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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Ufer, und es gelang ihnen, sich in der Mitte der Strömung zu halten. Bald danach hatten sie die Brücke bemerkt.
    Shears unterbrach seinen Bericht und blickte schweigend in das Tal hinunter.
    »Seltsam, wenn man sie so von oben . und im Ganzen betrachtet. Sie sieht völlig anders aus, wenn man sie von unten und bei Nacht erblickt. Ich habe kaum mehr als einzelne Teile nacheinander gesehen. Für uns kommt es immer auf die Einzelstücke an, vorher… übrigens auch nachher…
    Nur als wir ankamen, da allerdings zeichnete sich ihre Silhouette mit einer unglaublichen Genauigkeit gegen den Himmel ab. Ich zitterte davor, daß man uns bemerken könnte. Mir schien, man müßte uns wie am hellen Tag sehen können. Selbstverständlich war das eine Einbildung. Wir steckten bis an die Nase im Wasser. Das U-Boot war zur Hälfte unter Wasser. Es hatte sogar das Bestreben, ganz zu versinken. Einige Bambusstäbe waren gespalten. Aber alles ist gut gegangen. Es war kein Licht. Wir sind geräuschlos in die Finsternis unter der Brücke getrieben worden, ohne irgendwo anzustoßen. Das Floß haben wir an einem Pfeiler einer inneren Reihe festgemacht und dann angefangen zu arbeiten. Wir waren von der Kälte bereits erstarrt.«
    »Haben Sie keinen besonderen Ärger gehabt?« fragte Warden.
    »Keinen >besonderen< Ärger, wenn Sie so wollen, vorausgesetzt, daß Sie eine solche Tätigkeit für normal halten, Warden.«
    Er hielt von neuem inne, wie hypnotisiert von der Brücke, die immer noch von der Sonne beschienen war und deren helles Holz sich von dem gelblichen Wasser abzeichnete.
    »All dies wirkt auf mich wie ein Traum, Warden. Ich habe dieses Gefühl schon einmal durchgemacht. Wenn es einmal soweit ist, dann fragt man sich, ob es wirklich stimmt, ob es sich um Wirklichkeit handelt, ob die Ladungen tatsächlich angebracht sind, ob wirklich nur ein kleiner Druck auf den Tasthebel des Auslösers genügt. Es erscheint einem völlig unmöglich… Dort drüben, nicht ganz hundert Yards vom japanischen Posten entfernt, ist Joyce. Er ist dort hinter dem rötlichen Baum und blickt auf die Brücke. Ich gehe jede Wette ein, daß er sich, seit ich ihn verlassen habe, nicht gerührt hat. Denken Sie nur an alles, was sich vor morgen ereignen kann, Warden! Es genügt, daß es einem japanischen Soldaten Spaß macht, eine Schlange in den Dschungel zu verfolgen . Ich hätte ihn doch nicht dort lassen dürfen. Er hätte erst heute nacht seinen Posten beziehen sollen.«
    »Er hat seinen Dolch«, sagte Warden. »Alles ruht auf ihm. Erzählen Sie mir das Ende der Nacht.«
     
    Wenn man sich lange Zeit im Wasser aufgehalten hat, dann wird die Haut derart empfindlich, daß die geringste Berührung mit einem unebenen Gegenstand ausreicht, um einen beißenden Schmerz zu verursachen. Besonders empfindlich sind die Hände. Die geringste Reibung reißt Hautfetzen von den Fingern. Die erste Schwierigkeit hatte darin bestanden, die Verschnürungen zu lösen, die das Material auf dem Floß festhielten. Es waren dies grobe, von den Eingeborenen verfertigte Stricke, die voller stachliger, stechender Unebenheiten waren.
    »Es kommt einem kindisch vor, Warden, aber in dem Zustand, in dem wir waren . Und wenn man all dies geräuschlos im Wasser machen muß! Sehen Sie sich meine Hände an. Die von Joyce sehen genauso aus.«
    Er blickte wieder in das Tal hinunter. Seine Gedanken konnten sich nicht von dem andern losmachen, der abwartend auf dem feindlichen Ufer war. Er hob seine Hände hoch und betrachtete die tiefen Risse, die die Sonne bereits erhärtet hatte, dann nahm er seinen Bericht mit einer ungeduldigen Bewegung wieder auf.
    Sie hatten alle gut geschärfte Dolche bei sich, aber ihre steif gewordenen Finger hatten Mühe, damit umzugehen.
    Und wenn auch die »Plastic« ein ziemlich unempfindlicher Sprengstoff ist, so empfiehlt es sich doch nicht, mit einem metallischen Gegenstand darin herumzustochern. Shears war sich schnell darüber klargeworden, daß die beiden Thailänder nicht mehr von Nutzen waren.
    »Ich hatte das befürchtet. Kurz ehe wir losschwammen, hatte ich es schon zu dem Jungen gesagt. Wir konnten nur noch auf uns beide rechnen, wenn die Arbeit zu Ende geführt werden sollte. Sie waren dazu nicht mehr imstande.
    Sie schlotterten vor Kälte und hingen krampfhaft an einem Pfeiler. Ich habe sie zurückgeschickt. Sie haben auf mich am Fuße des Berges gewartet. Ich bin allein mit ihm dort geblieben… Für eine Arbeit dieser Art, Warden, ist es mit der

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