Die Bruderschaft
geschrieben hat. Aus meiner Sicht gibt es da noch ein paar Lücken.«
»Es ist für alle Beteiligten auch besser, wenn das so bleibt«, sagte Yarber. »Na gut. Ich hab mich nicht freiwillig für diesen Job gemeldet.«
»Was haben sie dir denn versprochen?« fragte Spicer.
»Vorzeitige Entlassung. Ich bleibe noch ein paar Wochen hier, und dann werde ich verlegt. Bis Ende des Jahres komme ich auf Bewährung raus, und wenn Lake gewählt wird, kriege ich eine volle Begnadigung. Kein schlechtes Geschäft. Und mein Bruder hat bei unserem nächsten Präsidenten einen riesigen Stein im Brett.«
»Dann bist du also unser Verhandlungspartner?« fragte Beech.
»Nein, ich bin nur der Bote.«
»Wo sollen wir anfangen?«
»Ihr macht den ersten Zug.«
»Du hast den Brief gelesen. Wir wollen Geld. Und wir wollen hier raus.«
»Wie viel Geld?«
»Zwei Millionen für jeden«, sagte Spicer, und es war offensichtlich, dass sie über diesen Punkt schon oft gesprochen hatten. Alle drei beobachteten Argrow und warteten auf das Zucken, das Stirnrunzeln, das Erschrecken. Aber er zeigte keine Reaktion, sondern erwiderte nur ihren Blick. »Ich habe keine Vollmachten. Ich kann zu euren Forderungen nichts sagen. Ich gebe sie bloß an meinen Bruder weiter.«
»Wir lesen jeden Tag die Zeitung«, sagte Beech. »Lake hat mehr Geld als er ausgeben kann. Sechs Millionen tun ihm nicht weh.«
»Er hat achtundsiebzig Millionen zur Verfügung und keine Schulden«, fügte Yarber hinzu.
»Mir egal«, sagte Argrow. »Ich bin bloß der Kurier, der Postbote, wie Trevor.«
Bei der Erwähnung ihres ermordeten Anwalts erstarrten sie. Sie musterten Argrow, der seine Fingernägel betrachtete, und fragten sich, ob das eine Warnung gewesen war. Wie tödlich war das Spiel geworden? Der Gedanke an Geld und Freiheit beflügelte sie, aber waren sie jetzt noch sicher? Würden sie je sicher sein?
Sie würden immer Lakes Geheimnis kennen.
»Und wie soll das Geld zu euch kommen?« fragte Argrow.
»Ganz einfach«, sagte Spicer. »Alles im Voraus, und zwar überwiesen an einen sicheren Ort, wahrscheinlich Panama.«
»Gut. Und jetzt zu eurer Entlassung.«
»Was ist damit?« fragte Beech.
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Eigentlich nicht. Das wollten wir Lake überlassen. Er hat ja seit neuestem jede Menge Freunde.«
»Ja, aber er ist noch nicht Präsident. Er kann noch keinen Druck auf die richtigen Leute ausüben.«
»Wir haben nicht vor, bis zu seiner Amtseinführung im Januar zu warten«, sagte Yarber. »Wir wollen noch nicht mal bis zum November warten, um zu sehen, ob er gewählt wird.«
»Dann wollt ihr also sofort entlassen werden?«
»So schnell wie möglich«, sagte Spicer. »Spielt es eine Rolle, wie ihr entlassen werdet?«
Sie dachten einen Augenblick nach, und dann sagte Beech: »Es muss sauber sein. Wir wollen nicht für den Rest unseres Lebens über die Schulter sehen müssen.«
»Wollt ihr gemeinsam entlassen werden?«
»Ja«, sagte Yarber. »Und wir haben auch schon einen genauen Plan, wie das laufen soll. Aber zunächst müssen wir uns über die wichtigen Dinge einigen: über das Geld und den genauen Zeitpunkt unserer Entlassung.«
»Klingt vernünftig. Die anderen werden eure Unterlagen wollen - sämtliche Briefe und Notizen über eure Erpressungen. Verständlicherweise will Lake sicher sein, dass sein Geheimnis geheim bleibt.«
»Wenn wir kriegen, was wir wollen, hat er nichts zu befürchten«, sagte Beech. »Wir werden mit Vergnügen vergessen, dass wir je einen Brief von Aaron Lake gekriegt haben. Aber wir müssen dich warnen, damit du Lake warnen kannst: Wenn uns irgendwas passiert, wird die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Wir haben draußen einen Kontaktmann«, sagte Yarber.
»Das ist wie bei einem Zeitzünder«, fügte Spicer hinzu, als wollte er das Unerklärliche erklären. »Wenn uns was passiert - zum Beispiel so etwas wie das, was Trevor passiert ist -, dann geht ein paar Tage später unsere Zeitbombe hoch und Lake steht ohne Unterhose da.«
»Es wird nichts passieren«, sagte Argrow.
»Du bist der Bote. Du weißt nicht, was passieren wird und was nicht«, belehrte ihn Beech. »Das sind dieselben Leute, die Trevor auf dem Gewissen haben.«
»Das könnt ihr nicht wissen.«
»Nein, aber wir haben so unsere Vermutungen.«
»Wir wollen uns nicht über Dinge streiten, die wir nicht beweisen können«, sagte Argrow und brachte das Gespräch zu einem Abschluss. »Mein Bruder besucht mich morgen früh um
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