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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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körperlichen Widerstandskraft allein nicht getan.
    Der Junge hat die Sache großartig durchgestanden; mir ist es so annähernd gelungen. Ich glaube, ich war an der Grenze meiner Kraft. Ich werde alt.«
    Sie hatten die Ladungen eine nach der andern losgeschnürt und an den Stellen, die der Zerstörungsplan vorsah, angebracht. Sie mußten jeden Augenblick kämpfen, um nicht von der Strömung fortgetrieben zu werden. Mit den Füßen an einen Pfeiler geklammert, mußten sie die Sprengmasse genügend tief eindrücken, damit sie unsichtbar blieb, mußten sie dann um den Pfeiler herum festkneten, damit der Sprengstoff sich in seiner ganzen Stärke auswirken konnte. Sie tasteten sich unter dem Wasser zurecht und banden sie mit diesen verfluchten schneidenden und stechenden Stricken fest, die blutige Furchen auf ihren Händen hinterließen. Das einfachste Anzurren und Verknüpfen der Stricke war zu einer gräßlichen Marter geworden.
    Schließlich tauchten sie und behalfen sich mit den Zähnen.
    Diese Operation hatte einen guten Teil der Nacht in Anspruch genommen. Die dann folgende Aufgabe war weniger mühsam, aber heikler gewesen. Die Sprengkapseln waren gleichzeitig mit den Ladungen befestigt worden. Sie mußten nun mit einem Netz von Zündschnüren versehen werden, damit sämtliche Explosionen gleichzeitig erfolgten.
    Das ist ein Geschäft, das einen kühlen Kopf verlangt, denn ein Fehler kann üble Folgen haben. Die »Montage« einer Sprengung ähnelt ein wenig der Montage einer elektrischen Anlage, denn jedes Einzelteil muß an seinem vorgeschriebenen Platz angebracht werden. Dies war ein wenig kompliziert, denn »Number One« hatte auch hierbei den Sicherheitskoeffizienten reichlich verstärkt, indem er die Anzahl der Leitungen und Sprengkapseln verdoppelt hatte. Diese Leitungen waren ziemlich lang, und die Enden der Eisenteile, die als Ballast bei dem Floß dienten, waren damit umwickelt worden, damit man sie so besser abrollen konnte.
    »Endlich ist alles fertig gewesen. Ich glaube, daß es nicht zu schlecht geworden ist. Ich habe Wert darauf gelegt, noch ein letztes Mal von Pfeiler zu Pfeiler zu schwimmen. Das war gar nicht nötig. Bei Joyce hätte ich ganz beruhigt sein können. Ich bin ganz sicher, daß sich nichts lockern wird.«
    Sie waren entkräftet, voller Quetschungen und erstarrt, doch ihre Erregung stieg in dem Maße, in dem sich die Arbeit ihrem Ende näherte. Sie hatten das U-Boot auseinandergenommen und die Bambusstämme einzeln nacheinander davonschwimmen lassen. Jetzt blieb ihnen nur noch die Aufgabe, sich selber schwimmend an das rechte Ufer hinuntertreiben zu lassen, wobei der eine von ihnen die Batterie in ihrer wasserdichten Verpackung trug, der andere den Draht abrollen ließ, der ebenfalls hier und dort mit Ballast versehen war und von einem letzten, hohlen Bambusstock getragen wurde. Sie hatten das Land genau an der von Joyce markierten Stelle erreicht. Die Böschung bildete einen steil abfallenden Hang, und die Vegetation reichte bis zum Wasser hinunter. Sie hatten den Draht in dem Buschwerk versteckt und waren dann ungefähr zehn Meter weit in den Dschungel eingedrungen. Joyce hatte die Batterie und den Auslöser aufgestellt.
     
    »Dort, hinter diesem rötlichen Baum, dessen Zweige bis ins Wasser hinuntertauchen, dort muß er meiner Überzeugung nach sein«, sagte Shears noch einmal.
    »Die Sache sieht gut aus«, sagte Warden. »Der Tag ist fast vorüber, und er ist noch nicht entdeckt worden. Wir hätten es von hier aus gesehen. Niemand ist in dieser Richtung umhergegangen. Es tut sich übrigens nicht viel in der Nähe des Lagers. Die Gefangenen sind gestern abgerückt.«
    »Die Gefangenen sind gestern abgerückt?«
    »Ich habe eine ziemlich starke Truppe das Lager verlassen sehen. Mit dem Fest muß man wohl das Ende der Arbeiten gefeiert haben, und den Japanern liegt sicherlich nichts daran, hier unbeschäftigte Leute zu halten.«
    »Das gefällt mir schon besser.«
    »Es sind nur noch einige dageblieben. Ich glaube, es handelt sich um Krüppel, die nicht marschieren können. Also danach haben Sie ihn dann verlassen, Shears?«
    »Ich habe ihn verlassen. Ich hatte dort unten nichts mehr zu tun, und das Morgengrauen war nahe. Gebe Gott, daß er nicht entdeckt wird!«
    »Er hat seinen Dolch«, sagte Warden. – »Es wird alles gut gehen. Sehen Sie, es wird Abend. Das Tal des Kwai-Flusses ist schon dunkel. Es ist kaum noch ein Zwischenfall möglich.«
    »Es gibt immer einen unvorhergesehenen

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