Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
fest.
    »Nicht der Erste«, sagte er. »Lass uns nicht davon anfangen.«
    Sollte ihm recht sein. Er hatte ihre Vitalität, ihre überschäumende Sexualität immer bewundert, aber es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass diese alte Frau immer noch regelmäßig Sex hatte. »Gib mir die Papiere«, sagte er. »Ich unterschreibe.«
    »Sie werden in einer Woche hier sein. Da wir nicht mehr sehr viel besitzen, ist es eine glatte Sache.«
    Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hatten Richter Yarber und Carmen Topolski-Yocoby gemeinsam eine Hypothek auf ihr Haus im Marina-District von San Francisco aufgenommen. Das Dokument, aus dem jede Andeutung einer sprachlichen Diskriminierung bezüglich Geschlecht, Rasse oder Alter sorgsam getilgt war, eine mit dürren Worten formulierte Urkunde, aufgesetzt von traumatisierten kalifornischen Juristen, die nichts so sehr fürchteten wie die Klage einer gekränkten Seele, hatte zwischen Aktiva und Passiva eine Lücke von fast einer Million Dollar ausgewiesen.
    Nicht dass eine Million Dollar ihnen den Schlaf geraubt hätte. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Holzindustrie, rücksichtslose Farmer und andere Übeltäter zu bekämpfen. Eigentlich waren sie sogar stolz gewesen, so wenig zu besitzen.
    In Kalifornien galt für Ehepaare die Gütergemeinschaft und das bedeutete, dass der gemeinsame Besitz bei einer Scheidung gleichmäßig verteilt wurde. Die Scheidungspapiere zu unterschreiben, würde - aus vielerlei Gründen - kein Problem sein.
    Und es gab einen Grund für Finns Einverständnis, den er nicht erwähnte: Ihre kleine Erpressung brachte Geld, schmutziges Geld, das versteckt wurde und auf das keine gierige staatliche Stelle einen Zugriff haben würde. Und Carmen Topolski-Yocoby war die Letzte, die etwas davon erfahren sollte.
    Finn war sich nicht sicher, ob die Tentakeln der Gütergemeinschaft bis zu einem geheimen Bankkonto auf den Bahamas reichten, aber er hatte nicht vor, es herauszufinden. Sobald die Papiere eintrafen, würde er sie mit Freuden unterschreiben.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten lang über alte Freunde - es war ein kurzes Gespräch, denn die meisten alten Freunde hatten sie aus den Augen verloren. Als sie sich verabschiedeten, taten sie es ohne Trauer oder Reue. Ihre Ehe war schon seit langem tot. Sie waren froh, dass es vorbei war.
    Er umarmte sie nicht, wünschte ihr aber alles Gute und ging wieder zur Aschenbahn, wo er sich bis auf seine Boxershorts auszog und eine Stunde lang in der Sonne seine Runden drehte.

ZEHN
    Lufkin ließ seinen zweiten Tag in Kairo mit einem Abendessen in einem Straßencafe an der Shari’ el-Corniche ausklingen. Er trank starken schwarzen Kaffee und sah zu, wie die Straßenhändler ihre Sachen zusammenpackten: Teppiche, Messinggefäße, Ledertaschen, Leinenstoffe aus Pakistan - alles für die Touristen. Nur fünf Meter entfernt faltete ein uralter Händler sein Zelt penibel zusammen und verließ seinen Platz, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Lufkin sah aus wie ein moderner Ägypter: weiße Hose, ein leichtes Khaki-Jackett, ein weißer Hut mit Lüftungslöchern, dessen breite Krempe er tief in die Stirn gezogen hatte. Er betrachtete die Welt unter der Hutkrempe hervor durch die Gläser einer Sonnenbrille. Er sorgte dafür, dass Gesicht und Arme immer gut gebräunt und sein dunkles Haar immer kurz geschnitten war. Er sprach perfekt Arabisch und kannte sich in Beirut und Damaskus ebenso gut aus wie in Kairo.
    Er wohnte im Hotel Ei-Nil am Ufer des Nils, sechs belebte Blocks entfernt, und auf dem Weg dorthin tauchte neben ihm plötzlich ein hoch gewachsener, schlanker Ausländer unbestimmter Herkunft auf, der nur leidlich Englisch sprach. Sie kannten sich gut genug, um einander zu vertrauen, und setzten ihren Weg gemeinsam fort.
    »Wir glauben, dass es heute Nacht passiert«, sagte der andere, dessen Augen ebenfalls hinter einer Sonnenbrille verborgen waren.
    »Sprechen Sie weiter.«
    »In der Botschaft ist ein Empfang.«
    »Ich weiß.«
    »Eine geeignete Situation. Viel Verkehr: Die Bombe wird in einem Lieferwagen sein.«
    »Was für ein Lieferwagen?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Noch etwas?«
    »Nein«, sagte der andere und verschwand in der Menge.
    Lufkin trank eine Pepsi in der Hotelbar und überlegte, ob er Teddy anrufen sollte, doch es war nur vier Tage her, dass er in Langley mit ihm gesprochen hatte, und seitdem hatte Teddy keinen Kontakt mit ihm aufgenommen. Sie hatten das alles durchgesprochen.

Weitere Kostenlose Bücher