Die Bruderschaft
zur Sache kam, desto schneller konnte er wieder in die Geborgenheit seines Bunkers zurückkehren. »Ich bin gekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten«, sagte er langsam.
»Ja, ich weiß. Was kann ich für Sie tun?« Der Präsident lächelte und kaute. Er genoss sowohl das Essen als auch die Tatsache, dass er zur Abwechslung einmal die Oberhand hatte.
»Meine Bitte ist ein bisschen ungewöhnlich. Ich möchte Sie um die Begnadigung von drei Häftlingen in einem Bundesgefängnis bitten.«
Der Präsident hörte auf zu kauen und zu lächeln - nicht vor Schreck, sondern aus Verwirrung. Eine Begnadigung war gewöhnlich eine simple Angelegenheit, es sei denn, es handelte sich um einen Spion, einen Terroristen oder einen straffällig gewordenen Politiker. »Spione?« fragte der Präsident.
»Nein, Richter. Einer ist aus Kalifornien, einer aus Texas und einer aus Mississippi. Sie sitzen ihre Strafe in einem Bundesgefängnis in Florida ab.«
»Richter?«
»Ja, Mr. President.«
»Kenne ich sie?«
»Ich bezweifle es. Der aus Kalifornien war früher Oberrichter am dortigen Obersten Gerichtshof. Er wurde abgewählt und hatte ein bisschen Ärger mit dem Finanzamt.«
»Ich glaube, ich erinnere mich.«
»Er wurde wegen Steuerhinterziehung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er zwei abgesessen hat. Der aus Texas war ein von Reagan eingesetzter Bundesrichter. Er ist betrunken mit seinem Wagen durch den Yellowstone Park gefahren und hat zwei Wanderer überfahren und getötet.«
»Ich kann mich dunkel daran erinnern.«
»Das war vor mehreren Jahren. Der aus Mississippi war Friedensrichter und hat Einnahmen aus Bingospielen veruntreut.«
»Das muss mir irgendwie entgangen sein.«
Sie schwiegen lange und bedachten die Implikationen. Der Präsident war verwundert und wusste nicht, was er sagen sollte. Teddy hingegen wusste nicht, was nun kam, und so beendeten sie das Mahl schweigend. Keiner von beiden wollte ein Dessert.
Die Bitte war leicht zu erfüllen, jedenfalls für den Präsidenten. Die Häftlinge und ihre Opfer waren praktisch unbekannt. Etwaige Folgen der Begnadigung würden kurz und schmerzlos sein, besonders für einen Politiker, der in weniger als sieben Monaten aus dem Amt scheiden würde. Man hatte ihn schon zu weit problematischeren Begnadigungen gedrängt. Die Russen machten eigentlich ständig Druck, damit ein paar Spione freigelassen wurden. In Idaho saßen zwei mexikanische Geschäftsleute wegen Drogenhandels ein, und jedes Mal wenn irgendein Vertrag verhandelt wurde, kam das Thema Begnadigung auf den Tisch. Und es gab einen kanadischen Juden, der wegen Spionage lebenslänglich bekommen hatte und den die Israelis unbedingt freibekommen wollten.
Drei unbekannte Richter? Der Präsident konnte drei Unterschriften leisten, und die Sache wäre erledigt. Und Teddy wäre ihm etwas schuldig.
Es war im Grunde ganz einfach, aber das war kein Grund, es Teddy zu leicht zu machen.
»Ich bin sicher, es gibt gute Gründe für diese Bitte«, sagte der Präsident. »Natürlich.«
»Berührt diese Sache die nationale Sicherheit?«
»Eigentlich nicht. Es geht um einen Gefallen, den ich alten Freunden schulde.«
»Alten Freunden? Kennen Sie diese drei Männer?«
»Nein. Aber ihre Freunde.«
Das war so offensichtlich gelogen, dass der Präsident beinahe nachgehakt hätte. Wie konnte Teddy Freunde von drei Richtern kennen, die zufällig im selben Gefängnis saßen?
Aber wenn er versuchte, Teddy Maynard ins Kreuzverhör zu nehmen, würde dabei nichts herauskommen. Diese Blöße wollte der Präsident sich nicht geben. Er würde nicht um Informationen betteln, die er nie bekommen würde. Was immer Teddys Motive waren - er würde sie mit ins Grab nehmen.
»Das Ganze ist ein bisschen verwirrend«, sagte der Präsident schulterzuckend. »Ich weiß. Lassen wir es einfach dabei.«
»Und die Folgen?«
»Geringfügig. Die Familien der beiden Studenten, die im Yellowstone Park überfahren wurden, werden sich vielleicht beschweren, und das könnte man ihnen nicht mal verdenken.«
»Wann war das?«
»Vor dreieinhalb Jahren.«
»Sie wollen, dass ich einen republikanischen Bundesrichter begnadige?«
»Er ist kein Republikaner mehr, Mr. President. Bundesrichter dürfen sich nach ihrer Ernennung nicht mehr politisch betätigen. Und seit seiner Verurteilung darf er nicht mal mehr wählen. Ich bin sicher, wenn Sie ihn begnadigen, haben Sie einen großen Fan gewonnen.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Wenn es
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