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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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ein weiteres Wort hob er Raz auf seine Arme. Sein toter Vater war leicht wie eine Feder und schwer wie der heilige Berg selbst. Kazim taumelte Richtung Ausgang und wäre beinahe gestürzt.
    Haroun war immer noch da. Er sah so müde aus, wie Kazim sich fühlte. Er hatte die ganze Zeit gewartet, um die Last mit ihm zu teilen, wie es sich für einen wahren Freund gehörte.

Verborgene Gründe
    Der Aufstieg des Corineus
    Ohne jeden Zweifel war der Aufstieg des Corineus das tief greifendste Ereignis in der Geschichte Urtes. In einem entlegenen Dorf des Rimonischen Reiches hatten sich tausend Schüler eines aufrührerischen sollanischen Philosophen versammelt, und die Rimonier entsandten eine Legion, um sie zu verhaften. Was danach geschah, liegt im Dunkeln. War es Kore selbst, der Corineus’ Schülern die Gnosis schenkte? Oder war es ein eher irdisches Phänomen? Tatsache ist, dass die Überlebenden, die »Gesegneten Dreihundert«, die Legion mit übernatürlichen Kräften vernichteten. Ihre Nachfahren, die Magi, herrschen noch fünfhundert Jahre später in Yuros.
    Ordo Costruo, Pontus
    Arkanum Zauberturm in Norostein,
Hauptstadt von Noros, Yuros
Okten 927
9 Monate bis zur Mondflut
    Es war so weit: Dies war der erste Tag der Prüfungen, Abschluss und Höhepunkt der letzten sieben Jahre von Alarons Leben. Mit leerem Blick starrte er auf die Wand gegenüber und wartete, dass endlich die Glocke des alten Turms läutete. Die Prüfungen dauerten je eine Stunde, und die Schüler wurden in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Alaron war der Vorletzte, es war bereits später Nachmittag.
    Das erste Prüfungsfach war Geschichte. Er mochte Geschichte, auch wenn sein Vater vieles von dem, was man ihnen beigebracht hatte, für zweifelhaft hielt. Vanns Skepsis und Ramons anarchische Uminterpretationen hatten ihn gehörig verwirrt, aber zumindest war es interessant gewesen.
    Endlich läutete die Glocke. Die Tür schwang auf, und Seth Korion kam mit glasigen Augen heraus.
    War wohl doch nicht so einfach, Seth, was? Vielleicht hättest du besser aufpassen sollen, anstatt nur rumzusitzen wie ein wandelnder Toter und dich in Sicherheit zu wiegen, dass dir schon niemand eine schwierige Frage stellen wird.
    Erst als Seth sich langsam umdrehte, bemerkte er Alaron.
    Alaron bereitete sich innerlich auf eine abfällige Bemerkung vor, aber Korion sagte nur tonlos: »Viel Glück, Merser.« Die Worte kamen so überraschend, dass Alaron einen Moment lang nur verdutzt dreinschaute, um sich dann bei Korions Rücken zu bedanken.
    Mehrere Minuten, die ihm vorkamen wie Stunden, wartete er, dann streckte Magister Hout endlich den Kopf heraus. »Merser, komm rein.« Seine Stimme klang so herablassend wie immer.
    Nervös stand Alaron auf und ging auf wackligen Beinen durch die Tür, ihm war, als würde der Boden unter seinen Füßen schwanken. Vor ihm erstreckte sich eine erschreckend lange Reihe Gesichter, bekannte und unbekannte. Sie sahen aus wie Geier, die nur darauf warteten, ihm die Augen auszuhacken. Ganz vorn saß Lucien Gavius, der Schulvorsteher, die Magister um ihn herum. In dem schummrigen Licht wirkte Fyrells dunkles Gesicht wie das eines Wilden. Alaron spähte etwas weiter nach hinten und erstarrte: Gouverneur Belonius Vult. Was auf Urte … aber warum auch nicht? Schließlich sind wir die Zukunft, oder etwa nicht? Die anderen erkannte er eher an den Uniformen als am Gesicht: einen Großmeister der Kirkegar mit undurchdringlichem Blick, einen bärtiger Zenturio der Legion, einen Crozier der Kore. Alaron fühlte sich schrecklich nackt und verletzlich.
    Der Schulvorsteher erhob sich. »Der Name des Schülers ist Alaron Merser, Sohn von Tesla Anborn aus der Blutlinie Berials. Sein Vater ist Nichtmagus. Der Schüler ist ein Viertelblut, geboren in Norostein.«
    Alaron bemerkte, wie Gouverneur Vult aufhorchte, als er den Namen seiner Mutter hörte. Vielleicht kannte er sie oder Tante Elena.
    »Bereit, Meister Merser?«, fragte Gavius.
    Alarons Kehle wurde staubtrocken. All diese starrenden Gesichter … Er schluckte. »Ja, Schulvorsteher.«
    »Gut. Beginnen wir mit den Rondelmarischen Eroberungen. Lass dir Zeit …«
    Alaron atmete tief durch. Anfangs tat er sich unglaublich schwer, doch nach einer Weile entspannte er sich und ließ die Worte einfach fließen, beantwortete Fragen zum Rimonischen Reich, dann über die Verbreitung der Lehre Kores in Sydia. Voll Selbstvertrauen erzählte er von der Leviathanbrücke und dem ersten Kriegszug. Beim

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