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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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entfernt, ich konnte sie deutlich sehen, und sie kam schnell näher. Ihr Gesicht war weiß wie ein Totenschädel, ihr Haar hatte die Farbe einer Orange. Hinter ihr stand ein großer Mann mit fahlem Haar, sein Gesicht vollkommen ungerührt. Sie hielten auf den Eingang der Gasse zu, nur ein Stück oberhalb der Dächer, dann begannen die Bogenschützen wieder wahllos draufloszuschießen. Die Gasse war genauso voll mit Menschen, wie unsere es zuvor gewesen war. Und die Leute wussten nicht, was sie erwartete, denn sie hatten die Zerstörung nicht gesehen, die das Skiff angerichtet hatte. Raz küsste Falima und sagte ihr, sie solle hier auf ihn warten, dann rannte er los – auf die Gasse zu, die die Magusfrau jeden Moment zer stören würde. Ich dachte, er wäre wahnsinnig geworden. Höher, als ich es je bei einem Menschen gesehen hatte, sprang er über einen Zaun und dann in ein Fenster im ersten Stock des Gebäudes dahinter! Ich war fassungslos. Ich hatte von Männern und Frauen gehört, die Übermenschliches vollbrachten, wenn sie nur vergaßen, dass das, was sie da taten, eigentlich gar nicht möglich war … aber es mit eigenen Augen zu sehen! Raz verschwand in dem Haus, und ich begriff immer noch nicht, was er vorhatte. Schließlich kam er auf dem Dach wieder heraus, gerade als die Magusfrau mit einem weiteren Krachen begann, die Häuser zum Einsturz zu bringen. Raz stand genau in der Bahn des Skiffs. Falima wollte sich losreißen und ihn zurückholen, ich konnte sie kaum bändigen mit meiner gebrochenen Schulter. Der Lärm der einstürzenden Gebäude und das Geschrei der Menschen, die in der Falle saßen, machten mich beinahe taub. Falima krallte sich an mich, und wie gebannt starrten wir zu Raz hinüber. Er hatte sich einen langen Dachsparren unter den Arm geklemmt und ging in die Hocke. Als das Haus neben seinem zu bröckeln begann, sprang er auf und rannte auf das Skiff zu. Das Nachbarhaus brach zusammen, und das Dach unter Raz’ Füßen gab nach. Falima bedeckte die Augen. Raz erreichte gerade noch rechtzeitig den Rand und sprang ab. Es war das reinste Wunder: Der Balken, den er mitschleppte, war so groß, es hätte vier Männer gebraucht, um ihn auch nur zu tragen, doch Raz flog damit genau auf das Skiff zu! Ich sah, wie er damit die gesamte Besatzung von den Beinen riss, die in die verängstigte Menge darunter stürzte. Ich jubelte, doch die Hexe am Bug schwankte nicht einmal, und auch der Offizier an ihrer Seite stand unerschüttert. Raz musste den Balken loslassen und krachte gegen den Mast des Skiffs. Nur noch die drei waren jetzt an Bord. Raz zog seinen Krummsäbel und stürzte sich auf den Offizier, während die Hexe versuchte, das schwankende Skiff wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es brach zur Seite aus und verlor an Höhe, schlingerte genau auf mich und Falima zu. Ich werde nie vergessen, wie Raz und der Rondelmarer mit seinem Schwert wie von Sinnen aufeinander einschlugen, während das Luftschiff gegen eine Mauer prallte und mit geborstenem Rumpf zu Boden krachte. ›Bleib hier!‹, schrie ich Falima an und kletterte über die Trümmer auf das abgestürzte Schiff zu. Überall um mich herum strömten Dhassaner aus den verschont gebliebenen Gebäuden auf die Straße. Raz hatte sie gerettet, und jetzt packten sie Messer, Speere und Schwerter, alles, was sich als Waffe verwenden ließ, um sich zu rächen an denen, die sie hatten töten wollen. Ich konnte meinen linken Arm kaum gebrauchen, also kletterte ich auf das nächstgelegene Dach und beobachtete von dort aus, wie die Dhassaner sich auf die Magusfrau stürzten. Sie schien starke Schmerzen zu haben, und ich erkannte entsetzt, wie jung sie noch war, vielleicht gerade einmal zwanzig. Sie hatte ein kantiges Gesicht und Sommersprossen auf der blassen Haut. Ihr gelocktes Haar war von Asche durchzogen. Neben ihr kam auch der Offizier wieder auf die Beine und hob sein Schwert, als der erste Dhassaner sie beinahe erreicht hatte. Die Hexe hob die Hände und feuerte einen blauen Blitz auf die Brust des Angreifers ab. Er war nur ein Junge, mit einem Stock bewaffnet. Er wurde in hohem Bogen zurückgeschleudert, aber schon kamen zwei weitere, und wieder verbrannte die Hexe sie mit ihren blauen Blitzen. Einer taumelte heulend rückwärts, aber der andere schaffte es bis zum Skiff, doch der Offizier durchbohrte ihn mit seinem Schwert. Ich war wie gelähmt vor Angst, wagte nicht, mich zu bewegen, aus Furcht, sie könnte mich erblicken und ihre entsetzliche

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