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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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über die Häuserdächer geflogen wie Hanumar und rette mich vor diesem Dämonenfürsten! Wo bist du, Kazim? Warum kommst du nicht?

Worte aus Feuer und Blut
    Die Religion der Amteh
    Ahm schuf Urte und alles Gute und Tugendhafte und gab es den Menschen, um darüber zu herrschen. Alles kommt von Ahm, deshalb tragt die Worte immer auf den Lippen: »Aller Lobpreis sei Ahm!«
    Kalistham, heiliges Buch der Amteh
    Jedes Übel, das du in dieser Welt verbrichst, wirst du in Hel tausendfach büßen. Doch alles Gute, das du tust, wird dir im Paradies einhunderttausendfach vergolten. Und wer im Kampf für Ahm stirbt, wird auf ewig in seinem Schoße wohnen.
    Kalistham, heiliges Buch der Amteh
    Baranasi in Nordlakh, Antiopia
Rami 1381 (nach yurischer Zeitrechnung:
Septnon 927)
9 Monate bis zur Mondflut
    Am Stadtrand von Baranasi, tief in den Elendsvierteln, in denen die meisten der Amteh wohnten, stand ein Gebäude aus roten Lehmziegeln, der Dom-al’Ahm. Weshalb die Amteh so verarmt waren, wo doch der Mogul selbst einer von ihnen war, war Kazim schon immer ein Rätsel gewesen. Aber jetzt hatte er andere Probleme, und wichtigere Fragen drängten sich ihm auf: Wie war es möglich, dass sein Leben von einem Tag auf den anderen so völlig auf den Kopf gestellt worden war?
    Er hatte die letzten vier Tage im Dom-al’Ahm verbracht, denn es war der einzige Ort, der ihm geblieben war. Damit war er nicht allein: Viele Obdachlose kamen her, weil sie hier einen trockenen Platz zum Schlafen fanden und etwas zu essen. Nachdem er drei Tage lang verzweifelt versucht hatte, zu vergessen und so zu tun, als mache ihm das alles nichts aus, war seine Geldbörse leer. Er hatte getanzt und gesungen mit den Huren, und ja, er hatte auch mit ihnen geschlafen. Und jetzt brachte ihn seine Scham beinahe um. Wie sollte er je wieder nach Hause zurückkehren? Nach all dem Gift, das er verspritzt hatte? Wie sollte er Jai je wieder in die Augen sehen? Und erst Ispal? Was, wenn er Ramita begegnete? Was sollte er ihr sagen nach allem, was er getan hatte?
    Ispal Ankesharan hatte Seite an Seite mit seinem Vater gekämpft, mit den eigenen Händen hatte er den schwerverletzten Raz vom Schlachtfeld getragen und ihm das Leben gerettet. Ohne Ispal wären er und Huriya nicht einmal geboren worden. Er hatte seine Eltern bei sich aufgenommen, obwohl sie Flüchtlinge waren, hatte sich mit ihnen gefreut, als Kazim und Huriya zur Welt gekommen waren, hatte gemeinsam mit Raz den Tod seiner Mutter betrauert. Kazim hatte Ispal geliebt wie einen zweiten Vater.
    Und er hatte gelernt, Ispals sechs Jahre jüngere Tochter zu lieben, ihr sanftes Gesicht. Ruhig und stur war sie gewesen, aber Kazim hatte gewartet, weil er gewusst hatte, sie war die Eine. An ihrem vierzehnten Geburtstag hatte er schließlich um ihre Hand angehalten. Alle waren glücklich gewesen, auf den Straßen hatten sie tagelang gefeiert. An ihrem sechzehnten Geburtstag, so waren sie übereingekommen, würden sie heiraten. Diesen Herbst. Und jetzt war sie ihm geraubt worden …
    Wer war dieser Mann? Wieso durfte er so etwas tun? Es ging um Geld, aber wie viel musste es sein, dass Ispal Raz, seinem Blutsbruder, die Treue brach? Keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben, und das brachte ihn um den Verstand.
    Ein junger Mann hatte sich im Schneidersitz neben ihn auf die warmen Steinfliesen des Dom-al’Ahm gesetzt. Es war gerade früher Vormittag. Kazim hatte die letzten zwanzig Stunden nichts anderes getan, als zu schlafen, auf der Seite zusammengerollt wie ein kleines Kind. Jetzt hatte er rasenden Hunger, und er kam um vor Durst.
    »Hast du Hunger, Bruder?«, fragte der junge Mann neben ihm mit einem freundlichen Lächeln. Sein dünner Bart war gekräuselt, sein Kaftan weiß, aber etwas schmutzig. Das karierte, blaue Kopftuch zeigte, dass er aus dem Hebbtal stammte. »Möchtest du etwas zu essen?«
    Kazim nickte stumm . Anscheinend sehe ich genauso erbärmlich aus, wie ich mich fühle.
    »Ich heiße Haroun. Ich bin hier, weil ich die heiligen Schriften studiere. Wir sind Glaubensbrüder, Kazim Makani.«
    Er kennt meinen Namen. Seine Neugierde erwachte. Haroun. Also ist er aus Dhassa . Er ließ sich von dem Jungen zur Rückseite des Dom-al’Ahm führen, wo in einer Schlange zerlumpte, verzweifelt aussehende Männer jedes Alters um kostenloses Essen anstanden. Sie drängelten nicht einmal, so erschöpft waren sie.
    Haroun brachte ihn zu einem Stuhl in einer Ecke. Den Mann, der darin saß, verscheuchte er mit stummer

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