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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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lassen.«
    Shears war nicht weiter in ihn gedrungen und hatte seinen Entschluß nicht zurückgenommen.
    Noch ehe die Dämmerung einsetzte, hatten sie angefangen, das Material zu transportieren. Das Ufer lag verlassen da.
    Das Floß aus Bambus, das sie selber hergestellt hatten, da sie sich nur auf sich selber verließen, bestand aus zwei getrennten, parallelen Teilen, damit es leichter durch den Dschungel transportiert werden konnte. Sie setzten es im Wasser zusammen und paßten die beiden Hälften mit Hilfe von zwei Querbalken aneinander, die mit Stricken festgezurrt wurden. Das Ganze bildete eine feste Unterlage.
    Dann banden sie darauf die Sprengladungen so fest wie möglich an. Weitere Bündel enthielten aufgerollte Schnüre, die Batterie, den elektrischen Leitungsdraht und den Morsetaster zur Auslösung der Explosion. Selbstverständlich war das empfindliche Material in wasserdichte Stoffe eingewickelt. Von den Sprengkapseln hatte Shears einen doppelten Satz mitgenommen. Er hatte den einen Joyce anvertraut, und den anderen führte er selber mit sich. Sie trugen sie am Gürtel befestigt auf dem Bauch. Sie waren die einzigen Geräte, die wirklich empfindlich waren, denn die Sprengmasse war im Prinzip stoßsicher.
    »Sie müssen sich doch mit diesen Paketen auf dem Leib immerhin etwas schwer vorgekommen sein«, äußerte Warden.
    »Sie selber wissen recht gut, daß man an diese Dinge niemals denkt ... Das war eine der geringeren Gefahren bei dieser Wasserfahrt… Und dennoch versichere ich Ihnen, daß es uns ziemlich mitgenommen hat. Diese verfluchten Thailänder hatten uns doch versprochen, daß die Strecke ohne Schwierigkeiten zu durchschwimmen sei.«
    Nach den von den Eingeborenen erhaltenen Auskünften sollte es weniger als eine halbe Stunde dauern, bis sie bei der Brücke ankamen. Folglich hatten sie sich erst mitten in der Nacht auf den Weg gemacht. In Wirklichkeit hatten sie mehr als eine Stunde gebraucht, und das Hinunterschwimmen war eine wilde Angelegenheit gewesen. Die Strömung des Kwai-Flusses war außer in der Nähe der Brücke, wo sie ruhig war, die eines reißenden Stromes. Von Anfang an hatte eine starke Strömung sie in die Dunkelheit fortgerissen, mitten hinein zwischen unsichtbare Felsen, die sie nicht umschwimmen konnten, weil sie verzweifelt an ihrem gefährlichen und wertvollen, schwimmenden Transportmittel hingen.
    »Hätte ich den Fluß gekannt, so hätte ich einen anderen Weg der Annäherung gewählt und das Risiko auf mich genommen, in der Nähe der Brücke loszuschwimmen. Solche simplen Auskünfte, Warden, sind immer falsch, ganz gleich, ob sie übrigens von Eingeborenen oder von Europäern stammen. Ich habe das recht häufig festgestellt. Wieder einmal bin ich darauf hereingefallen. Sie können sich nicht vorstellen, was wir für Schwierigkeiten gehabt haben, unser >U-Boot< durch diesen reißenden Strom zu steuern.«
    »U-Boot« war die Bezeichnung, die sie dem Floß gegeben hatten, das absichtlich bis an den Rand mit Eisen beschwert war und die meiste Zeit halb unter Wasser schwamm. Es war so genau ausbalanciert, daß es gerade noch schwimmfähig war, solange es sich selbst überlassen blieb. Der leiseste Fingerdruck genügte dann, um es völlig verschwinden zu lassen.
    »In diesem ersten Strudel, der einen so tollen Lärm machte wie der Niagarafall, sind wir umhergerüttelt, hin und her geschaukelt, bald über, bald unter dem U-Boot weggerollt worden, und zwar von einem Ufer zum andern, wobei wir einmal fast das Flußbett streiften, dann wieder bis in die Zweige der Bäume hinaufgeschleudert wurden. Als ich die Lage so annähernd begriffen hatte – und das hat bei mir einen Augenblick gedauert, denn ich war halb erstickt –, habe ich den andern ein Zeichen gegeben, sie sollten sich an dem U-Boot festklammern und es unter keinen Umständen loslassen und an nichts anderes denken. Das war alles, was wir tun konnten, aber es ist ein Wunder, daß sich keiner von uns den Schädel eingeschlagen hat… Weiß Gott, das war ein großartiger Aperitif für die Sache, es war genau das, was wir brauchten, um vor dem wichtigen Job wieder völlig nüchtern zu werden. Wellen waren da wie auf einer stürmischen See. Ich habe Herzschmerzen bekommen . Und keine Möglichkeit, die Hindernisse zu umgehen! Manchmal – verstehen Sie, was ich meine, Warden?… – wußten wir nicht einmal mehr, wo vorn und hinten war. Das kommt Ihnen wohl ungewöhnlich vor, wie? Wenn der Fluß sich verengt und über Ihnen

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