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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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komme mir vor, als
hätte ich eben die Brücke gefickt.
     
    Ich bleibe in ihr, werde weich, ziehe mich aber nicht zurück.
Nach einer Weile drückt sich mich von innen. Das genügt.
Wir fangen von neuem an, uns zu bewegen, langsamer, behutsamer.
     
    Später im Bett, das kalt war, sich aber schnell erwärmt,
entferne ich sorgsam das ganze schwarze Material (dessen Wirkung, wie
wir finden, zum Teil darin besteht, daß es Stellen für ein
konzentriertes Programm von Liebkosungen genauer bezeichnet). Dieses
letzte Mal dauert am längsten und enthält, wie die besten
Werke, viele verschiedene Bewegungen und Tempowechsel. Doch der
Höhepunkt enttäuscht mich. Er ist aus irgendeinem Grund
schlimmer als freudlos, er erzeugt Furcht und Entsetzen.
    Sie ist unter mir. Ihre Arme umfassen meinen Rücken. Kurz vor
dem Ende umschlingt sie mich mit ihren schlanken, kräftigen
Beinen, schiebt an meinem Rumpf und meinem Kreuz.
    Mein Orgasmus ist nichts, eine Sache der Drüsen, ein
irrelevantes Signal aus der Provinz. Ich schreie auf, aber nicht aus
Lust und nicht einmal aus Schmerz. Dieses Greifen, dieser Druck,
dieses Fesseln meiner Person, als sei ich der Körper, der
angekleidet, umhüllt, gegürtet und parzelliert,
geschnürt und gewickelt werden muß, schickt ein Krachen
durch mein Gehirn: eine Erinnerung. Alt und frisch, lebendig und
verwest gleichzeitig, die Hoffnung auf und die Furcht vor Befreiung
und Gefangennahme, Tier und Maschine und ineinandergreifende
Strukturen, ein Anfang und ein Ende.
    Gefangen. Zermalmt. Kleiner Tod und diese Befreiung. Das
Mädchen hält mich wie ein Käfig.
     
    »Ich muß gehen.« Sie kommt mit ihren Kleidern vom
Feuer zurück und streckt mir die Hand entgegen. Ich nehme die
Hand, drücke sie. »Ich wollte, ich könnte
bleiben.« Traurig hält sie ihre paar dünnen
Kleidungsstücke an ihren hellen Körper.
    »Ist schon recht.«
    Ein paar Stunden. Ihre Familie erwartet sie jetzt. Sie zieht sich
an, pfeift, sich dessen nicht bewußt. Von weit entfernt
erklingt ein Nebelhorn. Hinter den Fensterläden ist es ganz
dunkel.
    Ein schneller Abstecher ins Bad. Sie findet einen Kamm, schwenkt
ihn triumphierend. Ihr Haar ist hoffnungslos verfilzt, und sie
muß geduldig sein, sich im Mantel auf die Bettkante setzen,
während ich ihr Haar sorgfältig auskämme und wieder
glatt mache. Sie wühlt in einer Manteltasche, bringt ein
Päckchen dünner Zigarren und ein Streichholzheft zum
Vorschein. Sie kraust die Nase.
    »Diese ganze Wohnung riecht nach Sex«, verkündet
sie und nimmt eine Zigarre heraus.
    »Das ist klar.«
    Sie dreht sich um, sieht mich an, hält mir das
Zigarrenpäckchen hin. Ich schüttele den Kopf. »Hmm.
Widerwärtiges Benehmen.« Sie steckt sich die Zigarre an.
Ich kämme ihr Haar, entferne langsam die entstehenden Zotteln.
Sie bläst Rauchringe, graue O’s, gegen die Decke. Sie legt
eine Hand auf meine, folgt deren Bewegungen mit dem Kamm. Sie
seufzt.
    Ein Kuß, bevor sie geht, das Gesicht gewaschen, der Atem
duftend von grauem Rauch. »Ich würde bleiben, wenn ich
könnte«, versichert sie mir.
    »Mach dir keine Gedanken. Du warst eine Weile hier, du bist
überhaupt gekommen.« Ich würde gern mehr sagen, aber
ich kann nicht. Dieser Schrecken, zermalmt zu werden, gefangen zu
sein, sitzt tief in mir wie ein immer noch widerhallendes Echo. Sie
küßt mich.
     
    Als sie fort ist, liege ich eine Weile in dem großen,
abkühlenden Bett und lausche auf die Nebelhörner. Eins ist
ganz in der Nähe. Vielleicht kann ich die ganze Nacht nicht
schlafen, wenn der Nebel sich nicht auflöst. Eine schwache, sich
auflösende Spur von Rauch liegt in der Luft. Die
mißfarbenen Ringe im Gips der Decke sehen aus, als hätte
Abberlaine Arrols Zigarre Rauchringe eingebrannt. Ich atme tief ein,
versuche, die letzten Spuren ihres Parfums einzusaugen. Sie hat
recht; die Wohnung riecht nach Sex. Ich habe Hunger und Durst. Der
Abend ist noch nicht weit fortgeschritten; ich stehe auf und nehme
ein Bad. Dann ziehe ich mich langsam an. Ich fühle mich angenehm
müde. Ich habe die Lampen ausgeschaltet und die Eingangstür
bereits geöffnet, als ich den Lichtschein sehe, der aus einer
Tür auf der anderen Seite des vollgestopften Raums dringt. Ich
schließe die Eingangstür und gehe nachsehen.
    Es ist eine alte Bibliothek mit leeren Brettern. An dem einen Ende
ist ein Fernsehschirm, eingeschaltet. Mir ist, als schlage mein Herz
irgendwo in meinem Hals, aber dann stelle ich fest, daß das
Bild nicht das übliche ist. Der

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