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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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aber auch ihre Waffen hatte sie in dem Bündel versteckt. Etwas, das sie in Brochena nie getan hatte. Sie fühlte sich immer noch steif und zerschlagen von der Reise. Die Aussicht auf ein Bad, bevor sie die Kinder für den Morgengottesdienst fertig machen musste, war verlockend.
    Auf Zehenspitzen ging sie den Korridor zum Badehaus entlang, als sie aus dem Krankenzimmer Fadahs Stimme hörte. Elena war letzte Nacht bei Homeirah gewesen. Sie hatte eher wie neunzig ausgesehen statt wie achtundvierzig, was ihr tatsächliches Alter war. Krebsgeschwüre wucherten überall in ihrem Körper, sie bekam kaum Luft und konnte außer Flüssigkeit nichts mehr bei sich behalten. Sie würde bald sterben, so viel war sicher.
    Elena blickte den Korridor entlang, da hörte sie eine weitere Stimme. Fang an , sagte sie. Sie hörte die Worte nicht mit den Ohren, sondern in ihrem Kopf wie einen Gesprächsfetzen, den man im Halbschlaf auffängt: Es war ein Gedankenbefehl, ausgesprochen von Gurvon Gyle.
    Fang an …
    Fadah kam aus dem Krankenzimmer. Sie sprach immer noch und drehte sich gerade um, als Elena einen gellenden Warnschrei ausstieß.
    Die Königin wurde von unsichtbaren Kräften gepackt und gegen die Wand geschleudert. Elena warf Handtuch und Kleidung zu Boden und packte Schwert und Dolch. Sie wollte gerade um Hilfe schreien, als ein Feuerstrahl von entsetzlicher Schönheit sich über die Königin ergoss. Einen Moment lang sah Elena in dem grellen Blitz nur Fadahs Knochen, die sich schwarz unter durchsichtigem Fleisch abzeichneten, dann fegte die Druckwelle des Hitzeschwalls sie von den Beinen. Ihr Hinterkopf schlug auf die Holzdielen, alles drehte sich, während Elena verzweifelt versuchte, Halt auf den glatten Dielen zu finden. Flüssiges Feuer schoss über sie hinweg, und als sie wieder aufblickte, war von Königin Fadha nur noch ein kleines Häufchen schwelender Knochen übrig.
    Samir das Inferno trat in einer scharlachroten Robe aus dem Krankenzimmer. Hinter ihm schrien und kreischten die anderen Frauen unter Schock. Er streckte einen Finger aus, ein weiterer Feuerstrahl zerriss die Luft, und die Schreie verstummten. Doch sein Blick war bereits fest auf Elena geheftet. Langsam ging er auf sie zu und zog sein Schwert. Er war ganz in Scharlachrot gekleidet, der Rubin an seinem Hals leuchtete wie der Eingang zu Hel. Als die rote Glut darin auf Samirs Hände übersprang, hätte Elena beinahe laut geschrien vor Angst.
    »Gurvon hat gesagt, ich könnte dich haben, bevor ich dich töte, aber ich wüsste nicht, wozu.« Mit einer plötzlichen Bewegung streckte er einen Finger in Elenas Richtung, und Flammen schossen den Korridor entlang auf sie zu.
    Elena konnte sie mit ihren Schilden abwehren, aber die Hitze drang durch, versengte ihre Füße, Haar und Nachthemd.
    »Du bist nicht mein Typ. Ich sehe mir lieber an, wie du verbrennst.« Samir breitete die Arme aus und sammelte Kraft für den Todesstoß.
    Elena nutzte die Gelegenheit, einen weiteren Schild vor sich aufzuspannen, diesmal von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke, aber leicht in Richtung der Dielen geneigt. Ihre Füße warfen schon Blasen. Es fühlte sich an, als stünde sie auf tausend Nadelspitzen. Ganz langsam ging sie rückwärts, weg von dem Feuermagus, bis sie mit den Schultern die Wand in ihrem Rücken berührte. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah sie noch das Gleißen der Flammen in Samirs Händen, dann hechtete sie zur Seite. Ein glühend weißer Energieblitz raste auf die Stelle zu, an der sie eben noch gestanden hatte, doch die zuckenden Flammen wurden von dem Schild zurückgeworfen und auf die Holzdielen zu Samirs Füßen gelenkt, die sich sofort in Asche auflösten. Sie sah noch Samirs verdutztes Gesicht, als die Flammen ihm entgegenschlugen, dann war er weg, stürzte ins Leere.
    Elena rannte los zu der Treppe, die sie eben erst heruntergekommen war. Sie brüllte, so laut sie nur konnte, um möglichst viele zu warnen.
    Die gesamte Feste wurde aufgeschreckt, alles schrie durcheinander, unten erhob sich Tumult. Mit einem ohrenbetäubenden Krach barst der Boden vor Elena, ein Flammengeysir fuhr von unten durch die Dielen und pulverisierte die Treppe, die sie gerade hatte hinaufrennen wollen – Samir feuerte blind von unten.
    Ihre Gedanken rasten, während Samir zu ihr heraufbrüllte: »Du entkommst mir nicht, Elena!«
    Sie musste sich zwischen ihn und die Kinder stellen. Das war das Einzige, was sie tun konnte. Sie sprang in die Luft und jagte zwei Ellen

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