Die Brücken Der Freiheit: Roman
um, der ihn hinausrudern konnte. Die Unternehmer warteten gewohnheitsgemäß in ihren Schenken, bis die Kapitäne bei ihnen auftauchten und nach einer Löschgang fragten. Mack und seine Leute begaben sich dagegen direkt zu den Kapitänen. Das sparte Zeit und sicherte ihnen die Aufträge.
Das Schiff, zu dem Mack sich bringen ließ, war die Prince of Denmark. Er kletterte an Bord. Die Mannschaft hatte Landgang. Auf dem Deck saß nur ein alter Matrose, der seine Pfeife rauchte. Er führte Mack zur Kapitänskajüte. Der Skipper saß am Tisch. Mit einem Federkiel machte er Eintragungen ins Logbuch, eine Arbeit, die ihm offensichtlich recht schwerfiel. »Einen guten Tag wünsche ich Ihnen, Kapitän«, sagte Mack und lächelte freundlich. »Ich bin Mack McAsh.«
»Was gibt's?« brummte der Mann mürrisch und bot Mack keinen Sitzplatz an.
Mack sah über den Affront hinweg. Schiffskapitäne waren nie besonders höflich. »Wollen Sie Ihr Schiff morgen schnell und zuverlässig entladen haben?« fragte er.
»Nein.«
Das war nun doch etwas überraschend. Mack überlegte, ob ihm vielleicht jemand zuvorgekommen war. »Wer entlädt es Ihnen denn?« fragte er.
»Das geht Sie einen feuchten Kehricht an, Mann!«
»Es geht mich sehr wohl etwas an. Aber wenn Sie's mir nicht sagen wollen, bitte. Ich werde es schon von jemand anders erfahren.«
»Auf Wiedersehen!« sagte der Kapitän.
Mack runzelte die Stirn. Es widerstrebte ihm, zu gehen, ohne zu wissen, was hier vorgefallen war. »Was, zum Teufel, ist denn mit Ihnen los, Kapitän? Habe ich Sie beleidigt?«
»Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, junger Mann. Tun Sie mir einen Gefallen und verschwinden Sie jetzt.«
Ein unbehagliches Gefühl beschlich Mack. Er wußte auf die Worte des Kapitäns nichts mehr zu erwidern und ging. Schiffskapitäne waren ein notorisch übellauniges Völkchen vielleicht, weil sie immer so lange von ihren Frauen getrennt waren.
Unweit der Prince of Denmark ankerte ein weiteres Kohleschiff, die Whitehaven Jack. Die Mannschaft war noch damit beschäftigt, die Segel festzumachen und das Tauwerk aufzuschießen. Mack entschied sich für einen zweiten Versuch und ließ sich hinüberrudern. Der Kapitän stand auf dem Achterdeck und befand sich in Begleitung eines jungen Gentlemans mit Schwert und Perücke. Mack grüßte mit gelassener Höflichkeit, von der er wußte, daß sie am ehesten dazu geeignet war, das Vertrauen anderer Leute zu gewinnen. »Kapitän - Sir. Einen guten Tag Ihnen beiden.«
Dieser Kapitän war höflich. »Guten Tag. Dies hier ist Mr. Tallow, der Sohn des Schiffseigners. Was führt Sie zu mir?«
»Möchten Sie, daß Ihr Schiff morgen von einer schnellen, nüchternen Löschgang entladen wird?«
Der Kapitän und der Gentleman antworteten gleichzeitig.
»Ja«, sagte der Kapitän.
»Nein«, sagte Tallow.
Der Widerspruch überraschte den Kapitän. Er sah Tallow fragend an. Der junge Mann wandte sich an Mack und fragte: »Sie sind McAsh, oder?«
»Ja. Ich glaube, die Schiffskapitäne begreifen meinen Namen allmählich als Garantie für gute Arbeit…«
»Wir wollen Sie nicht«, sagte Tallow.
Die zweite Zurückweisung ärgerte Mack. »Warum nicht?« fragte er herausfordernd.
»Wir arbeiten schon seit Jahren mit Harry Nipper von der Bratpfanne zusammen und hatten bisher nie irgendwelche Schwierigkeiten.«
Der Kapitän unterbrach ihn: »Also, nie würde ich nicht unbedingt sagen.«
Tallow bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
»Es ist unfair, die Männer dazu zu zwingen, ihren Lohn zu versaufen«, sagte Mack.
Tallow spielte den Beleidigten. »Ich streite mich nicht mit Leuten wie Ihnen herum. Wir haben keine Arbeit für Sie. Verschwinden Sie jetzt!«
Mack gab noch nicht auf. »Wieso wollen Sie Ihre Schiffe in drei Tagen von einem betrunkenen und randalierenden Trupp entladen lassen, wenn meine Männer es viel schneller und besser schaffen?«
»Das frage ich mich auch«, sagte der Kapitän, der keinen übertriebenen Respekt vor dem Sohn des Schiffseigners zeigte.
»Was unterstehen Sie sich? Ich lasse mich nicht verhören, von keinem von Ihnen!« Tallow versuchte seine Würde hervorzukehren, war aber ein bißchen zu jung dafür.
Ein böser Verdacht keimte in Mack auf. »Hat Ihnen jemand gesagt, daß Sie meinen Trupp nicht anheuern sollen?« Ein Blick in Tallows Gesicht genügte, um seine Vermutung zu bestätigen.
»Kein Mensch hier auf dem Fluß wird Ihren, Rileys oder Charlie Smith' Trupp anheuern«, sagte Tallow
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