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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Zimmer in Baranasi.
    Die plötzliche Erinnerung an zu Hause ließ ihr die Tränen in die Augen steigen, und sie musste sich an Huriya festhalten. Olfa schien verwirrt über ihre Reaktion.
    »Sie ist müde«, flüsterte Huriya. »Du kannst jetzt gehen. Ich werde mich um sie kümmern.«
    Einen Moment lang stand Olfa verdutzt da, dann verneigte er sich und verschwand.
    Huriya führte Ramita ins Bad und half ihr, in die Wanne zu steigen. Die Wangen des Keshi-Mädchens leuchteten nur so vor Entzücken, aber Ramita spürte nichts als eine alles verschlingende Trägheit. »Ich vermisse meine Mutter«, sagte sie endlich. Genauer konnte sie ihren Gemütszustand nicht beschreiben. »Und Kazim.«
    »Du Dummerchen«, flüsterte Huriya. »Das hier ist das Paradies auf Urte. Ich vermisse überhaupt nichts.«

Magusgambit
    Die Studien
    Die Gnosis umfasst vier Hauptstudien. Sie sind es, wo die Persönlichkeit des Magus zum Vorschein kommt, indem sie beeinflusst, auf welchem Gebiet er das größte Geschick zeigt. Es heißt, die Affinitäten eines Magus würden seine Persönlichkeit widerspiegeln. Hierzu ein Beispiel: Magi mit aufbrausendem Temperament sind meist Feuermagi. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, dass es auch hier Unterschiede gibt und nicht alle Feuermagi notwendigerweise von aufbrausendem Temperament sind. Deshalb genügt es nicht, die Affinitäten eines Feindes zu kennen. Stattdessen erkenne seine Seele.
    Quelle: Ardo Actium, Gelehrter aus Bres, 518
    Brochena in Javon, Antiopia
Dekore 927
7 Monate bis zur Mondflut
    Elena rief ihr Kriegsskiff Grausperling . Der kleine Einmaster hatte eine geschnitzte Galionsfigur, und Elena hatte Asche in den Firnis eingearbeitet, um dem schlanken Rumpf etwas Farbe zu geben. Die Grausperling hatte schwenkbare Flügel, die dem kleinen Windschiff in der Luft größere Stabilität verliehen, wenn man damit umgehen konnte. Es war vierzig Ellen lang und damit klein genug, um es allein zu steuern, gleichzeitig aber auch groß genug, um bis zu drei Passagiere aufzunehmen. Vom wachsenden Mond beleuchtet, flog das Schiff in westlicher Richtung nach Brochena. Ihre Begleiter schauten, nachdem sie die anfängliche Angst vorm Fliegen verloren hatten, neugierig nach unten. Artaq Yusaini, ein Jhafi-Krieger, saß vorn am Bug. Harshal hatte ihn Elena empfohlen. »Er spricht sowohl Jhafi als auch Rimonisch, er ist loyal, und er ist ein Totschläger«, waren seine Worte gewesen.
    Artaq hatte ein weiches Gesicht, und wenn er lachte, sah man, dass mehrere Zähne fehlten. Sein Bartwuchs war löchrig, die Haut gefleckt. Eine Krankheit hatte violette Male in seinem Gesicht hinterlassen. Er sah nicht aus wie ein Totschläger, aber unter seinem Kaftan hatte er mehr Messer versteckt, als Elena zählen konnte. Es machte ihm nichts aus, mit einer Magusfrau zusammenzuarbeiten. »Wenn Ahm einer Weißhäuterin Zauberkräfte gegeben hat, dann sicher nicht zum Spaß«, hatte er gesagt, »sondern als Waffe, so wie ich meine Messer immer bei mir trage. Bringen wir also ein paar Gorgio unter die Erde.« Er spuckte aus, als er den Namen sagte.
    Vor dem Mast saß Luca Fustinios, ein Ringer aus der Armee der Nesti. Er war einen ganzen Kopf kleiner als Elena, sehr muskulös und im Ring genauso berüchtigt wie gefürchtet: Er galt als bester Kämpfer der gesamten Truppe. Auch er sprach fließend Jhafisch. Er hatte die Sprache im Gefängnis gelernt, wo er einige Jahre verbracht hatte, nachdem er im Streit um eine Frau seinen Rivalen erwürgt hatte. Obwohl er aufgrund seiner Vergangenheit in einem anderen Ruf stand, hatte er ein fröhliches Gemüt, und er war durch und durch ein Nesti.
    Vor Elena stand Lorenzo di Kestria. »Ich fliege nach Brochena, um gegen Magi zu kämpfen«, hatte sie zu ihm gesagt. »Ich brauche Schlächter, keinen galanten Ritter, Lorenzo. Ihr seid zu weich. Ihr wärt nur eine Last.«
    »Ich kann Euch nicht allein mit diesen beiden gehen lassen, Dona Elena«, hatte er widersprochen. »Sie sind beide Verbrecher. Selbst wenn ich Euch nur den Rücken freihalte und das Skiff bewache, ich komme mit.« Und Cera hatte sie schließlich überstimmt.
    Es war in der Tat angenehm, jemand Vertrauten dabeizuhaben, aber Elena machte sich Sorgen, ob Lorenzo verkraften würde, was ihn erwartete.
    »Da ist der Berg Tigrat«, rief Lorenzo und deutete auf eine dunkle Erhebung im Norden. »Brochena kann nicht mehr weit sein, vielleicht noch zehn Meilen.«
    Elena nickte. Sie riss das Ruder herum, der Rumpf ächzte, und

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