Die Bruderschaft
verhelfen. Im Gegensatz zu den anderen Typen, die ihre Bewerbung bekannt gaben und bald wieder zurückzogen, verfügte dieser Kandidat jedoch über anscheinend unbegrenzte Mittel. Tyner hatte gegen fürstliche Honorare für Siege oder Niederlagen von Dutzenden Politikern gesorgt und war der festen Überzeugung, dass Geld letztlich immer den Ausschlag gab. Wenn man ihr genügend Geld zur Verfügung stellte, konnte sie jedem zum Triumph verhelfen und jeden Konkurrenten aus dem Feld schlagen.
In der ersten Woche seiner Existenz summte der IVR nur so vor Energie. Das Büro blieb rund um die Uhr geöffnet und Tyners Leute richteten sich ein und machten sich an die Arbeit. Diejenigen, die mit der Akquisition von Spenden beauftragt waren, erstellten mit Computern eine Liste mit den Namen von 310000 Arbeitern, die in Rüstungs-und Zuliefererfirmen beschäftigt waren; diese bekamen wenig später einen nach allen Regeln der Kunst formulierten Brief, in dem sie um eine Spende gebeten wurden. Eine andere Liste enthielt die Namen von 28000 Angestellten in der Rüstungsindustrie, die mehr als 50000 Dollar pro Jahr verdienten. Diese erhielten ein anderes Schreiben mit der Bitte um eine finanzielle Zuwendung.
Die für politische Unterstützung zuständigen IVR-Berater machten die fünfzig Kongressabgeordneten ausfindig, in deren Wahlbezirken sich die höchste Dichte von Rüstungsfirmen befand. Siebenunddreißig von ihnen standen demnächst zur Wiederwahl an - das machte die Einflussnahme umso leichter. Der IVR würde sich an die Basis wenden, an die Rüstungsarbeiter und ihre Bosse, und eine gezielte Telefonkampagne für Aaron Lake und einen vergrößerten Militärhaushalt inszenieren. Sechs Senatoren aus Bundesstaaten, in denen es zahlreiche Rüstungsfabriken gab, hatten bei den Wahlen im November starke Gegenkandidaten. Elaine Tyner verabredete sich mit jedem von ihnen zu einem Mittagessen.
Unbegrenzte Geldmittel bleiben in Washington nicht lange verborgen. Ein Abgeordneter aus Kentucky, der zum ersten Mal ins Repräsentantenhaus gewählt worden war und sich in der Hierarchie des Kongresses mit einem der untersten Plätze begnügen musste, brauchte dringend Geld für einen scheinbar bereits verlorenen Wahlkampf. Der arme Kerl war praktisch unbekannt. Während seiner ersten zwei Jahre im Kongress hatte er nicht ein einziges Mal den Mund aufgemacht und nun hatte die Gegenpartei in seinem Wahlkreis einen aussichtsreichen Kandidaten aufgestellt. Niemand war bereit, ihm Geld zu geben, doch er hatte Gerüchte gehört und wandte sich an Elaine Tyner. Ihr Gespräch verlief etwa so: «
»Wie viel Geld brauchen Sie?«
»Hunderttausend Dollar.« Er verzog das Gesicht, sie nicht. »Würden Sie Aaron Lakes Präsidentschaftskandidatur unterstützen?«
»Ich würde jeden unterstützen, wenn er nur genug bezahlt.«
»Gut. Wir geben Ihnen zweihunderttausend und managen Ihre Kampagne.«
»Ich bin Ihr Mann.«
Bei den meisten anderen war es nicht so einfach, aber immerhin gelang es dem IVR in den ersten zehn Tagen, Lake durch großzügige Geldgeschenke die Unterstützung von acht Abgeordneten zu sichern, die zusammen mit ihm im Kongress gesessen hatten und ihn einigermaßen sympathisch fanden. Es war geplant, sie ein oder zwei Wochen vor dem 7. März, dem so genannten Super Tuesday, an dem in zwanzig Bundesstaaten Vorwahlen abgehalten wurden, den Medien zu präsentieren. Und je mehr dabei mitmachen würden, desto schöner würde es werden.
Die meisten Abgeordneten hatten sich jedoch bereits für einen anderen Kandidaten entschieden.
Tyner eilte vom einen zum anderen und nahm an manchen Tagen drei Mittagessen zu sich. Die Rechnungen übernahm selbstverständlich der IVR. Ihr Ziel war es, die Stadt wissen zu lassen, dass ihr neuer Klient die Bühne betreten hatte, dass er über jede Menge Geld verfügte und dass er ein zwar bislang unbekannter, aber überaus fähiger Mann war, der seine Qualitäten demnächst unter Beweis stellen würde. In einer Stadt, in der es eine regelrechte Industrie für Gerüchte gab, hatte sie keine Schwierigkeiten, ihre Botschaft zu verbreiten.
Finn Yarbers Frau traf unangekündigt in Trumble ein. Es war ihr erster Besuch in zehn Monaten. Sie trug abgewetzte Ledersandalen, einen schmutzigen Jeansrock, eine weite, mit Perlen und Federn verzierte Bluse und allerlei alten Hippieschmuck an Kopf, Hals und Handgelenken. Sie hatte graues Haar, einen Pagenschnitt, und unrasierte Achselhöhlen und sah haargenau wie jenes
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