wissen nur, dass Eure beiden Diener Euch den ›heiligen Abbé‹ nennen.« »Es gibt nur Einen, der heilig ist, und das ist Er, unser Herr und Er löser Jesus Christus«, stellte der greise Templer sofort klar und seine Hand deutete auf das Kruzifix. »Also vergesst schnell, was ihr von Bismillah und Dschullab in Bezug auf mich gehört habt. Ihre Hingabe und Treue ist ein großes Geschenk, das mich täglich mit Dankbarkeit erfüllt, aber in gewissen Dingen können sie auch so störrisch sein wie eigensinnige Maulesel.« Er wandte den Kopf und warf dem blinden Brüderpaar einen tadelnden Blick zu. Es war, als hätten Bismillah und Dschullab auch dies registriert. Denn sie beantworteten den Tadel mit einer

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