Die Brücken Der Freiheit: Roman
begann er seitwärts aus dem Sattel zu gleiten. Mit einem letzten kräftigen Ruck zog
McAsh ihn endgültig von seinem Pferd herunter.
Jetzt fürchtete Jay Jamisson um sein Leben.
Es gelang ihm, auf beiden Füßen zu landen. Im gleichen Augenblick spürte er McAshs Hände an seiner Gurgel. Er holte mit dem Schwert aus, doch noch ehe er zustoßen konnte, senkte McAsh den Kopf und rammte seinem Widersacher mit brutaler Wucht den Schädel ins Gesicht. Sekundenlang konnte Jay nichts mehr sehen. Dann spürte er heißes Blut auf seinem Gesicht. Wild fuchtelte er mit dem Schwert in der Luft herum, traf auch auf irgendeinen Widerstand und dachte schon, er habe seinen Gegner getroffen. Aber der eisenharte Griff um seinen Hals wurde nicht schwächer. Als seine Sehkraft zurückkehrte und er imstande war, McAsh in die Augen zu blicken, erkannte er dort die reine Mordlust. Sein Entsetzen war grenzenlos, und hätte er reden können, so hätte er um Gnade gefleht.
Erst jetzt wurde einer seiner Leute auf die Notlage seines Befehlshabers aufmerksam. Er schwang seine Muskete, und der Kolbenhieb traf McAsh am Ohr. Vorübergehend lockerte sich der Würgegriff um Jays Hals, dann zog er sich enger zusammen denn je. Der Soldat holte zum zweiten Schlag aus. McAsh versuchte, ihm auszuweichen, war jedoch nicht schnell genug. Der schwere Holzkolben traf Macks Kopf so hart, daß man den Schlag über den Kampfeslärm hinaus hören konnte. Für Sekundenbruchteile verstärkte sich der Würgegriff, und Jay schlug um sich wie ein Ertrinkender. Doch dann verdrehte Mack die Augen, seine Hände glitten von Jays Hals, und er brach bewußtlos zusammen.
Jay stützte sich auf sein Schwert und rang nach Luft. Langsam überwand er den Schock. Sein Gesicht brannte wie Feuer; er war fest überzeugt, daß seine Nase gebrochen war. Doch als sein Blick auf den Mann fiel, der zusammengekrümmt vor ihm auf dem Boden lang, empfand er nichts als tiefe Befriedigung.
Kapitel 1 1
LIZZIE TAT IN DIESER NACHT KEIN AUGE zu. Jay hatte ihr gesagt, daß es zu Unruhen kommen könne, und so saß sie in ihrem Schlafzimmer und wartete auf ihn. Auf ihren Knien lag ein aufgeschlagener, aber ungelesener Roman. In den frühen Morgenstunden kam Jay endlich na ch Hause. Er war über und über mit Blut und Dreck verschmiert und trug einen Verband über der Nase. Sie war so froh über sein Erscheinen, daß sie ihn sofort umarmte und an sich drückte, obwohl sie damit ihr weißes Seidenkleid ruinierte.
Sie weckte das Personal und bestellte heißes Wasser. Während Jay ihr stockend berichtete, was in Wapping vorgefallen war, half sie ihm aus seiner verschmutzten Uniform, wusch seine Wunden und sorgte für ein sauberes Nachthemd.
Später - sie lagen Seite an Seite in ihrem großen Ehebett fragte Lizzie. »Glaubst du, daß man McAsh hängen wird?«
»Ich hoffe es jedenfalls«, sagte Jay und tastete mit dem Finger über seinen Nasenverband. »Wir haben Zeugen, die gesehen haben, daß er die Menge zur Gewalt aufrief und persönlich unsere Offiziere angriff. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er in dem gegenwärtig herrschenden Klima einen milden Richter findet. Wenn er einflußreiche Freunde hätte, die sich für ihn einsetzen würden, sähe die Sache anders aus.«
Lizzie runzelte die Stirn. »Mir kam er nie sonderlich gewalttätig vor. Widerborstig, ungehorsam, frech, arrogant - ja, aber kein brutaler Schläger.«
Ein selbstzufriedenes Grinsen lag auf Jays Miene. »Da kannst du sogar recht haben. Aber so, wie wir das eingefädelt haben, hatte er keine andere Wahl.«
»Was willst du damit sagen?«
»Sir Philip Armstrong hat mich und meinen Vater heimlich im Kontor besucht. Er wollte McAsh wegen Aufruhrs verhaften lassen und erteilte uns praktisch den Auftrag dazu. Also haben Lennox und ich einen Aufruhr arrangiert.«
Lizzie war entsetzt. Daß Mack mit voller Absicht provoziert worden war, verstärkte ihr Unbehagen gewaltig. »Ist Sir Philip mit eurer Arbeit zufrieden?«
»Und ob! Auch Oberst Cranbrough war von meiner Vorgehensweise beeindruckt. Ich kann jetzt mit tadellosem Ruf aus der Armee ausscheiden.«
Jay liebte sie dann, doch Lizzie war zu beunruhigt, um seine Zärtlichkeiten genießen zu können. Normalerweise tollte sie ausgelassen auf dem Bett herum, war mal über, mal unter ihm, probierte immer wieder neue Stellungen aus, lachte, schwatzte und tauschte Küsse mit ihm. Daß sie sich diesmal ganz anders verhielt, konnte Jay natürlich nicht entgehen. Als es vorüber
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