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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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sah er Huriya an und leckte sich über die Lippen. »Habt Ihr zwei gekauft, mein Herr? Heiraten sie in Lakh immer zu viert?« Er lachte leise.
    »Sie ist ihr Dienstmädchen«, erwiderte Meiros knapp. Eine schlanke, hochgewachsene Silhouette in dunkelblauer Robe löste sich aus den Schatten. Meiros wandte sich ihr zu. »Tochter.«
    Die Frau machte einen Knicks. »Vater«, erwiderte sie mit kühler tiefer Stimme. »Wie ich sehe, bist du von deiner Reise zurück. Unterwegs gute Geschäfte gemacht?«
    »Sei nicht unhöflich, Justina«, seufzte Meiros. Ramita hatte ihn die letzten drei Tage nicht gesehen. Er wirkte entsetzlich erschöpft. Es war, als habe die Rückkehr nach Hebusal ihn aller Jugend beraubt, die er in der Wüste zurückgewonnen hatte. »Ich habe eine neue Frau. Ihr Name ist …«
    »Es kümmert mich nicht, wie sie heißt!«, fuhr Justina auf. »Alter Narr, bist du jetzt endgültig senil geworden? Ich bin halb verrückt geworden vor Sorge um dich. Ohne ein Wort oder eine Nachricht hast du dich davongestohlen, und jetzt erfahre ich, dass du auf Brautschau warst? Um Kores willen, Vater, eine Indranerin! Was auf Urte hast du mit ihr vor? Hast du den Verstand verloren? Der ganze Orden war in hellem Aufruhr deinetwegen.« Unter der Kapuze waren von ihrem Gesicht nur die elfenbeinfarbene Haut und die verächtlich verzogenen tiefroten Lippen zu sehen.
    »Friede, Tochter. Ich werde nicht mit dir …«
    »Pah! Vertrottelter Greis!« Justina wirbelte herum und verschwand stampfend in den Schatten.
    Meiros seufzte schwer, dann wandte er sich wieder den Mädchen zu. »Ich entschuldige mich für meine Tochter«, sagte er zu Ramita. »Sie ist manchmal etwas überspannt.«
    Ramita blickte zu Boden.
    »Kommt.« Meiros führte sie zu einer Wandverkleidung aus kunstvoll geschnitztem Holz. Darauf befanden sich, so schien es, mehr als ein Dutzend fein ziselierter Türknäufe. »Ich weiß, ihr seid müde, aber ihr müsst mir jetzt genau zuhören. Im Palast gibt es sieben gnostisch errichtete Sicherheitsebenen. Ich werde es euch noch genauer erklären, wenn ihr ausgeruht seid. Im Moment soll es genügen, wenn ihr wisst, dass Ramita Freigabe drei haben wird, womit sie überall Zugang hat außer zu meinem Turm. Huriya, du wirst Freigabe vier haben, was bedeutet, du kannst Ramita überallhin begleiten außer in meine persönlichen Gemächer. Frau, leg jetzt die Hand auf den dritten Türknauf von links, als wolltest du ihn drehen. Halte ihn gut fest. Es wird ein bisschen wehtun, aber Olfa wird dir danach eine Salbe geben.« Meiros zeigte ihr seine linke Handfläche, und zum ersten Mal sah Ramita das spinnwebenartige Narbenmuster darauf.
    Sie schauderte leicht, dann legte sie zögerlich die Hand auf den Türknauf.
    Meiros legte einen Finger auf einen in das Holz eingelassenen Edelstein. Er schloss die Augen und flüsterte etwas, und plötzlich fuhr ein stechender Schmerz in Ramitas Hand. Sie zuckte zusammen und zog die Hand weg.
    Olfa ergriff sie, noch bevor Ramita etwas dagegen tun konnte, und verteilte eine ölige Paste darauf, die nach Aloe roch.
    Durch einen Tränenschleier betrachtete sie das violette Muster auf ihrer Handfläche. Huriya sah wenig erfreut aus, ließ die Prozedur aber stoisch über sich ergehen. Schließlich murmelte Meiros etwas über Justina und ließ die Mädchen mit dem Kammerdiener allein.
    Olfa kicherte leise, als der alte Magus seiner Tochter hinterhereilte, riss sich aber schnell wieder zusammen. »Kommt, meine Damen«, sagte er. »Lasst mich Euch Eure Zimmer zeigen.«
    Ramita bekam eine ganze Suite im obersten Stockwerk. Alles war aus weißem Marmor, der selbst in der größten Hitze Kühle spendete, wie Olfa ihnen erklärte. Diener brachten ihr Gepäck herauf, während eine dunkelhäutige schwangere Frau eine Kupferwanne mit heißem Wasser aus einem Rohr füllte, das aus der Wand ragte.
    »Fließend heißes Wasser«, kommentierte Olfa beiläufig, als sei dieses Wunder das Normalste der Welt. Unter jedem Fenster stand ein kleiner Diwan, dahinter erstreckte sich ein Innenhof mit Brunnen und Teich. Selbst der Abtritt war anders als alles, was sie bisher gekannt hatten: Statt des üblichen Lochs im Boden fanden sie einen Stuhl mit gepolstertem Rand vor. Ramita fragte sich, ob sie sich mit dem Hintern auf den Rand setzen oder einfach mit den Füßen daraufstellen sollte. Beides schien möglich, aber sie traute sich nicht zu fragen. Das Schlafzimmer war riesig, das überdachte Bett allein größer als ihr

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