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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Meiros ihr beigebracht hatte. Sie bekam eine Gänsehaut, spürte zumindest den Hauch einer Verbindung zu diesem fremdartigen Ort.
    »Schau! Wir sind schon fast beim Stadttor!«, rief Huriya. »Ob das die Straße ist, in der mein Vater gegen die Magusfrau gekämpft und Ispal ihn gerettet hat?«
    Ramita versuchte, etwas zu erkennen, aber es war zu dunkel, außerdem versperrten die berittenen Soldaten ihr die Sicht. Sie sah die schlanken, fast schon dünnen Keshi und die rundlichen, etwas hellhäutigeren Dhassaner, die sich selbst »Hebb« nannten, um sich auch vom Namen her von den Keshi abzuheben. Besonders interessierten sie die weißgesichtigen Händler aus Rondelmar, die von Bewaffneten beschützt – zumeist von Einheimischen, wie Ramita auffiel – durch die Suks liefen. Alle waren Männer. »Gibt es denn überhaupt keine Frauen hier?«, fragte sie Huriya.
    »Die werden zu Hause sein und kochen. Aber nein, schau mal, da ist eine!« Huriya deutete auf eine ganz in Schwarz gehüllte Frau, die gerade in einem Hauseingang verschwand. »Bekiras, oh nein!«, stöhnten sie. Beide vermissten jetzt schon die leichten farbenfrohen Stoffe Lakhs. In Baranasi hatte Huriya sich die meiste Zeit über gekleidet wie eine Omali, aber hier würden beide einen Bekira tragen müssen. Das Schleiergewand, das den ganzen Körper bedeckte, war nach der Frau des Propheten der Amteh benannt und ursprünglich in Hebusal entstanden. Ständig einen zu tragen, war eine ernüchternde Aussicht.
    Als sie die breite Prachtstraße hinauf zum Osttor fuhren, war es bereits weit nach Mitternacht, aber sie wurden ohne weitere Verzögerung durchgewunken und gelangten ins dichte Straßengewirr der Innenstadt. Sie sahen jetzt mehr Hebb-Frauen, immer noch in Bekiras, aber ohne Schleier über dem Kopf. Ihre Gesichter waren blass golden, das glänzend schwarze Haar gelockt. Viele waren in Begleitung angetrunkener Legionäre. Es gab viele Tavernen, überall stank es nach Bier, und fremdartige Lieder hallten durch die Gassen.
    »Was für ein Lärm ist das?«, rief Huriya Hauptmann Lem zu.
    »Trinklieder aus Schlessen – willkommen in Hebusal, der Jauchegrube Urtes!« Sie kamen an einer Gruppe betrunkener Soldaten und einheimischer Frauen vorbei. Eine hatte die karamellfarbenen Brüste entblößt. Lem lachte nur, genauso wie die Frau, die sich von zwei ebenfalls torkelnden Legionären aufrecht halten ließ.
    Ramita war entsetzt. »Das ist hier ja die reinste Lasterhöhle«, sagte sie angewidert. »Hast du diese Frau gesehen? Wir sind hier in einer heiligen Stadt!«, brüllte sie aus dem Fenster.
    Die Legionäre drehten die Köpfe, und die Frau lachte nur noch lauter. Zu Ramitas Entsetzen machte einer der Soldaten ein paar Schritte in ihre Richtung, aber Lem rief nur: »Macht Platz für den edlen Herrn Meiros!«, und alle traten zur Seite.
    Danach bogen sie ratternd in eine kleine Seitenstraße ab und ließen das Getümmel hinter sich. Ein hoher weißer Turm tauchte vor ihnen auf. Angestrahlt vom wachsenden Mond, schimmerte er wie Elfenbein und füllte beinahe den gesamten sichtbaren Himmel aus. Ketten rasselten, und ein schweres Tor schwang auf. Gesichter erschienen an den Fenstern der Häuser und schauten neugierig auf die Straße, als die Karawane in den kleinen Vorhof einfuhr. Die Mauern waren aus glitzerndem Marmor, Blattgold schimmerte kalt im Licht der Fackeln. Endlich hielt die Kutsche vor einer Treppe, die zu einem imposanten eisenbeschlagenen Tor hinaufführte. Diener kamen angelaufen, und Knechte kümmerten sich um die nervösen Pferde.
    Die Tür der Kutsche wurde geöffnet, und ein Diener half den beiden Mädchen beim Aussteigen. Meiros stand bereits auf dem Hof und sprach mit einem kleinen kahlköpfigen Mann. Beide drehten sich zu den Mädchen um, als sie mit wackligen Beinen das Pflaster betraten.
    »Ah«, staunte der Glatzkopf pflichtschuldig. »Das muss die neue Dame Meiros sein.« Er sprach Keshi, aber mit einem eigenartig gekünstelten Akzent.
    Ramita schaute ihn nur müde an und fragte sich einen Moment, wer mit Dame Meiros gemeint sein könnte, da fiel es ihr wieder ein, und sie streckte ihm die Hand hin.
    Er küsste eher die Luft als sie, berührte ihre Hand weder mit den Lippen noch mit den Fingern. »Eine ganz ausgesucht schöne Indranerin habt Ihr da, mein Herr«, sagte er zu Meiros, als priese er eine Zuchtstute.
    »Frau, das ist mein Kammerdiener Olfa. Er wird euch eure Zimmer zeigen.«
    Olfa warf ihr ein aufgesetztes Lächeln zu, dann

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