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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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heute besonders voll, denn morgen war der letzte Tag des heiligen Monats der Amteh. Die Amteh machten etwa ein Viertel der Bevölkerung Baranasis aus, und heute erwiesen sie Ahm zum letzten Mal ihre Ehrerbietung, indem sie weder aßen noch tranken, solange die Sonne am Himmel stand. Morgen Nacht jedoch würde der Wahnsinn losbrechen: Ganze Fässer würden leer getrunken und Wagenladungen voll Essen verschlungen. Die Leute würden singen und tanzen bis in die Morgenstunden und Eijeed feiern, das Erntedankfest. Und wie jedes Jahr würden sich die Händler an dem Fest eine goldene Nase verdienen.
    »Ispal! Ispal Ankesharan!«
    Ispal blickte sich um und sah, wie Vikash Nooradin winkend auf ihn zukam. Vikash war hager, er hatte gewelltes Haar und erstaunlich helle Haut für einen Lakh. Er war eher Konkurrent als Freund. Ispal klopfte Ramesh zum Abschied herzlich auf die Schulter und begrüßte Vikash verhalten. »Vikash, was kann ich für dich tun?«
    Vikash warf Ramesh einen kurzen Blick zu, dann zog er Ispal an sich heran. Sein schmales Gesicht war so aufgeregt, wie Ispal es noch nie bei ihm gesehen hatte. »Mein Freund, ich habe etwas zu berichten, das dich interessieren könnte. Es geht um ein Geschäft. Ein sehr exklusives Geschäft.«
    Ispal zog überrascht die Augenbrauen hoch. Normalerweise war Vikash Nooradin niemand, der ihm derartige Informationen zukommen lassen würde. »Was für eine Art von Geschäft?«, fragte er.
    Vikash sah ihn unverwandt an. »Das Geschäft unseres Lebens, Ispal, und nur wir beide können es abwickeln.« Vikash presste einen Finger auf die Lippen. Er sprach erst weiter, als sie ein ganzes Stück vom Markt entfernt waren und irgendwo im Gassengewirr in einem schattigen Durchgang standen, wo sie garantiert niemand hören konnte. Verschwörerisch trat er ganz nah an Ispal heran. »Mein Freund, es ist ein Fremder in der Stadt. Er sucht nach etwas, das nur du hast.«
    Ispal neigte verwirrt den Kopf. »Was könnte ich haben, das niemand sonst hat?«
    »Eine Frau, die nur Zwillinge und Drillinge zur Welt bringt und deren Mutter und Großmutter ebenfalls nur Zwillinge und Drillinge zur Welt gebracht haben.« Vikash kam noch näher heran. »Dieser Fremde sucht nach einer solchen Frau. Er ist sehr reich, und er hat es überaus eilig. Ich habe mit seinem Agenten gesprochen. Was er braucht, ist wirklich äußerst speziell.«
    »Soll das ein Witz sein?« Ispal war nicht sicher, ob er lachen sollte. »Meine Frau ist meine Frau. Ich will mich nicht von ihr trennen, nicht einmal, wenn das Omali-Gesetz es erlauben würde, was es nicht tut.«
    Vikash schüttelte den Kopf. Er schwitzte, was vollkommen untypisch für ihn war. Ispal hatte ihn nie anders als leicht überheblich und gelassen gesehen. »Nein, es geht um deine Tochter , Ispal. Dieser Fremde, dieser reiche Fremde, könnte sich für deine Tochter Ramita interessieren. Sein Agent betonte, wie wichtig die Angelegenheit sei, und wie wichtig es außerdem sei, dass sie geheim bleibt. Er hat eine unfassbare Menge Geld in Aussicht gestellt. Unfassbar viel, Ispal!« Er wischte sich über die Stirn.
    »Aber Ramita ist bereits dem Sohn meines Blutsbruders versprochen. Wenn dieser Fremde vielleicht ein oder zwei Jahre wartet, wird eine meiner jüngeren Töchter im richtigen Alter sein und …«
    »Nein, Ispal, sie muss jetzt im heiratsfähigen Alter sein, sonst wird nichts aus dem Geschäft. Er möchte, dass die Hochzeit noch diesen Monat stattfindet. Er kann es sich nicht leisten, noch länger zu warten.«
    Ispal schüttelte den Kopf. »Vikash, das ist verrückt. Die Ehe ist etwas Heiliges, sie ist ein Bund, den man vor den Göttern schließt. Wir geben unsere Töchter nicht an Fremde.« Er wandte sich zum Gehen. »Danke für dein Vertrauen, Vikash, aber ich muss ablehnen.«
    Vikash fasste ihn am Arm. »Warte, Ispal. Dieser Mann ist wirklich sehr, sehr reich . Bitte, sprich wenigstens mit ihm …«
    »Nein, Vikash. Also wirklich, jetzt wird’s langsam lächerlich.«
    » Bitte , Ispal. Sein Agent zahlt eintausend Rupal, wenn ich dich ihm nur vorstelle. Wenn das Geschäft zustande kommt, noch viel mehr. Stell dir vor, wie viel Geld du verdienen könntest …«
    Wie vom Donner gerührt blieb Ispal stehen. Eintausend Rupal nur für ein Gespräch? Bei Laksimi, wie viel zahlt ein so reicher und verschwenderischer Mann dann erst bei Zustandekommen des Geschäfts? Er zögerte. Fantasiebilder von Marmorpalästen, einer ganzen Heerschar von Dienern, Soldaten unter

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