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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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kleine
Hügel unter dem Satin. Ihr Mund ist feucht, rot verschmiert. Sie
stößt ein kleines, zitteriges Lachen aus, schluckt, und
sie atmet immer noch schwer. »Ich hätte nicht gedacht,
daß du so… leidenschaftlich sein würdest, John«,
sagt sie zwischen zwei Atemzügen.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß du so leicht zu
täuschen wärest.«
    Ein bißchen später: »Hier. Hier. Nicht im Bett, da
ist es zu kalt: hier.«
    »Mußt du vorher irgend etwas tun?«
    »Was? O nein, nein. Nur… oh, komm, zieh das verdammte
Jackett aus, Orr… Soll ich dieses Zeug anlassen?«
    »Nun, warum nicht?«
     
    Abberlaine Arrols Körper ist umhüllt von Schwärze,
gegürtet und gerippt mit obsidianfarbener Seide. Ihre
Strümpfe sind an einem seidenen Korselett mit Spitzeneinsatz
befestigt. Ein weiteres Muster aus Ixen läuft als freitragender
Streifen von der Scham bis kurz unterhalb der Stelle, wo ein
separater Büstenhalter aus reiner Seide, transparent wie ihre
Strümpfe, ihre schönen festen Brüste umspannt. Sie
zeigt mir, wo er vorn zu öffnen ist. Ihre Hemdhose –
schwarze Gaze über den tieferen schwarzen Locken –
behält sie an; sie ist locker genug. Wir sitzen zusammen,
küssen uns langsam, bewegen uns nicht gleich, nachdem ich in sie
eingedrungen bin. Sie sitzt auf mir, die bestrumpften Beine um meinen
Rumpf geschlungen, die Arme in den langen Handschuhen fassen unter
den meinen meine Schultern.
    »Deine Verletzungen«, flüstert sie (ich bin ganz
nackt), streichelt die Stellen, wo ich getreten und geschlagen worden
bin, mit einer peinigenden Sanftheit, bei der meine Haare sich
aufrichten.
    »Das macht nichts«, beruhige ich sie, küsse ihre
Brüste (die Brustwarzen sind beinahe nelkenrot, ganz dick und
lang, mit kleinen eingedellten Fältchen und rosa Kräuseln
obendrauf, die Warzenhöfe glatt, erhaben und rund),
»vergiß sie.« Ich ziehe sie zurück, so daß
ich auf dem Stapel meiner abgelegten Sachen und ihrem roten Kleid
liege.
    Ich bewege mich langsam unter ihr, betrachte sie, deren Umrisse
sich vor den Flammen des zischenden Gasfeuers abheben. Abberlaine
hängt in der Luft über mir, reitet auf mir, ihre Hände
auf meiner Brust, den Kopf gesenkt. Der geöffnete
Büstenhalter baumelt wie ihr dichtes schwarzes Haar.
    Ihr ganzer Körper ist eingeschlossen von der Wäsche, ein
absurder Schmuck an ihr, die nichts als allein den Atem braucht, um
begehrenswert zu sein, nur eine bewegende Kraft hinter diesen
Knochen, diesem Fleisch und dem Geist, der alles, was sie ist,
trägt und bewohnt. Ich denke an die Frauen in dem Turm des
Barbaren.
    Ixe, diese Muster innerhalb eines Musters, bedecken ihre Beine,
eine zweite Verschlingung neben unserer eigenen. Die
Zäckchen-Spitze ihrer Hemdhose, das Zickzack-Band, das die Seide
über ihrem Körper festhält, diese Bänder und
Linien, die Arme, die in ihren Futteralen wie bestrumpfte Beine sind,
eine Sprache, eine Architektur. Freitragende Flächen und Rohre,
Aufhängungen, die dunklen Streifen der Strumpfhalter, die ihre
gekurvten Oberschenkel kreuzen, unter der Hemdhose zu den dicken
schwarzen Strumpfrändern hindurchlaufen. Caissons, Bauteile,
weiches Material, dazu bestimmt, das weiche Fleisch zu halten und zu
verbergen und zu enthüllen.
    Sie schreit auf, krümmt ihr Rückgrat, wirft den Kopf
zurück. Das Haar hängt ihr zwischen den
Schulterblättern herunter, die Finger sind gespreizt, die Arme
hinter ihr zu einem V ausgebreitet und gereckt. Ich hebe sie hoch,
werde mir plötzlich meiner selbst in ihr innerhalb dieser
Struktur aus dunklen Materialien bewußt, und als ich mich
anstrenge, ihr Gewicht spüre, wird mir in diesem Augenblick die
Brücke über uns bewußt, die sich mit ihren eigenen
Mustern und Zickzacklinien und massierten Ixen, ihren eigenen
Füßen und Beinen und ausbalancierten Drücken, ihrem
Charakter, ihrer Präsenz und ihrem Leben über uns,
über mir in den grauen Abend erhebt und nach unten preßt.
Ich kämpfe, um dieses zermalmende Gewicht zu stützen –
Abberlaine krümmt sich noch weiter, schreit, faßt meine
Knöchel mit den Händen – fällt dann stöhnend
nieder wie ein zusammenbrechendes Bauwerk. Meine eingedrungene
Ergänzung zu dem Körper des Mädchens (in der Tat ein
Konstruktionsglied) pulsiert in ihrem eigenen kurzen Rhythmus.
    Abberlaine bricht über mir zusammen, keucht und entspannt
sich mit ausgebreiteten Gliedern. Sie liegt auf mir, atmet schwer,
das parfümierte Haar kitzelt meine Nase.
    Mir tut alles weh. Ich bin erschöpft. Ich

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