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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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werden seinen Rückzug decken.«
    Warden unterrichtete Shears über die verschiedenen Vorkehrungen, die er getroffen hatte. Er war in der vergangenen Nacht, und diesmal vor Einbruch der Dunkelheit, noch einmal von dem Beobachtungsposten heruntergestiegen, jedoch ohne bis in das freie, ungedeckte Gelände vorzudringen.
    Kriechend hatte er nach der besten Stelle gesucht, an der man das Maschinengewehr aufstellen konnte, das die Gruppe mit sich führte, und die Orte ausfindig gemacht, an denen sich die Partisanen aufhalten und auf etwaige Verfolger schießen sollten. Sämtliche Stellungen waren sorgfältig gekennzeichnet worden. Diese Sperre, zu der noch das Granatwerferfeuer kam, mußte für einige Minuten eine angemessene Deckung abgeben.
    »Number One« billigte sämtliche getroffenen Vorkehrungen.
    Dann erzählte er seinem Freund, da er viel zu müde war, um schlafen zu können, wie in der vergangenen Nacht die Ausführung des Unternehmens vor sich gegangen war.
    Warden hörte ihm begierig zu, und dieser Bericht tröstete ihn ein wenig darüber hinweg, daß er nicht an den unmittelbaren Vorbereitungen teilgenommen hatte. Es blieb ihnen nichts mehr zu tun, als den nächsten Tag abzuwarten. Der Erfolg hing, wie sie schon gesagt hatten, jetzt von Joyce ab. Von Joyce und dem Zufall, den man nicht voraussehen konnte. Sie zwangen sich dazu, ihre Ungeduld niederzukämpfen und ihre Besorgnis um den Mann zu vergessen, der jetzt die Hauptperson war und der in dem Dickicht auf dem feindlichen Ufer kauerte und abwartete.
    Seit er seine Entscheidung über die Durchführung des Anschlages getroffen hatte, hatte »Number One« ein bis ins einzelne ausgearbeitetes Programm aufgestellt. Er hatte die Rollen verteilt, damit jeder einzelne Teilnehmer im voraus nachdenken und sich auf die notwendigen Schritte vorbereiten konnte. Auf diese Weise würden sie alle im gegebenen Augenblick den Kopf frei haben, um unvorhergesehenen Ereignissen begegnen zu können.
    Es wäre kindisch, glauben zu wollen, daß sich Brücken ohne ernsthafte Vorbereitungen in die Luft sprengen lassen.
    Nach den Skizzen und den Angaben von Joyce hatte Warden, wie vor ihm der Hauptmann Reeves, einen Plan verfertigt, einen »Zerstörungsplan, das heißt, eine in großem Maßstab ausgeführte Zeichnung der Brücke, auf der sämtliche Pfeiler numeriert waren, auf der jede Sprengladung genau an der Stelle eingezeichnet war, wo sie aus technischen Gründen angebracht werden mußte, und auf der die geschickte Anlage der elektrischen Leitungen und Zündschnüre, die die Zündung weiterzuleiten hatten, mit roten Linien markiert waren. Jeder von ihnen hatte sich bald diesen Plan genau eingeprägt.
    Doch diese theoretische Vorbereitung hatte »Number One« nicht genügt. Er hatte zu wiederholten Malen nächtliche Exkursionen zu einer alten, verlassenen Brücke machen lassen, die einen nicht weit von ihrem Quartier gelegenen Wasserlauf überbrückte, wobei die Sprengladungen selbstverständlich durch Sandsäcke ersetzt worden waren. Die Männer, die die Ladungen anbringen sollten, also sie selber, Joyce und die beiden thailändischen Freiwilligen, hatten sich darin geübt, sich im Dunkeln der Brücke zu nähern, lautlos zu schwimmen und dabei vor sich her ein leichtes, für diesen Zweck aus Bambus hergestelltes Floß zu stoßen, auf dem die Ladung befestigt war. Warden fungierte als Schiedsrichter. Er hatte sich sehr streng gezeigt und die Übung so oft wiederholen lassen, bis die Annäherung ausgezeichnet klappte. Die vier Männer waren also nun daran gewöhnt, völlig geräuschlos im Wasser zu arbeiten, die Probeladungen fest an den Pfeilern anzubringen und sie durch ein kompliziertes Netz von Leitungen, wie es der Zerstörungsplan vorsah, miteinander zu verbinden. Schließlich hatte »Number One« erklärt, daß er zufrieden sei. Es blieb nun nur noch übrig, das wirkliche Material herzurichten und eine Unmenge von wichtigen Einzelheiten fertigzumachen, wie zum Beispiel die wasserdichten Verpackungen für diejenigen Bestandteile, die nicht naß werden durften.
    Die Karawane war aufgebrochen. Auf Wegen, die nur ihnen allein bekannt waren, hatten die Führer sie an eine Stelle am Ufer gebracht, die weit oberhalb der Brücke lag, von wo aus das Abschwimmen in völliger Sicherheit vor sich gehen konnte. Mehrere eingeborene Freiwillige dienten als Träger.
    Die Sprengmasse war in Ladungen von je fünf Kilogramm aufgeteilt worden. Eine jede mußte fest an einem Pfeiler angebracht

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