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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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großartig aus. Du könntest alles tun…«
    »Ich will aber nicht alles tun, Mack. Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit.«
    »Wieso?«
    »Sie macht mir Spaß. Ich ziehe mich gerne hübsch an, ich trinke gerne Gin, ich flirte gerne. Ich bestehle dumme Männer, die mehr Geld haben, als ihnen zusteht. Es ist eine spannende, ziemlich leichte Arbeit, bei der ich zehnmal soviel verdiene wie als Schneiderin, kleine Ladenbesitzerin oder Serviererin im Kaffeehaus.«
    Mack war schockiert. Er hatte fest damit gerechnet, daß Cora sagen würde, sie stehle, weil ihr nichts anderes übrigbleibe. Daß sie ihre Arbeit mochte, stellte seine Erwartungen auf den Kopf. »Ich kenne dich echt noch nicht«, sagte er.
    »Du bist ein cleverer Bursche, Mack, aber du hast wirklich keine Ahnung.«
    Unvermittelt tauchte Peg auf, blaß, mager und übermüdet wie  immer. »Hast du schon gefrühstückt, Peg?« fragte Mack.
    »Nein«, sagte sie und setzte sich. »Ich hätte gerne einen Gin.«
    Mack winkte dem Kellner. »Eine Schüssel Porridge mit Sahne, bitte.«
    Peg zog ein Gesicht, als das Essen kam, machte sich aber mit Heißhunger darüber her.
    Ihre Schüssel war noch nicht leer, als plötzlich Caspar Gordonson das Kaffeehaus betrat. Mack freute sich über sein Erscheinen; er hatte schon erwogen, in der Fleet Street vorbeizuschauen, um mit ihm über die Verschwörung der Schiffseigner und den möglichen Streik zu sprechen. Jetzt berichtet er ihm in groben Zügen über die Ereignisse des Tages. Der etwas schmuddelig gekleidete Anwalt hörte ihm zu und nippte ab und zu an einem Glas Brandy.
    Je länger Mack sprach, desto besorgter wurde Gordonsons Miene. Als Mack fertig war, ergriff er das Wort und sagte mit seiner hohen Fistelstimme: »Eines muß Ihnen klar sein, McAsh: Unsere Herrschenden haben Angst. Und zwar nicht nur der
    königliche Hof und die Regierung, sondern die gesamte Oberschicht: die Herzöge und Grafen, die Ratsherren, Richter, Kaufleute und Grundbesitzer. Dieses Gerede über die ›Freiheit‹ geht ihnen auf die Nerven. Die Hungerunruhen im letzten und vorletzten Jahr haben ihnen gezeigt, wozu das Volk fähig ist, wenn es in Rage gerät.«
    »Ausgezeichnet!« sagte Mack. »Dann müßten sie ja unsere Forderungen erfüllen!«
    »Nicht unbedingt. Sie fürchten, daß ihr dann immer höhere Ansprüche stellen werdet. In Wirklichkeit suchen sie nach einem Vorwand, Truppen auf die Straße zu schicken und auf das Volk zu schießen.«
    Mack erkannte, daß hinter Gordonsons Erklärungen die nackte Angst saß. »Brauchen sie denn überhaupt einen Vorwand?« fragte er.
    »O ja, und zwar wegen John Wilkes. Er ist ein echter Stachel in ihrem Fleisch. Er wirft der Regierung despotisches Verhalten vor. Sobald man mit Truppen gegen das Volk vorgeht, werden Tausende von Bürgern aus dem Mittelstand sagen: ›Also hat Wilkes doch recht gehabt! Diese Regierung ist eine Tyrannei.‹ Und all diese Ladenbesitzer, Silberschmiede und Bäcker sind auch Wählerstimmen.«
    »Und was für einen Vorwand braucht die Regierung?«
    »Sie wollen, daß Sie und Ihresgleichen die Mittelschichten mit Gewalt und Aufruhr verschrecken. In diesem Fall wird ihnen jede Redefreiheit egal, und sie haben nur noch die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Kopf. Und wenn in einer solchen Lage die Armee eingreift, seufzt der Mittelstand bloß erleichtert auf, anstatt sich zu empören.«
    Gordonsons Ausführungen faszinierten Mack, beunruhigten ihn aber auch. Diese Seite der Politik kannte er noch nicht. Er hatte schon öfter über hochgestochene Theorien diskutiert, die er aus Büchern kannte, und war selbst hilfloses Opfer ungerechter  Gesetze gewesen. Was Gordonson jetzt erzählte, lag irgendwo dazwischen. Es war der Bereich, in dem gegensätzliche Kräfte in ständigem Wechselspiel miteinander rivalisierten und taktische Finessen den Ausschlag geben konnten. Das ist die wahre Politik, dachte Mack, und sie ist gefährlich.
    Gordonson war eine solche Faszination nicht anzumerken: Er war nur besorgt. »Ich habe Sie da hineingezogen, Mack«, sagte er. »Wenn Sie dabei umkommen, belastet Ihr Tod mein Gewissen.«
    Seine Sorge steckte Mack an. Vor vier Monaten war ich noch ein einfacher Kumpel im Kohlebergwerk, dachte er. Jetzt bin ich ein Feind der Regierung und stehe auf ihrer Abschußliste. Habe ich das etwa provoziert?
    Aber Malachi McAsh wußte auch, daß er eine große Verpflichtung hatte. So wie Gordonson sich für ihn verantwortlich fühlte, fühlte er sich für die

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