Die Bruderschaft
Notizen. »Die meisten persönlichen Briefe sind an seine Adresse in Georgetown adressiert. Außerdem hat er noch zwei Adressen auf dem Capitol Hill - die eine ist sein Büro, die andere das Komitee für die Streitkräfte. In Arizona hat er drei Büros. Alles in allem sechs Adressen, von denen wir wissen.«
»Warum braucht er eine siebte?«
»Ich kenne den Grund nicht, aber es kann kein guter sein. Ein Mann, der nichts zu verbergen hat, braucht keinen falschen Namen oder eine geheime Adresse.«
»Wann hat er das Postfach gemietet?«
»Das werden wir noch herausfinden.«
»Möglicherweise, nachdem er sich zur Kandidatur entschlossen hat. Die CIA steuert seine Kampagne, also denkt er vielleicht, dass wir ihn ständig beobachten. Und er möchte ein bisschen Privatsphäre haben - darum das Postfach. Vielleicht hat er eine Freundin, die wir übersehen haben. Vielleicht lässt er sich Pornomagazine oder Videos schicken - irgendwas, das man per Post bekommen kann.«
Nach einer langen Pause sagte York: »Könnte sein. Aber was, wenn er das Postfach schon vor Monaten gemietet hat, lange bevor er sich zur Kandidatur entschieden hat?«
»Dann verbirgt er sich nicht vor uns. Dann verbirgt er etwas vor der Welt, und das muss ein wirklich schreckliches Geheimnis sein.«
Beide dachten schweigend über die Schrecklichkeit von Lakes Geheimnis nach. Keiner wollte Spekulationen anstellen. Sie beschlossen, die Überwachung zu intensivieren. Das Postfach sollte zweimal täglich überprüft werden. Lake würde in ein paar Stunden die Stadt wieder verlassen, um sich in den Wahlkampf für die nächsten Vorwahlen zu stürzen, und sie würden das Postfach ganz für sich allein haben.
Es sei denn, er beauftragte jemand anders, für ihn nachzusehen.
In Washington war Aaron Lake der Mann des Tages. In seinem Büro auf dem Capitol Hill gewährte er den Sendern für ihre morgendlichen Nachrichten großzügig Interviews. Er empfing Senatoren und Abgeordnete, Freunde und frühere Gegner, die ihm ihre freudigen Glückwünsche überbrachten. Er aß mit seinem Wahlkampfstab zu Mittag und hatte danach lange Strategiebesprechungen. Nach einem kurzen Abendessen mit Elaine Tyner, die gute Nachrichten für ihn hatte - beim IVR waren wieder Massen von Geld eingegangen -, verließ er die Stadt und flog nach Syracuse, um sich auf die Vorwahlen in New York vorzubereiten.
Er wurde von einer großen Menschenmenge begrüßt. Immerhin war er jetzt der Favorit.
VIERZEHN
Die Kater wurden häufiger, und als Trevor wieder einmal mühsam die Lider hob und einem neuen Tag ins Auge sah, sagte er sich, das müsse endlich aufhören. Du kannst nicht jede Nacht bei Pete’s rumhängen, mit Studentinnen billiges Bier aus Flaschen trinken und dir blödsinnige Basketballspiele ansehen, bloß weil du tausend Dollar darauf gesetzt hast. Gestern Nacht Logan State gegen irgendeine Mannschaft in grünem Dress. Wen interessiert schon Logan State?
Joe Roy Spicer. Spicer hatte fünfhundert Dollar auf sie gesetzt, Trevor hatte tausend draufgelegt und Logan hatte gewonnen. In der vergangenen Woche hatte Spicer zehn von zwölf Gewinnern richtig getippt. Er hatte dreitausend Dollar verdient und Trevor, der sich an ihm orientiert hatte, war um fünftausendfünfhundert Dollar reicher. Die Sportwetten waren profitabler als seine Kanzlei. Und er brauchte sich nicht mal selbst den Kopf zu zerbrechen -jemand anders traf die Auswahl.
Er ging ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, ohne in den Spiegel zu sehen. Die Toilette war seit gestern verstopft, und als er auf der Suche nach einer Saugpumpe durch sein schmutziges Haus tappte, läutete das Telefon. Es war eine Frau aus seiner Vergangenheit, eine Frau die er hasste und die ihn hasste, und als er ihre Stimme hörte, wusste er, dass sie Geld wollte. Er sagte wütend nein, legte auf und ging unter die Dusche. In der Kanzlei war es noch schlimmer. Scheidungsmandanten erschienen in getrennten Wagen, um die Verhandlungen über die Vermögensteilung abzuschließen. Die Dinge, über die sie sich stritten, waren praktisch wertlos -Töpfe, Pfannen, ein Toaster -, aber da sie sonst nichts hatten, stritten sie eben darum. Die schlimmsten Kämpfe werden um Nichtigkeiten geführt.
Ihr Anwalt kam eine Stunde zu spät und diese Zeit hatten sie genutzt, um vor sich hin zu kochen, bis Jan sie schließlich getrennt hatte. Als Trevor durch die Hintertür in sein Büro trat, saß dort die scheidungswillige Ehefrau.
»Wo zum
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